18. März 2020

Geistliches Wort der Heimatkirche

In Zeiten der Krise haben die Siebenbürger Sachsen und ihre Kirche stets zueinander gestanden. Da in vielen Kirchengemeinden der Gliedkirchen Deutschlands vorläufig keine Gottesdienste mehr gefeiert werden, veröffentlicht die Siebenbürgische Zeitung für die, denen der Kirchengang wichtig ist, wöchentlich ein geistliches Wort der Heimatkirche, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Das geschriebene Wort ersetzt den lebendigen Gottesdienst nicht, kann aber für alle, die zu Hause bleiben müssen, Trost und Impuls zugleich sein.
4. Woche vor Ostern (Okuli)
Als Jesus mit seinen Jüngern auf dem Wege war, sprach einer zu ihm: Ich will Dir folgen, wohin Du auch gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9, 57 - 64)
In dem ehemals untertänigen Dorf Blutroth ...
In dem ehemals untertänigen Dorf Blutroth (rumänisch Bergin, ungarisch Berve) wurde 1900 eine neue Kirche erbaut. Sie hat ein für Siebenbürgen untypisches Aussehen. Erst der später erbaute Glockenturm lässt sie als Gotteshaus erkenntlich werden. Die von Karlsburg (Alba Iulia) zu erreichende Gemeinde zählt heute 23 evangelische Bewohner. Foto: Stefan Bichler
Schwestern und Brüder!

Ein verzweifelter Patient sagte zu seinem Psychiater: „Wohin ich auch gehe, immer muss ich mich mitnehmen, und das verdirbt mir jeden Spaß.“ Wovor du auch wegläufst und wonach du dich sehnst, beides ist in dir.

Es geht gar nicht anders. Wir nehmen uns immer mit. Wir nehmen uns mit, mit unseren Stärken und Schwächen, mit unseren Hoffnungen und Ängsten – überallhin. Wir tun es auch diese Tage. Das taten auch die Menschen, die den Messias ansprachen und mit ihm mitgehen wollten. Da waren drei, mit denen er ins Gespräch über die Nachfolge kam. Der eine erschrak vor der Härte der Anforderung, der zweite konnte sich von seiner Familienpflicht nicht lösen, der dritte war in ehrsamen Tradition gefangen. Somit konnte sich letztlich keiner der drei überwinden mitzugehen.

Aber unter dem Strich kam es bei jedem auf die gleiche Herausforderung heraus. Jeder bejahte das Ziel, aber: sie hätten sich auf die Wanderschaft selbst mitnehmen müssen. Ihr ICH, mit den Prägungen der Tradition, der Pflichten und der Angst vor Herausforderungen und … und… Und das war ihnen zu viel.

Auch in den heutigen Zeiten müssen wir uns mitnehmen: in jede Begegnung, in jeden Online-Kommentar, in jedes Telefongespräch und auch in jede Isolation. Überallhin. Es war nie leicht, mit sich selber allein zu sein. Es ist auch nicht leicht, nur mit den immer gleichen Menschen umgeben zu sein. Immer die gleichen Abläufe, die gleichen Gespräche, die gleichen Ängste. Da wird das Ich lauter und lauter. Je weniger um mich herum, desto mehr vom eigenen Ich.
Pfarrer Dr. Stefan Cosoroaba, Referent für ...
Pfarrer Dr. Stefan Cosoroaba, Referent für institutionelle Zusamenarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien
Liebe Freunde, wir lesen und hören es überall. Nehmen wir die jetzige Zeit der gesellschaftlichen Stille als ein Chance wahr, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Sonst rufen wir immer gehetzt: „Ich hab keine Zeit!“ Und wir haben tatsächlich immer wenig Zeit für die grundlegenden, tiefen Dinge des Lebens. Jetzt haben wir die Zeit – Das Leben wird auch nach diesem Stillstand weitergehen. Wir können aber die Zeit nutzen, den „Spaßverderber“ in uns in einen „Hoffnungsträger“ zu verwandeln.

Herr Gott, Himmlischer Vater, schenke uns Mut und frohe Hoffnung,
dass die kommende Zeit eine Zeit der sinnvollen Ruhe werde,
dass unser innerstes Ich uns nicht hindere, sondern vielmehr eine Stärkung sei,
dass unsere Familien und Freunde gut behütet bleiben. Amen


Lied EG 299: „Jesu geh voran“ (YouTube)

Eine gesegnete und ruhige Woche von Seiten der Heimatkirche!

Pfr. Stefan Cosoroabă

Schlagwörter: Geistliches Wort, Kirche und Heimat, EKR

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