31. März 2024

In das Dunkel des Karfreitags leuchtet das Osterlicht

Geistliches Wort zu Ostern 2024: In die Dunkelheit von Leid und Trauer leuchtet das österliche Licht der Auferstehung zu neuem Leben. Wie ist das zu verstehen? Dazu kann uns das Bild „Kreuzigung Christi in siebenbürgischer Landschaft“ verhelfen, das der bekannte Kronstädter Maler Hans Eder (1883-1955) gemalt hat.
Hans Eder Kreuzigung Christi in siebenbürgischer ...
Hans Eder Kreuzigung Christi in siebenbürgischer Landschaft (1933). Öl auf Leinwand, Bischofszimmer Hermannstadt (ein sehr ähnliches Bild mit dem gleichen Motiv besitzt das Pfarramt in Kronstadt). Nicht zu übersehen die Anklänge an die Berge um Kronstadt. Am 19. April 2023 jährte sich der 140. Geburtstag des großen Kronstädter Malers. Foto: Konrad Klein
Dieses Bild ist aus mehreren Gründen ungewöhnlich. Die Mehrzahl der Maler stellt die Kreuzigung Christi im Heiligen Land, so wie sie es sich vorstellten, dar. Hans Eder verlegt die Kreuzigung Christi, wie es der Titel des Gemäldes schon aussagt, bewusst in eine siebenbürgische Landschaft. Sie ist vor allem erkennbar am Hintergrund: es sind die hohen Kronstädter Berge. Dadurch wollte der Maler wohl sehr eindrücklich zum Ausdruck bringen, dass die Kreuzigung Christi nicht nur vor langer Zeit und in einer weit entfernten Welt für die damals dort lebenden Menschen geschah, sondern auch für uns, Siebenbürger, hier und heute.

Authentisch wirken auch die Personen, die unter dem Kreuz Christi stehen. Sie tragen Trauerkleidung, die Männer tragen schwarze Stiefel, wie früher auch bei uns üblich. Es sind nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Kinder dabei. Ihre Häupter sind andächtig gesenkt und ihre Blicke nach unten gerichtet, so wie man vor einem Grab steht, in das ein Gestorbener zur letzten Ruhe gelegt wird. Ihre Hände sind andächtig gefaltet.

Diese Menschen stehen für uns alle, die wir Leid und Trauer in vielfacher Gestalt erleben. Es ist im Besonderen die Trauer um heimgegangene, liebe Menschen. Es sind aber auch schwere Krankheit, Schmerzen, Enttäuschungen, verlorene Hoffnungen, Erfahrungen von Bosheit und wohl auch das Leiden an dem Zustand unseres Landes und unserer Welt sowie die scheinbare Aussichtslosigkeit. Darauf sind unsere Blicke gerichtet. Sie ziehen unsere Blicke nach unten und wir schauen wie gebannt auf sie.

Jesus Christus hat diese Leiden auf sich genommen, den Tod durchlitten und sein Leben hingegeben. Unsere Leiden sind auch seine Leiden. So sind wir gerade in diesen vielfältigen Leiden nicht allein. Im Bild kommt das dadurch zum Ausdruck, dass der Gekreuzigte inmitten der Menschen ist und nicht hoch über ihnen hängt. Wir haben einen, der mit uns mitleidet und mitstirbt. Das ist die bleibende Botschaft des Karfreitags.

Nun berichtet das Markusevangelium, dass sich, während Jesus am Kreuz hing, eine dreistündige Finsternis über das Land ausbreitete, es war wohl eine Sonnenfinsternis. Daher hätte man erwarten dürfen, dass auch das Bild von der Kreuzigung Jesu diese ganze Szene dunkel darstellt. Doch das Gegenteil ist der Fall! Das ist ungewöhnlich. Nicht die Dunkelheit dominiert die Szene, sondern das die Dunkelheit durchdringende Licht! Seine Strahlen erhellen den Himmel und tauchen die Berge wie die ganze Landschaft in helles, warmes, goldenes Licht. Dieses Licht fällt auch auf das Kreuz und auf die darunter stehenden Menschen. Es erhellt auch ihre Trauerkleidung, die nun nicht mehr schwarz erscheint. Es durchdringt das ganze furchtbare Geschehen und nimmt ihm seinen Schrecken, seine vermeintlichen Endgültigkeit.

Dieses Licht geht, genau gesehen, von dem gekreuzigten Christus aus. Es ist das Licht des anbrechenden Ostermorgens, das Licht der Auferstehung Jesu Christi zu neuem Leben. Über dem Dunkel des Leides, des Todes und der Trauer geht die Ostersonne auf. Dadurch, dass Jesus Christus zu neuem Leben auferstanden ist, haben nicht mehr Leiden, Bosheit, Tod und Trauer das letzte Wort, sondern das Leben – ein Leben, das die irdischen Dimensionen transzendiert.

Nunmehr steht unsere Welt und auch unser Leben nicht im Zeichen des Todes, sondern im Zeichen dieses Osterlichtes. Das ist Grund für Hoffnung, Zuversicht und Freude.

Mögen auch wir davon erfüllt werden und möge es auch für uns Ostern werden.

Berthold W. Köber

Schlagwörter: Ostern, Geistliches Wort, Eder

Bewerten:

21 Bewertungen: +

Neueste Kommentare

  • 31.03.2024, 15:13 Uhr von Johann Kremer: lieber Berti, vielen herzlichen Dank für Deine wieder einmal tröstenden Worte. Sie bestärken uns ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.