26. September 2020

Späte symbolische Geste: Anerkennungsleistung für deutsche Zwangsarbeiter abgeschlossen

Anlässlich der letzten Beiratssitzung zur Anerkennungsleistung an ehemalige zivile deutsche Zwangsarbeiter (AdZ) erklärte Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), am 21. September in einer Pressemitteilung: „Vergangene Woche wurde symbolisch der letzte Bescheid für die Anerkennungsleistung an ehemalige zivile deutsche Zwangsarbeiter verliehen. Mehr als vier Jahre Verwaltungsarbeit, mehr als 46000 Anträge und mehr als 80 Prozent davon mit positivem Bescheid: Fast ein Menschenleben nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen diese Zahlen, dass dieses Schicksal ein Massenphänomen war.
Symbolische Übergabe der Anerkennungsleistung ...
Symbolische Übergabe der Anerkennungsleistung 2016 im Bundesministerium des Innern, von links: Rainer Hoffstedde (BVA), Maria Dierkes (BVA), BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB, Johann Till, Elisabeth Till, Bundesbeauftragter Koschyk MdB, Vorsitzender der Gruppe Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Klaus Brähmig MdB, Dr. Sebastian Klappert (BMI), Tina Tawackolian (BMI) und der zuständige Abteilungsleiter im BMI, Dr. Jörg Bentmann (Quelle: BMI)
Mit der Anerkennungsleistung gelang eine späte symbolische Geste an die noch lebenden Betroffenen, die ganz überwiegend positiv empfunden wurde. Daher bin ich besonders dankbar, dass alle staatlich Verantwortlichen – vom Deutschen Bundestag über das Bundesministerium des Innern bis hin zum Bundesverwaltungsamt – hier von Anfang bis Ende an einem Strang gezogen haben. Darüber hinaus danke ich all jenen im BdV, die sich von Beginn an und zum Teil bis heute dafür einsetzen, das schwere Schicksal dieser Menschen dem Vergessen zu entreißen, die stellvertretend für die Verbrechen Nazi-Deutschlands zu Opfern von Racheakten wurden. Gerade auch die vertriebenen Frauen und der Arbeitskreis deutsche Zwangsarbeiter haben sich hierbei große Verdienste erworben.

Mit der Anerkennungsleistung wurden wichtige Impulse für die weitere Aufarbeitung des Themas geliefert. Ergebnis dessen ist etwa die Ausstellung ,In Lagern – Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955‘ unserer Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen, ein Anwachsen unserer BdV-Zeitzeugendatenbank in diesem Bereich, aber auch viele biografische Veröffentlichungen der letzten Jahre.

Außerdem ist es gut, dass sich der Beirat zur AdZ-Richtlinie erfolgreich für einen Übergang der Akten ans Bundesarchiv eingesetzt und somit grundlegende Forschung ermöglicht hat. Dies alles zeigt: Das Sonderschicksal ziviler deutscher Zwangsarbeiter wird langsam als selbstverständlicher Teil unserer deutschen Erinnerungslandschaft wahrgenommen“, so die Presseerklärung von Bernd Fabritius. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), sagte, das Zwangsarbeiterschicksal von Deutschen sei ein besonderes Opfer gewesen, das über die allgemein erlittenen Folgen des Krieges deutlich hinausgehe. „Die ehemaligen deutschen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter haben einen Anspruch darauf, dass wir die Erinnerung an ihr furchtbares Leid wachhalten“, erklärte er.

Nach einem im November 2015 vom Bundestag verabschiedeten Gesetz konnten die ehemaligen deutschen Zwangsarbeiter einen symbolischen Anerkennungsbetrag von 2500 Euro erhalten. Die Richtlinie sah Zahlungen an Zivilpersonen vor, die wegen ihrer deutschen Staatsangehörigkeit oder Volkszugehörigkeit zwischen dem 1. September 1939 und dem 1. April 1956 für eine ausländische Macht Zwangsarbeit leisten mussten. Die Anträge konnten bis zum 31. Dezember 2017 gestellt werden und wurden vom Bundesverwaltungsamt bearbeitet.

Schlagwörter: Zwangsarbeiter, Entschädigung, BdV, Fabritius, Politik

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