20. Dezember 2020

Vier Weihnachtslichter leuchten für Schloss Horneck

20.000 qm umbauter Raum – das entspricht dem Umbau von 80 Einfamilienhäusern, 100 Tonnen entsorgter Bauschutt, 40 km neu gelegter Elektrokabel, 10.000 qm Wandanstrich – Zahlen zeigen das Ausmaß des Umbauprojektes Schloss Horneck. Es hat laut geholpert und gepoltert auf Schloss Horneck, monatelangen Lockdown gab es obendrein. Für Architekten, Planer, Handwerker, Angestellte, Ehrenamtliche gab es 2020 besonders harte Arbeitszeiten, oft bis zum Rande der Erschöpfung, und oft lagen auch die Nerven blank. Wo versteckte sich das Licht, die Hoffnung und jetzt auch Weihnachten in diesem Jahr? Vier Weihnachtslichter leuchten trotz der Hindernisse im Jahr 2020 für Schloss Horneck.
Schloss Horneck in weihnachtlichem Glanz. Foto: ...
Schloss Horneck in weihnachtlichem Glanz. Foto: Lisa Carbone
Die Kennzahlen des Umbaus lassen jeden demütig werden, auch uns, die wir mitgearbeitet haben. Im Marketing gibt es auch Zahlen: 65 Presseartikel, 18 Rollups, vier Infobroschüren, zwei aufwendige Werbefilme, hohe Social-Media-Präsenz mit neuem Youtube-Kanal, Spendenakquise von 420.000 Euro in zwölf Monaten für Zimmer- und Raumeinrichtungen, eine Live- und eine digitale Eröffnung des Kultur- und Begegnungszentrums, die Eröffnung des Schlosshotels, ein erstes KulturWochenende; alle Events unter pandemiebedingten Auflagen. Detaillierte Abrechnungen und Abnahme der Baustelle seitens der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Oberfinanzdirektion, des Staatlichen Hochbauamtes und des Landesdenkmalamtes erfolgen Ende 2020 und im Jahr 2021.

So begann das Jahr 2020: Ab Februar legte sich die Corona-Pandemie wie eine bleierne, zähe, düstere Wolke über das Schloss, verzögerte und lähmte alles, was so dynamisch begann. Vieles, was fertig geplant war, musste teurer oder neu geplant werden. Lieferungsengpässe, Quarantäne in Handwerkerfirmen und sonstige Hindernisse komplizierten den Umbau. Ernst zu nehmende Burnout-Symptome machten sich unter uns breit, nach so langer Zeit ununterbrochenen Ehrenamtes. Es war, als ob uns die letzten „100 Meter“ zum fertig umgebauten Schloss in Stücke reißen wollten, als ob die alten „Schlossgeister“ einfach nichts Positives, Einfaches, Hoffnungsvolles mehr zulassen wollten, als ob sie sich heftig rächten, weil wir das gesamte Innenleben des Schlosses entfernt und verändert hatten. War die „Entschlackung“ für die uralten Mauern zu neu und zu bedrohlich? Für alle Mitarbeiter hieß es durchhalten mit allerletzter Kraft, kostete doch jede Verzögerung viel Geld. Wir gingen alle durch ein sehr tiefes, nicht enden wollendes Tal. Wo war das Licht, wo war das Ende dieses Tunnels, wo und wann endlich der fertige Umbau? Wo waren Menschen, die uns helfen konnten? Wieso fragte keiner, wie es uns ging? Die Menschen, die mithalfen, wurden weniger, statt mehr. Corona verzögerte diese Durststrecke ins Hoffnungslose.

Das erste Licht kam als kurzes Aufatmen mit der Eröffnung des Kulturzentrums am 10. Juli. Die wenigen Menschen, die teilnehmen durften, Aussiedlerbeauftragter Fabritius, Superintendent Rehner, Hochmeister Bayard, die anderen Ehrengäste zeigten sich zufrieden, obwohl die Baustelle noch im Gange war. Die Zimmer im zweiten Stockwerk waren fertig. Der Sommer brachte dann die heiß ersehnte Woche Bauferien für alle. Danach wurden nochmal alle Kräfte mobilisiert und das Poltern auf dem Schloss ging weiter. Leider erkrankte im Sommer Hausmeister Georg Mick sehr schwer. Wir bangten wochenlang um und mit ihm.

Das zweite Licht war das der Hoffnung. Nach vielen Operationen gab es endlich ein erleichtertes Aufatmen für unseren guten Schlossgeist Georg Mick. Hoffnungsvoll stimmte auch das positive Vorangehen der Familie Pietralla, die zusammen mit Philipp Hundt, dem jetzigen Hotelmanager, mit viel Energie durchstartete. Ein Lichtblick war ihre Hoffnung, auch in dieser düsteren Coronazeit, ihr Qualitätsangebot und ihre Kooperationsbereitschaft. Die letzten Umbaumaßnahmen wurden zügig durchgezogen. Gerade rechtzeitig wurde für eine erste Hochzeit am 2. Oktober alles fertig. Danach folgten die Eröffnung des Schlosshotels am 8. Oktober und das KulturWochenende vom 9.-11. Oktober für private Einrichtungsspender.

Das dritte Licht der Herzenswärme leuchtete über dieses KulturWochenende für die privaten Einrichtungsspender. Diese Menschen brachten uns Wohlwollen, Dankbarkeit, Freu-de, Ideen, Hilfe, Innovatives und Perspektiven ins Schloss. Das unterhaltsame Rittermahl und die gute Bewirtung im Schlosshotel unterstützten die warme, herzliche Atmosphäre dieser Tage. Danach ließen uns die ansteigenden Covid-19-Zahlen wieder in ein dunkles Tal abgleiten. Die nächsten organisierten Veranstaltungen wurden abgesagt. Das Schloss war zwar umgebaut, durfte aber keine Besucher empfangen. So kam die Adventszeit; ganz leise, demütig, ohne Weihnachtsmarkt, scheinbar ganz ohne Licht und ohne Hoffnung.

Das vierte Licht der Dankbarkeit und der Demut flackert im Dezember trotz aller Hindernisse, still und leise, als viertes zaghaftes Weihnachtslicht. Wir können dankbar sein, dass wir trotz aller heftigen Widrigkeiten dieses Mammut-Projekt 2020 gerade noch rechtzeitig geschafft haben, dankbar auch, dass alle Mithelfer gesund geblieben und die Handwerker heil nachhause gekommen sind. Mit diesem vierten Licht wollen wir DANKE sagen für all das, was uns gelungen ist, und an alle Menschen, die mitgearbeitet, für dieses Projekt gespendet haben oder noch spenden werden.

Dankbar sind wir für die zwei Architekten Peter Schell und Johannes Pulm, die zusätzlich zu bezahlten Stunden viel Herzblut in dieses Schloss reingesteckt haben; für das herzliche Miteinander aller Handwerker vor Ort; für Zusatzleistungen außerhalb der Bezahlung von Gwendoline Roth und Lucian Binder-Catana; für viele Überstunden unter schwierigen Baustellenbedingungen unserer guten Schlossgeister, Georg Mick, Martina Handel, Mihaela Adam und Karl-Heinz Mantsch. Dankbar sind wir für die unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden im Gegenwert von einer halben Million Euro von Dr. Axel Froese, dem kompetenten Projekt- und Finanzmanager; für das Ehrenamt unseres stets unermüdlichen Schlossherren Konrad Gündisch; der Vorstandsmitglieder Herta Daniel, Alfred Deptner, Werner Gohn-Kreuz, Hans Kremer, Misch Konnerth; der ehrenamtliche Hilfe von Inge Hermann, Ute Nordmann, Doris-Wagner-Prica, Duško Prica, Erika Mantsch, Evelyn Rusdea; neu dabei: Jürgen Binder, Hermann Depner, Ines Handel und Heinz Acker; für die Unterstützung der Kulturreferentinnen Heinke Fabritius und Dagmar Seck. Ein großes Projekt wurde 2020 von sehr wenigen Menschen unter erschwerten Bedingungen zu Ende geführt.

Von Herzen dankbar sind wir für die vielen Großspenden für die Innenausstattung des Schlosses, aber auch für jede kleinere Spende. Sie haben das Projekt erst möglich gemacht.

Ende 2020 herrscht Stille und Leere auf Schloss Horneck. Nur die vier Lichter leuchten beständig, auch ins nächste Jahr: still, aufatmend, hoffnungsvoll, lichtbringend, herzerwärmend und dankend. Das Schloss kommt zur Ruhe, erholt sich, wie seine Menschen auch. Und dann steht es einfach weiter da, inmitten der Weinberge, imposant und unbeirrbar. Nach Talfahrten gab es in der Geschichte Hornecks immer Hochphasen. Die alten Mauern wissen das. Schloss Horneck erholt sich langsam, wie ein Patient nach einer Entschlackungskur des früher hier wirkenden Kurarztes Dr. Ludwig Roemheld.

Der Geist des Schlosses wird genesen und sich neu definieren. Der neue „Schlossgeist“ wird neue Mitglieder für den Schlossverein finden, viele Gäste auf Schloss Horneck empfangen und ein lebendiges positives Wirken beginnen.

Wir wünschen mit diesen vier Lichtern allen guten „Schlossgeistern“, Helfern, Spendern und Unterstützern von Schloss Horneck und dem Baudenkmal selbst: frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2021 voller Gesundheit, Tatkraft und Optimismus!

Heidrun Negura

Schlagwörter: Schloss Horneck, Kulturzentrum, Umbau, Hotel, Jahresbericht, Weihnachten

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