1. August 2025

Tanzgruppe Cleveland auf Kulturaustausch in Deutschland

Im Rahmen des Kulturaustausches der Föderation der Siebenbürger Sachsen war es in diesem Jahr die Cleveland Saxon Dance Group, die für zwei Wochen nach Europa kam, um mit den Landsleuten in Österreich und Deutschland ihr siebenbürgisch-sächsisches Erbe zu pflegen und zu feiern. Vom Blasifest in Elixhausen bei Salzburg kommend, überschritten sie am 22. Juni die österreichisch-deutsche Grenze, um dem Programm zu folgen, das Bundeskulturreferentin Dagmar Seck zusammen mit einigen Kreis- und Kulturgruppen in Süddeutschland für sie geplant hatte. Im Folgenden wird aus den jeweiligen Städten berichtet.

Loud Americans in München

Und dann sind sie endlich da, die sächsischen Amerikaner aus Cleveland, Ohio. Sonntagabend, München, Haar, ein Bus voller „Loud Americans“, es ist warm, aber im Bus gut klimatisiert. Heidi Mößner, Kreisvorsitzende, begrüßt die Truppe auf Englisch und heißt sie in München willkommen. Schnell noch auf die Toilette, dann kurzes Gewusel und etwas Abstimmungsbedarf, bis alle Gäste ihren sächsischen Gastfamilien zugeordnet sind. Ah, einige sprechen deutsch, wow, ich höre sächsisch, ja sie sind müde, ab in die Autos und in die gemütlichen Heime unserer Vorstandsmitglieder und Jugendtanzgruppenmitglieder. What is „Brotzeit“? You don‘t cook for supper? (Kocht ihr fürs Abendessen nicht?) Diese und viele weitere Fragen erörtern wir mit unseren Gästen in den nächsten Tagen.

Der Garten des Hauses der Donauschwaben in ...
Der Garten des Hauses der Donauschwaben in München-Haar war der perfekte Ort, um sich in entspannter Runde auszutauschen. Foto: Martina Schorsten
Maria Beer entführt die Gruppe am Montag zu einem Stadtbummel mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Münchens (Marienplatz, Hofbräuhaus, Hofgarten etc.), sächsisch-bayerische Kost genießen die Gäste in der Geschäftsstelle des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in der Karlstraße 100, und am Montagabend erwartete uns alle ein sehr geselliger und gemütlicher Zieker-Vereinsabend im Haus der Donauschwaben in Haar. Nach einer hervorragend gestalteten Führung durch das Museum der Donauschwaben, bei der ein paar Jugendliche der Gruppe erfahren, dass sie auch donauschwäbische Wurzeln haben, können alle etwas durchatmen. Unter dem Maulbeerbaum mit einem kühlen Getränk in der Hand und Leckereien vom Zieker-Büfett lässt es sich gut aushalten. Harald Binder vermacht der Gruppe ein heiß begehrtes blaues Buch, die Tanzbibel der Sachsen, Applaus. Gute Gespräche, Tanzvideos, Austausch, Schnäpschen, neueste Fitnesstrends, Nachschlag vom Buffet, es ist viel zu viel übrig, typisch Sachsen, langsam Aufbruchstimmung, letzte Übernachtung bei den Münchner Gastfamilien, schade schon bald vorbei. Wie cool, Cleveland war bei uns zu Gast. Wir freuen uns auf nächstes Mal. Frage der Jugendlichen aus München … wann dürfen wir zum Kulturaustausch … hoffentlich bald.

Am Dienstagmorgen Abschied am Busbahnhof Fröttmaning und die erschütternde Nachricht, Tonys Mom ist gestorben, er und seine Familie sind mit Heinz Fleps schon am Flughafen und versuchen bezahlbare Rückflüge zu bekommen. Geschafft, die Familie hat gebucht und ist bereits durch die Sicherheitsschleuse. Danke an Heinz für deinen Einsatz und dein Mitgefühl. So geht Zusammenhalt. Alles Gute der Cleveland Saxon Dance Group für die weitere Reise durch Deutschland, danke allen Gastfamilien aus München, die in ihren Stadtwohnungen noch etwas mehr zusammengerückt sind, und danke an das Kulturzentrum der Donauschwaben in Haar, insbesondere Gabriele Schilcher und ihren Mitarbeiterinnen, für die Gastfreundschaft und den besonderen Abend.

Heidi Mößner

Augsburg: optimal gebräunt und gut in Form

Am 24. Juni um kurz vor 11.00 Uhr fand sich die Cleveland Saxon Dance Group am Rathausplatz in Augsburg ein. Helmut Schwarz und zwei weitere Vorstandsmitglieder begrüßten die Gruppe in Vertretung für die Kreisgruppe und stellten überrascht fest, dass manch ein Clevelander nicht deutsch, aber sehr wohl noch fließend sächsisch spricht. Während der zweistündigen professionellen Führung durch die Altstadt wurde die Gelegenheit zum persönlichen Austausch genutzt. Dabei war zu erfahren, dass das Sächsisch nur denen noch geläufig ist, die es zuhause im Alltag sprechen. Der Ausflug fand im Biergarten der Fuggerei einen kühlenden, durststillenden Ausklang, der leider recht kurz ausfallen musste, um im Zeitplan zu bleiben.
Strahlend wie der blaue bayerische Himmel lächeln ...
Strahlend wie der blaue bayerische Himmel lächeln die Gäste in der ältesten Sozialsiedlung der Welt: der Fuggerei in Augsburg. Foto: Monika Bielz
Unsere Kreisgruppe hatte ein schwäbisches Mittagessen in der Kantine einer Augsburger Realschule ­vorbereitet, ergänzt durch eine siebenbürgisch-sächsische Spezialität, Baumstriezel, als Nachtisch. Unsere Gäste kannten dieses Dessert und zeigten sich sehr beeindruckt von seinem Geschmack, der Konsistenz des Teigs, seiner optimalen Bräune und Größe.

Gerne hätten wir der Gruppe den Wunsch erfüllt, noch ein wenig Zeit in der Innenstadt von Augsburg zu verbringen, aber leider stand die Stoßzeit bevor, so dass eine rechtzeitige Rückkehr zum kulturellen Abend, nach einem weiteren Besuch der Innenstadt, unmöglich erschien.
Schwungvoll und präzise tanzten die Clevelander ...
Schwungvoll und präzise tanzten die Clevelander in Augsburg. Foto: Helmut Schwarz
Das Abendprogramm war geprägt von Tänzen unserer Gäste, Applaus, belegten Riesenbrezen, gemeinsamem Tanz zur Musik der Siebenbürger Blaskapelle Augsburg unter musikalischer Leitung von Sigfried Krempels, guten Gesprächen und Gesang vom Siebenbürgischen Chor Augsburg unter musikalischer Leitung von Elfriede Ungar.

Gegen 22.00 Uhr verließen die Gäste, zusammen mit ihren Gastgebern für diese Nacht, den Saal der Heiligsten Dreifaltigkeit, um, egal wie spät es bei den Gastgebern zuhause geworden war, am nächsten Morgen, nach dem Frühstück in den einzelnen gastgebenden Familien der Kreisgruppe, pünktlichst vor 9.00 Uhr am Plärrergelände zur Weiterfahrt nach Heilbronn einzutreffen – dem letzten Eintreffenden waren Liegestützen angedroht worden, verriet man uns.

Ulrike Lassner

Einmal rund um Schloss Horneck

Auf der Busfahrt nach Heilbronn konnten die Gäste etwas Schlaf nachholen, bevor sie von fleißigen Köchinnen und Helferinnen der Kreisgruppe köstliches Gulasch aufgetischt bekamen. Kremschnitten und frisches Obst rundeten den kurzen Stopp im Haus der Siebenbürger Sachsen ab, bevor es weiter nach Gundelsheim ging, wo auf Schloss Horneck die zentralen Kulturinstitutionen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland besichtigt werden sollten. Dr. Ingrid Schiel und Christian Rother vom Siebenbürgen-Institut machten mit einer Führung durch Bibliothek und Archiv den Anfang. Der restliche Nachmittag stand zur freien Verfügung und war mit einem Besuch im Freibad, einem Gang zur Eisdiele oder einem Nickerchen schnell gefüllt. Beim Abendessen auf der Veranda und bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse über dem Neckar konnte alle Reisenden die einzigartige Lage des Schlosses bewundern und genießen.

Nach einer Nacht im Schlosshotel waren am Donnerstag weitere Entdeckungen rund um Horneck Castle vorgesehen: Schlossführung mit Dr. Horst Müller von Siebenbürgischen Kulturzentrum „Schloss Horneck“, Führung durchs Siebenbürgische Museum mit Dr. Markus Lörz und Picknick im Burggraben mit Lunchpaketen der Kreisgruppe Heilbronn. Im Auto der Kreisvorsitzenden Ines Wenzel befanden sich nicht nur Leberkäsbrötchen, Butterbrezen und Äpfel, sondern – als Extra obendrauf – auch Trachtenhemden, damit ein Tänzer sich ein neues aussuchen konnte, das ihm besser passte. Es war kaum genügend Zeit, danke dafür zu sagen, dass der Wunsch innerhalb von 24 Stunden erfüllt werden konnte, denn schon warteten die nächsten Burgen, Schlösser … und natürlich Begegnungen.

Dagmar Seck

Immer schön den Neckar entlang

Die Cleveländer machten auf der Fahrt zu ihren Gastfamilien in Heidelberg und Mannheim Halt in Neckarsteinach. Hier wurden sie im Café Vierburgeneck bei Kaffee und Kuchen begrüßt und auf eine kurze Wanderung zu den mittelalterlichen Burgen oberhalb des Städtchens mitgenommen, von wo sich ein herrlicher Blick auf das Neckartal bot. Von Neckarsteinach brachte uns der Bus nach Heidelberg und Mannheim, wo die Gäste ihre Gastfamilien trafen.

Am Freitag machten wir einen Spaziergang durch die Altstadt von Heidelberg. Auf dem Programm stand zunächst die Besichtigung des Studentenkarzers und der Aula der Alten Universität. Die Bergbahn führte uns danach zum Schloss mit seinem Großen Fass und dem tollen Ausblick auf den Neckar und den Heiligenberg.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen setzte sich der Rundgang für einen Teil der Gruppe fort, während der andere Teil Andenken aus dieser romantischen Stadt besorgen musste. Die Neckarstadt Heidelberg ist eine der schönsten deutschen Städte und fasziniert jedes Jahr mehrere Millionen Gäste. Mein Dank gilt allen „Cleveländer“ Landsleuten, die interessiert und begeistert mitgemacht haben.

Hans-Holger Rampelt


Nach dem Besuchsprogramm in Heidelberg fuhren unsere Gäste gegen 16.30 Uhr nach Mannheim, wo sie von der Tanzgruppe Mannheim-Heidelberg empfangen wurden. Nach der Begrüßung bildeten sich schnell kleinere Gesprächsgruppen, wobei einige der Gäste für die anderen übersetzten.

Es folgte das gemeinsame Tanzen, bei dem sich die beiden Tanzgruppen gegenseitig Tänze präsentierten. Jede Gruppe führte zwei Tänze vor und wählte dann einen aus, den sie der anderen – in gemischten amerikanisch-deutschen Tanzpaaren – beibrachte. So wurden unter anderem Walzer für Mona, Hetlinger Bandriter, Krüz-König und Bundheimer aufs Parkett gebracht.
Nach Tanzworkshop und Essen vom Grill: ...
Nach Tanzworkshop und Essen vom Grill: Gruppenfoto mit Gästen, Gastfamilien und Tanzgruppe in Mannheim. Foto: Samuel Klamer
Zum anschließenden Abendessen waren auch die Gastfamilien eingeladen, es gab Mici, Steak, überbackenen Käse und selbstgemachte Salate, besonders die Mici kamen bei den Gästen sehr gut an. Bei anregenden Gesprächen verging die Zeit wie im Flug und die Gäste mussten sich verabschieden, da sie am nächsten Morgen nach Herzogenaurach weiterfahren sollten.

Dagmar Markel

Von Franken nach Frankfurt

Das mittelfränkische Herzogenaurach stellte den letzten Stopp der Tour dar. Beherbergt von Mitgliedern der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe (Herzis) sollten die Gäste am Sonntag am Kronenfest der Volkstanzgruppe teilnehmen. Der Vortag war wie immer den Vorbereitungen des Festes gewidmet und so konnten sie sich am Binden und Aufstellen der Krone beteiligen – Loch ausheben und Stamm gemeinsam hochwuchten inklusive.
Zum Abschluss der Reise zeigte die Cleveland ...
Zum Abschluss der Reise zeigte die Cleveland Saxon Dance Group auf dem Kronenfest in Herzogenaurach noch einmal ihr Können. Foto: Wolfgang Niewelt
Unter den schattigen Bäumen des Weihersbachgeländes lernte man sich kennen, machte Witze, spielte Kartenspiele, sah sich gegenseitig bei den Tanzproben zu und rekrutierte spontan einige Herzis, um am Sonntag gemeinsam den Jägerneuner mit zweimal neun Personen tanzen zu können. Gelebter Austausch eben! Der Abend klang in entspannter Atmosphäre bei einem gemeinsamen Abendbrot aus, bevor alle sich in ihre Gastfamilien zurückzogen.

Der Sonntag bot dann ein Kronenfest mit allen bekannten Elementen: Andacht, Mici vom Grill, Baumstriezel, Aufmarsch aller Tanzgruppen, Kronenbesteigung, Blasmusik, Tänze, Tänze und noch mal Tänze. Bei allem stets mittendrin und dabei: unsere Gäste aus Cleveland. Die Begrüßung, die ihnen der Altknecht von hoch oben aus der Krone auf Englisch aussprach, werden sie vermutlich nicht so schnell vergessen.

Montag, den letzten Tag ihrer Reise, verbrachten die Clevelander dann in Nürnberg. Nachdem Dagmar Seck ihnen zunächst einen Teil des Reichsparteitagsgeländes gezeigt hatte, ging es ab in die Altstadt. Von der Burg bis zur Lorenzkirche erzählte sie das Wichtigste, was man zur Stadt, der Burg und dem mittelalterlichen Kaiserreich wissen sollte. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und es wurde vom Küchenhobel über Schokolade bis hin zum Dirndl alles besorgt, was es noch brauchte.

Abends war es Werner Henning, der die Gruppe zum Spanferkel zu sich einlud, teilweise kannte man sich schon länger. Mit einigen Gastfamilien, weiteren befreundeten Landsleuten und Fred (Untch) am Keyboard wurde die Stimmung immer ausgelassener, bis am Ende alle tanzten und einige Gäste sich sogar das Mikro schnappten, um mitzusingen. Es müssen fleißig Fotos und Videos gepostet worden sein, denn am nächsten Morgen wussten bereits unzählige Bekannte Bescheid, dass die Gruppe einen fröhlichen Abend verbracht hat.

Leider war es der letzte Abend, aber irgendwann muss schließlich auch die schönste Reise zu Ende gehen: Am 1. Juli stiegen die Clevelander in Frankfurt ins Flugzeug Richtung Amerika. Sehr schwer fiel der Abschied in Herzogenaurach jedoch nicht, denn das nächste Wiedersehen ist bereits absehbar, fliegen die Herzis im August doch ihrerseits nach Nordamerika.

Und das war tatsächlich in jeder Stadt zu beobachten: Nahezu überall wurde ein Wiedersehen gefeiert. Entweder kamen Verwandte vorbei, die in Deutschland leben, oder es meldeten sich Menschen, die ihrerseits schon einmal am Kulturaustausch in Nordamerika teilgenommen haben. Andere stellten fest, dass einige derzeit Aktive in Österreich und den USA sich vor vielen Jahren auf demselben Föderationsjugendlager kennengelernt haben, wiederum andere haben schon ein Treffen am diesjährigen Oktoberfest in München ins Auge gefasst …

Die Bande innerhalb der Föderation sind keine Illusion. Seien sie familiär, persönlich oder kulturell, sie existieren und werden mit jedem Besuch, jedem Austausch weiter gefestigt. Den Gästen, der US-amerikanischen Partnerorganisation ATS, den Gastfamilien, allen Helferinnen und Helfern ­sowie dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen, welches den Kulturaustausch aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie Arbeit und Soziales gefördert hat, sei herzlich gedankt. Ihrer Gastfreundschaft, ihrer Offenheit und ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass wir noch viele Jahre sagen werden: Wiedersehen macht Freude!

Dagmar Seck

Schlagwörter: Föderationsjugendlager, Kulturaustausch, Cleveland, München, Schloss Horneck

Bewerten:

18 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.