14. Mai 2002

Neue CD des Hermannstädter Bachchors

Eine neue CD mit Aufnahmen des Hermannstädter Bachchors unter seinem Dirigenten Kurt Philippi hat kürzlich der Münchner Strube Verlag herausgebracht. Die Platte trägt den Titel „Weise mir, Herr, deinen Weg“ und enthält eine Auswahl der schönsten Psalmenvertonungen siebenbürgischer Komponisten.
Eine davon ist, wenn man so will, gar mit historischer Symbolik befrachtet: die Kantate für Soli, Chor und Orchester „Wende dich zu uns, o Herr“ von Johann Leopold Bella, der 1881 aus Kremnitz nach Hermannstadt gekommen war und dort bis 1921 als Stadtkantor und Organist gewirkt hatte. Das Werk, eine ernste, ergreifende Anrufung um Erbarmen und Gnade, die der Bachchor wiederholt aufgeführt hatte, erklang u.a. auch am 29. April 1945 in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche, als dort der erste Nachkriegsbischof der Siebenbürger Sachsen, Friedrich Müller, in sein Amt eingesetzt wurde und nur Wochen zuvor Tausende von Männern und Frauen zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt worden waren, woher viele nicht mehr zurückkehren sollten. Im Anschluss an die Kantate ist auf der CD noch Bellas Choralvertonung für Chor, Blasorchester und Orgel „Verzage nicht, du Häuflein klein“ eingeschoben, was den Sinngehalt der Aufnahme zusätzlich vertieft.


Überhaupt hat Kurt Philippi, der das in Hermannstadt entstehende zentrale Musikalienarchiv der Evangelischen Landeskirche betreut, bei der Zusammenstellung der CD auf das Zustandekommen eines repräsentativen und künstlerisch hochwertigen Querschnitts durch siebenbürgische Kirchenmusik geachtet. Dieser setzt ein mit einer lateinischen Motette von Philipp Caudella, dem aus Mähren stammenden, von 1817 bis 1826 in Hermannstadt als Stadtkantor zu Ansehen gelangten Musiker, es folgen eine strahlende Komposition für Chor und Orchester „Wohl denen, die nicht wandeln im Rat der Gottlosen“ von Johann Lukas Hedwig, der zwischen 1840 und 1848 Stadtkantor in Kronstadt war und dort u.a. Max Moltkes Siebenbürgen-Lied in Noten setzte, sowie das Chorwerk „Ach Herr, strafe mich nicht“ von Hermann Bönicke, dem Niedersachsen, der 1861 zum Stadtkantor und Organisten nach Hermannstadt berufen wurde und dort u.a. 1868 eine denkwürdige Hermannstädter Erstaufführung von Bachs Weihnachtsoratorium dirigierte.
Nach den beiden bereits genannten Kompositionen Johann Leopold Bellas erklingen auf der CD zudem das Werk für Chor, Soli und Orgel „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“ von Rudolf Lassel, zwischen 1886 und 1918 Stadtkantor in Kronstadt, sowie drei Kompositionen des heute in Klausenburg lebenden Hans Peter Türk, von denen vor allem die zweite, die Spruchmotette für gemischten Chor a capella „Herr, Gott Zebaoth“ dem von Philippi geleiteten Bachchor die Möglichkeit gibt, sein beachtliches Können unter Beweis zu stellen. Zur Singgemeinschaft gesellen sich in den übrigen Aufnahmen ein Orchester mit vorzüglichen Instrumentalisten sowie als hörenswerte Solisten Teodora Gheorghiu (Sopran), Dorothea Binder (Alt), Zsolt Szilágy und Wolfram Theilemann (Tenöre), Alex Gutoiu und Johannes Philippi (Bässe) sowie Ursula Philippi an der Orgel. Die CD gehört sicher zum Besten, was der Plattenmarkt der letzten Jahre an Aufnahmen siebenbürgischer Musik aufzuweisen hat.
Zu erwerben ist sie zum Preis von 11 Euro beim diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl, wo sie am Stand des Buchversands Südost/Wort und Welt zum Verkauf angeboten wird, sowie unter der Editionsnummer VS 1923 CD über den Strube Verlag, Pettenkoferstraße 24, 80336 München, Telefon: (089) 54 42 66 11, Fax: (089) 54 42 66 30, E-Mail: strube.verlag@strube.de, und im musikalischen Fachhandel unter der gleichen Editionsnummer.

Hannes Schuster


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2002, Seite 7)

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