31. Mai 2002

Doch kein Dracula-Park bei Schäßburg?

Minister Dan Matei Agathon liebäugelt mit einem anderen Standort. Das Projekt „Dracula-Park“ auf der Schäßburger Breite sei gefallen. Diese Nachricht erreichte bereits die Teilnehmer am Dinkelsbühler Heimattag. Die Anzeichen verdichten sich immer mehr.
Die Fraktion der Nationalliberalen (PNL) hat am 22. Mai beim Ständigen Büro des Senats einen Gesetzesentwurf zum Stopp sämtlicher Investitionen in das Regierungsprojekt hinterlegt. Nach einem Bericht der rumänischen Zeitung Adevarul soll diese Einstellung solange andauern, bis alle internationalen Gutachten vorliegen. So steht u. a. der Bericht der UNESCO-Kommission aus, in dem mögliche Auswirkungen auf den Standort Schäßburg/Sighisoara, den die rumänische Regierung für diesen Freizeitpark vorgesehen hat, kritisch geprüft werden sollen. Wie Senatsvorsitzender Nicolae Vacaroiu erklärte, könne dieser Gesetzesentwurf erst nach Zustimmung der Regierung erörtert werden. Dies gelte für alle Gesetzesinitiativen mit Rückwirkungen auf den Staatshaushalt.
Bereits am 13. Mai hatte der rumänische Tourismusminister Dan Matei Agathon eingeräumt, dass der Dracula-Park möglicherweise doch nicht bei Schäßburg, sondern an einem anderen Standort gebaut werde. Als denkbare Alternative nannte Agathon, der bislang eifrigste Verfechter des Standorts Schäßburger Breite, Bukarest. Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ) berichtete, gab der Minister eine Erklärung ab, wonach er keinesfalls auf sein Lieblingskind, den Freizeitpark, verzichten wolle. Sollte das Projekt scheitern, werde er sein Amt niederlegen.
Jedenfalls kam es nun augenscheinlich doch anders, als Agathon stets großspurig orakelt hatte. Die aktuelle Initiative der nationalliberalen Senatoren Nicolae Vlad Popa und Hermann Fabini gegen den Regierungserlass Nr. 3/2001 (betrifft den Bau des Freizeitparks auf der Breite bei Schäßburg) ist vor dem Hintergrund jüngster, massiver Proteste gegen den vorgesehenen Standort zu sehen. So soll sich Prinz Charles während seines Rumänienbesuchs auch in einem Telefonat (aus dem Hermannstädter Römischen Kaiser) mit Staatspräsident Iliescu dezidiert gegen dieses Projekt ausgesprochen haben. Als Schirmherr einer Umweltschutzstiftung hatte der britische Thronfolger die Regierungspläne kritisiert, da der Charakter der örtlichen Landschaft zerstört würde.
Iliescu selbst erklärte sich danach als kein allzu großer Dracula-Fan. Und kurz bevor Agathon noch den Rückzieher öffentlich bekannt gab, schaltete sich desgleichen der Generalsekretär der Regierung, S'erban Miha'lescu, in diese mittlerweile höchst umstrittene Angelegenheit ein und zog ebenfalls einen anderen Standort für das Dracula-Land in Erwägung. Der Regierungsmann befürwortete einen dichter besiedelten Raum und brachte dabei Bukarest ins Spiel. Der Generalsekretär schloss weiterhin jene Alternative aus, die die Liberale Fraktion (PNL) im rumänischen Parlament vorgeschlagen hatte: das Burzenland rund um die Törzburg.
Anders sieht es vorerst noch der Schäßburger Bürgermeister Dorin Da'nes'. Er besteht weiterhin auf dem Standort Schäßburger Breite. Dafür und nur dafür gäbe es schließlich den Regierungsbeschluss, und dafür hätten sich ja auch die Aktienkäufer letztendlich entschieden, meint das Stadtoberhaupt aus der Perle Siebenbürgens. Im November 2001 war das Projekt Dracula-Park mit einer Aktienausschreibung gestartet worden. Allein der Aktienkauf macht derzeit knapp ein Zehntel von dem aus, was das Projekt ursprünglich verschlingen sollte - von Mehrkosten einmal abgesehen, die Fachleute nach dem verzögerten Baubeginn bereits jetzt in Rechnung stellen.
Sehr bald könnte eintreten, was die ADZ mehrfach prophezeite. Mit dem Aktienkauf ist ein Fonds gegründet worden, der nun, ähnlich dem Investmentfonds (FNI), den Bach, respektive die Kokel runtergeht. Denn selbst wenn man den Gegenwert der gekauften Aktien zurückbekäme, verfällt der seinerzeit berechnete Preisaufschlag pro Wertpapier samt den Zinsen.

Martin Ohnweiler/Christian Schoger

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