5. Dezember 2000

Forum und Fabini im Parlament

50 000 Wähler im Kreis Hermannstadt haben auf die "deutsche Karte" gesetzt. Wolfgang Wittstock zieht als Abgeordneter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und Architekt Hermann Fabini als Senator der Nationalliberalen Partei ins Bukarester Parlament ein.
Zwei Tage nach dem Urnengang vom 26. November knallten die Champagnerkorken in der Hermannstädter Landeszentrale des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien Mit den ersten Gratulanten prostete hier vor laufenden TV-Kameras der glückstrahlende Wolfgang Wittstock auf seinen neuen Erfolg. Immerhin rund 19 000 Wähler hatten im Kreis Hermannstadt für die Forumsliste gestimmt, an deren Spitze der gebürtige Kronstädter Wittstock stand.
Landesweit gab es jedoch unter den Deutschen auch betretene Gesichter. Im Banat, wo der Forumsabgeordnete Brück 1996 gewählt worden war, musste der diesjährige Spitzenkandidat Ovidiu Gant' das schwäbische Trachtenhemd ablegen, mit dem er Wochen zuvor auf einem großflächigen Plakat u.a. am Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus (AMG) geworben hatte. Im Kreis Temesch stimmten nur etwas mehr als 6 000 Bürger für den Schuldirektor des Lenau-Lyzeums. Keinen Grund zur Freude hatten auch die Kronstädter. 1996 noch auf Platz zwei mit ihrer Forumsliste, hatten diesmal nur etwa 2 500 Urnengänger im Kreis Kronstadt den Stempel auf das Forums-Herz gesetzt. Die Sathmarer - einst angeblich im zahlenkräftigsten Regionalforum vereint - und die Berglanddeutschen konnten nur noch etwas mehr als 1 000 Wähler begeistern. Rund 30 000 Wähler, so das vorläufige Ergebnis, stimmten in 18 Wahlkreisen landesweit für das Forums, was nicht gerade viel ist angesichts der insgesamt 50 000 Mitglieder der deutschen Interessenvertretung.
Ähnlich wie bei den Lokalwahlen setzte man demnach bloß rund um den Zibin bei den Parlamentswahlen wieder auf die "deutsche Karte". Zwar hatten bei der Stichwahl am 18. Juni 40 000 Hermannstädter für Bürgermeister Klaus Johannis gestimmt, doch auch mit 19 000 Stimmen verzeichnete hier Wittstock seinen bisher größten Wahlerfolg als Parlamentskandidat.
Zu Buch schlagen aber auch die über 31 000 Stimmen für den deutschen Spitzenkandidaten auf der Liste der Nationalliberalen Partei (PNL) in diesem Kreis. Architekt Hermann Fabini war für den Senat angetreten und brachte den Liberalen nach dem eindeutigen Sieg erstmals einen Sitz für diesen Wahlkreis im Oberhaus ein. Mehr als 50 000 Wähler insgesamt, das sind 23 Prozent der abgegebenen Stimmen, stimmten also rund um den Zibin, die Kokel und den Harbach überraschend anders - eben nicht nur für PRM und PDSR. Dabei macht die deutsche Bevölkerung gerade noch ein Prozent in dieser Region aus.
Dazu Wittstock: "Das Forum hat sich hier zu einem regionalen Machtfaktor entwickelt." Und Senator Fabini ergänzt: "Nach bestem Wissen und Gewissen werde ich diese Hermannstädter Front im Senat verteidigen."

Martin Ohnweiler

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