5. Juli 2002

Dracula weg von der Breite

Der Dracula-Park wurde offenbar endgültig von der Schäßburger Breite verbannt. Als neue Standorte stehen Bukarest oder Targoviste im Visier. Selbst der Initiator des heiß umstrittenen Projekts, Rumäniens Tourismusminister Dan Matei Agathon, will sein erklärtes Lieblingskind nicht mehr neben Schäßburg, der Perle Siebenbürgens, aufziehen.
Das gab, laut Evenimentul zilei, jüngst Ana Maria Zahariade bekannt, die Ende Juni als Vertreterin des rumänischen Architektenverbandes an der UNESCO-Weltkulturerbekonferenz in Budapest teilgenommen hatte. In der ungarischen Hauptstadt habe Jessica Douglas Home, Leiterin des Londoner Eminescu-Trust, den Brief des Tourismusministers vorgestellt, worin Agathon auf den Schäßburger Standort für den Themenpark verzichtet.
Gegenüber rumänischen Medien und dem englischen Rundfunk BBC schilderte der Regierungsbeamte seine Absicht allerdings etwas anders. Zurzeit werde das Dracula-Vorhaben von der britischen Consulting-Firma Pricewaterhouse Corpers auf seine „Wirtschaftlichkeit“ (will heißen: auf eine mögliche Außenfinanzierung) und auf seine Attraktivität für ausländische Touristen hin geprüft. "Wir werden die Vorschläge dieser Firma dann berücksichtigen", behauptete Agathon und wies weitere Spekulationen rund um das Projekt bis zum Abschluss besagter Studie zurück.
Wie bekannt, hatten sich sowohl die UNESCO als auch der Eminescu-Trust und nicht zuletzt Prinz Charles persönlich wiederholt gegen das Dracula-Land bei Schäßburg geäußert, ebenso die Liberalen (PNL) im rumänischen Parlament u.a. mit Senator Hermann Fabini. Nicht nur kulturhistorisch handelt es sich dabei um einen Fehlgriff, auch wirtschaftlich rechne sich diese Investition niemals, meinten fast unisono die Dracula-Gegner. Lediglich fünf Millionen US-Dollar konnten denn auch bislang über den Aktienverkauf erzielt werden, auf gut 30 Millionen wurde das Projekt vom Ministerium selbst veranschlagt, während andere Fachleute unterdessen schon von weitaus größeren Summen sprechen. Das britische Blatt The Guardian, zitiert von der ADZ, geht neuerdings von zwei anderen Standorten für den Unterhaltungspark aus: entweder neben der Landeshauptstadt Bukarest oder bei Targiviste am Arges-Fluss.

Martin Ohnweiler

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.