2. August 2002

Reger Meinungsaustausch

Gemeinsame Sitzung der Geschäftsführenden Vorstände der Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland
Inmitten von gepflegten Grünanlagen liegt das schmucke, ziegelrote Haus der Heimat zu Nürnberg. Hierher hatte der Geschäftsführende Vorstand der Landesgruppe Bayern den benachbarten Geschäftsführenden Vorstand zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen. Schon bei der herzlichen Begrüßung - man hatte sich vor zwei Jahren schon in Baden-Württemberg zu einem Meinungsaustausch getroffen - spürte man die einladende Atmosphäre des Hauses.
Haus der Heimat in Nürnberg. Foto: Robert Sonnleitner
Haus der Heimat in Nürnberg. Foto: Robert Sonnleitner

RA Bernd B. Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Landesgruppe Bayern, hieß die Gäste aus Baden-Württemberg sowie die Vorstandsmitglieder aus Bayern willkommen und führte in die Tagungsordnung ein. Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, dankte für die Einladung, unterstrich die Bedeutung überregionaler Besprechungen und hob wichtige Ziele und Aufgaben der landsmannschaftlichen Arbeit hervor. Der Hausherr, Horst Göbbel, stellvertretender Bundesvorsitzender, stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Bayern und Vorsitzender der Kreisgruppe Nürnberg-Nürnberg-Fürth-Erlangen, stellte das Haus der Heimat mit seinen reichhaltigen Angeboten und die vielseitigen Tätigkeiten der örtlichen Kreisgruppe vor. Geschäftsführerin Doris Hutter umriss kurz ihre interessante Tätigkeit im Haus, bekundete ihre Genugtuung über die gelungene Aufführung ihres Mundartstückes "Mensch, Kathi , schau nach vorn " in der Meistersingerhalle/Nürnberg und berichtete über die 1 000 Jahr-Feier Herzogenaurachs, bei der sich die Siebenbürger positiv eingebracht hatten.

Zur aktuellen Frage der Vereinsstruktur, also der strukturellen Öffnung der Landsmannschaf t, stellten die beiden Landesvorsitzenden detailliert Vor- und Nachteile der vieldiskutierten Alternativen vor. Ein Leitfaden über die strukturelle Öffnung der Landsmannschaft zu mehr Flexibilität soll von einem Rechtsanwalt ausgearbeitet und allen Kreisgruppen zugeschickt werden. Ein aufschlussreicher Beitrag zu diesem Thema von Rolf-Dieter Happe ist in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 1. Juli 2002 erschienen.

Anschließend diskutierte man zum Thema „Jugendmotivation“ aus der Überzeugung heraus, dass unsere Traditionen und kulturellen Werte nur dann bewahrt, weitergegeben und vor dem Untergang gerettet werden können, wenn die Jugend aktiv mitmacht. Erfreulicherweise war die junge Generation bei der Sitzung gut vertreten und konnte ihre Ziele und Aufgaben darlegen. Gert Mieskes, Landesjugendleiter der SJD-Bayern berichtete, wie das Interesse Jugendlicher für gemeinsame Unternehmungen und Traditionspflege geweckt werden kann, z.B. durch regelmäßige Auftritte der Tanzgruppen, vielseitige Sportaktivitäten, Zeltlager und Ausflüge. Rainer Lehni, SJD-Bundesjugendleiter und Schriftführer der Landesgruppe Baden-Württemberg, betonte: Wenn sich Jugendliche in einer Gruppe wohl fühlen, so werden sie initiativ, unternehmen zusammen Fahrten, knüpfen Kontakte und übernehmen organisatorische Aufgaben. Ein positives Beispiel für Jugendmotivation ist die Zusammenarbeit der Jugendlichen aus den Kreisgruppen Ludwigsburg und Schwäbisch-Gmünd. Ihre Volkstänze und das heitere Zauberprogramm begeisterten die Zuschauer in mehreren Ortschaften. Wertvolle Brücken schlugen sie während ihrer Reise in die alte Heimat unter dem Motto "Alte Heimat - neue Freunde - Siebenbürgische Jugendliche begegnen sich".

Internet-Referent Robert Sonnleitner, ebenfalls ein engagierter Jugendlicher, informierte die Anwesenden darüber, was man alles mit einem Klick über Siebenbürger im Internet erfahren kann: Geschichtliche Fakten, kulturelle und soziale Werte der Siebenbürger Sachsen sollen damit stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.

Neben allen erfreulichen Jugendaktivitäten - man denke z.B. an das diesjährige von der SJD ausgerichtete Pfingsttreffen in Dinkelsbühl - muss man sich leider auch darüber Gedanken machen, dass es zunehmend Besorgnis erregende Generationsprobleme gibt, mit denen verschiedene Familien konfrontiert werden. Viele Jugendliche entwickeln sich anders, als die Eltern, die noch in den siebenbürgisch-sächsischen Sitten verwurzelt sind, es sich vorstellen und wünschen. Viel Einfühlungsvermögen ist erforderlich, um größere psychische Konflikte und Probleme zu vermeiden.

Zum Tagesordnungspunkt „Mitgliedermotivation“ gab es auch einen regen Meinungsaustausch. Vielseitige interessante neue Angebote sind gefragt, und sehr wichtig ist eine enge Zusammenarbeit der Kreisgruppen mit den Heimatsortsgemeinschaften vor Ort. Zahlreich vertreten war die Jugend auch bei der Tagung der bayerischen Kultur- und Frauenreferenten, wo vielseitige Themen im Hinblick auf eine Belebung der Kreisgruppenarbeit erörtert wurden.

Zum Thema Rentenstand informierte Rechtsanwalt Fabritius, dass das Bundessozialgericht in Kassel den von den Siebenbürger Sachsen gewählten Rechtsweg, die 40-prozentige Kürzung der Fremdrentenansprüche anzufechten, bekräftigt habe. Die Rechtsanwälte, die die Beschwerden der betroffenen Landsleute bearbeiten, hoffen auf eine für uns alle positive Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes.

Zum Thema Entschädigung für geleistete Zwangsarbeit in Russland waren alle Anwesenden der Meinung, dass wir als Landsmannschaft vom deutschen Staat keine Entschädigung beanspruchen sollten.
Sommerfest der Siebenbürger Sachsen am 21. Juli am Kuhweiher in Nürnberg. Keine Sorge um unseren Nachwuchs. Sie machen mit und werden auch unsere Traditionen weiterführen. Foto: Hans Klein
Sommerfest der Siebenbürger Sachsen am 21. Juli am Kuhweiher in Nürnberg. Keine Sorge um unseren Nachwuchs. Sie machen mit und werden auch unsere Traditionen weiterführen. Foto: Hans Klein

Im Anschluss an die Tagung beteiligten sich die Gäste am Sommerfest der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen am Kuhweiher in Nürnberg/Röthenbach. In einer wunderschönen Waldlichtung feierte man zusammen mit rund 1 700 Landsleuten und Gästen und prächtiger Bewirtung. Zur Unterhaltung spielte die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg, mehrere Kinder- und Jugendtanzgruppen erfreuten mit schwungvollen Darbietungen, so dass man bis gegen Abend gemütlich zusammensaß.

Allen Organisatoren sprechen wir herzlichen Dank für diesen schönen Sonntag aus und wünschen der Kreisgruppe Nürnberg und ihrem rührigen Vorsitzenden Horst Göbbel mit seinem Team weiterhin ebenso schöne Erfolge.

Rosel Potoradi

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