26. August 2002

Dracula - Die unendliche Geschichte

Der 100. Geburtstag des Romans "Dracula", verfasst vom Iren Bram Stoker und Grundlage zahlreicher Verfilmungen sowie Inspirationsquelle ebenso vieler Geschäftemacher, wurde auch - wie nicht anders zu erwarten war - genutzt, um eine Fortsetzung der wohl erfolgreichsten Vampir-Story zu verfassen. Im "Jubiläumsjahr" 1997 veröffentlichte die Britin Freda Warrington den hier kurz vorzustellenden Roman "Dracula kehrt zurück", bereits ein Jahr später erschien er bei Kiepenheuer & Witsch in deutscher Sprache und liegt seit letztem Jahr auch als Taschenbuchausgabe vor. Dass er beim Publikum "ankommt", zeigt schon die Tatsache, dass fünf Monate nach der ersten Auflage im Januar 2001 bereits eine zweite Taschenbuch-Auflage erschien.
Spannung ist dem Buch nicht abzusprechen - wenn auch manche Beschreibungen etwas langatmig sind. Dabei knüpft die Autorin an das Erfolgsrezept von Stoker an, indem sie ihr Buch im gleichen Stil schreibt: als Tagebuchaufzeichnungen der handelnden Personen. Auch die Akteure sind mit dem Original weitgehend identisch, nur wenige - aber für die neue Handlung wichtige - kommen hinzu. Der Roman beginnt dort, wo das Buch von Stoker geendet hat: mit der "Anmerkung" von Jonathan Harker über seine erneute Reise nach Transsylvanien (Siebenbürgen), um sich davon zu überzeugen, dass auch die letzten Spuren der Untoten verschwunden sind. Hier setzt Warrington ein: Nach der Rückkehr von dieser Reise passieren rätselhafte Dinge in London: Das friedliche Kätzchen der Harkers spielt plötzlich verrückt, die frommen Eheleute werden von wüsten, erregenden Träumen heimgesucht, und selbst das bezaubernde Kindermädchen Elena benimmt sich seltsam. Bald gibt es keinen Zweifel mehr an der schrecklichen Vermutung: Dracula ist zurück.
Der Großteil des Romans handelt von dem erneuten Kampf gegen das Monster aus Transsylvanien, das unter anderem Mina Harker und deren Sohn Quincey in seine Gewalt bringt. Neu in die Handlung eingebaut wird eine "Schule der Scholomanten", in der auch Dracula sein teuflisches Handwerk gelernt haben soll. Diese Schule soll sich in den Karpaten nahe Hermannstadt befunden haben und über eine sagenhaft Bibliothek verfügen. Der hierbei erwähnte "Hermannstädter See" (S. 70) hat keine Entsprechung in der Realität. Auch mit den Namen und der Geographie nimmt es die Autorin nicht so genau: Schäßburg wird immer mit dem rumänischen Namen "Sighisoara" tituliert und der Fluß "Tîrnava" soll durch Hermannstadt fließen. Das ungarische Kindermädchen "Elena" trägt einen typisch rumänischen Frauennamen. Sinnvoll wäre es gewesen, zu diesen und vergleichbaren Punkten einen kundigen Lektor hinzuzuziehen. In einem Brief an seinen - holländischen Kollegen - Abraham van Helsing charakterisiert der ungarische Professor- André (sie!) Kovacs Transsylvanien als "Mahlstrom aus Mythos und Aberglaube, Erzählungen von Werwölfen, Vampiren und Ähnlichem." (S. 43)
Dass der Sohn der Harkers in seinen abschließenden "Anmerkungen" den Wunsch äußert, selbst irgendwann auf den Spuren seiner Eltern ins sagenumworbene Transsylvanien zu reisen, deutet drauf hin, dass eine Fortsetzung des Romans geplant ist - und das wahrscheinlich nicht erst in einhundert Jahren.

uk



Freda Warrington: Dracula kehrt zurück. Roman; München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2001, 412 Seiten, 9,50 Euro, ISBN 3-423-20389-7.
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