31. August 2002

Hermannstadt schließt universitäre Partnerschaft mit Meißen

Bei einem Besuch in Hermannstadt unterzeichneten Vertreter der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen kürzlich einen Partnerschaftsvertrag mit der juristischen Fakultät der Lucian Blaga Universität zu Hermannstadt sowie mit der Rumänisch-Deutschen Universität für Europäische Integration Hermannstadt.
Durch die neue universitäre Zusammenarbeit soll ein Beitrag zur Anpassung der staatlichen rumänischen Verwaltung an Strukturen der Europäischen Union und besonders zur Verbesserung der Situation der akademischen Jugend Siebenbürgens geleistet werden. Die sächsische Delegation, der neben dem Rektor des Hochschulinstituts, Prof. Peter Musall, dem Dekan des Fachbereichs Sozialverwaltung, Andreas Janning-Pott, und dem Kanzler der Hochschule, Werner Schnabel, auch der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, RA Bernd Fabritius, angehörte, wurde in Hermannstadt bereits am Flughafen herzlich empfangen.

Während der Gespräche im Senatssaal der Hermannstädter Universität unterstrich Rektor, Prof. Musall, die Bereitschaft der von ihm geleiteten Hochschule zu einer Intensivierung und Institutionalisierung der bereits vor zwei Jahren begonnenen Zusammenarbeit. Schon im Jahre 2000 wurden in Hermannstadt Gastvorlesungen abgehalten. Zwei Dozenten der Meißner Hochschule wurden zu Gastprofessoren der Hermannstädter Hochschulen ernannt und hielten Vorlesungen in Ökonomie und Rechtswissenschaften. In bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsälen behandelte Prof. Dr. Ralf Sowitzki wirtschaftliche und ökonomische Fragen zur Integration der östlichen Nachbarländer in die Europäische Union am Beispiel Rumäniens und Prof. RA Bernd B. Fabritius unterrichtete die Studenten in Hermannstadt über Grundzüge des deutschen und europäischen Verwaltungsrechtes. Anschließend wurde zwölf Studenten, die diese beiden Vorlesungsreihen besucht und die Abschlussprüfung bestanden hatten, die Möglichkeit eines Gaststudiums in Meißen und einer kostenfreien Teilnahme an der Sommerfakultät in Görlitz eröffnet.
Rektor Prof. Musall und Rektor Prof. Bucur bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde, rechts RA Bernd Fabritius. Foto: W. Schnabel
Rektor Prof. Musall und Rektor Prof. Bucur bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde, rechts RA Bernd Fabritius. Foto: W. Schnabel

Die so begonnene Zusammenarbeit soll, so Prof. Musall, fortgesetzt, vertieft und durch einen vertraglichen Rahmen institutionalisiert werden. Weiterhin ist ein gegenseitiger Dozenten- und Studentenaustausch vorgesehen. Auch erläuterte die Delegation ein geplantes Projekt zur postuniversitären Ausbildung im Bereich europäischer Verwaltung, die blockweise sowohl in Deutschland als auch in Hermannstadt abgehalten werden könnte und mit der Verleihung des in der Europäischen Gemeinschaft anerkannten Hochschuldiplomes Master of European Administration enden soll. Hier könnten auch Studenten in Hermannstadt einen entsprechenden Abschluss erwerben.

Der Rektor der Rumänisch-Deutschen Universität für Europäische Integration, Prof. Dr. Corneliu Bucur, sowie Prorektor Prof. Dr. Rudolf Dootz würdigten die bisherige Zusammenarbeit. Das Angebot zu einer vertieften Fortsetzung nahm der Rektor für seine Hochschule dankend an. Dadurch würde die Wettbewerbssituation der Studenten aus Hermannstadt in Rumänien verbessert werden. Die Wahrnehmung entsprechender Angebote sei beim Einstieg in das spätere Berufsleben in Rumänien ein deutlicher Vorteil und würde von den Studenten sehr gerne und engagiert angenommen. Die Hochschule fördere alles, was von den Studenten als Perspektive für eine Zukunft im Lande angesehen werde und was der leider noch verstärkt auftretenden "Jugendflucht ins Ausland" entgegenwirke.

Für die Lucian Blaga Universität schlossen sich der Prorektor, Prof. Dr. Dan Popescu, sowie der Leiter des Amtes für Auslandsbeziehungen der Universität, Prof. Dr. Konnerth, diesen Bekundungen an und schilderten ihrerseits die bereits vielfältigen Auslandspartnerschaften der traditionsreichen Hermannstädter Universität. Die Partnerschaft mit einer Hochschule für öffentliche Verwaltung aus Meißen sei eine willkommene Ergänzung und stelle besonders für die Fakultät für Rechtswissenschaften Simion Barnutiu einen Gewinn dar.

Anschließend wurden Grundzüge der jeweiligen Studienangebote erörtert, wobei die Vertreter der Hermannstädter Hochschulen besonders den praktischen Bezug des Studiums an der Fachhochschule Meißen für wichtig hielten, weil ohne diesen eine Tätigkeit im Bereich der zunehmend komplexen Staatsverwaltung nicht möglich sei. Das Konzept der "angewandten Studien" in der von der Europäischen Union als University of applied sciences eingestuften Meißner Hochschule habe durchaus auch Vorteile im Vergleich zu dem in Hermannstadt durchgeführten, sehr theoretischen Studium.

Aus Anlass der Unterzeichnung der Partnerschaftsverträge lud anschließend der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Peter Adamek, die deutsche Delegation und Vertreter der Hermannstädter Hochschulen zu einem Mittagessen. Hier unterstrich er die Bedeutung solcher Partnerschaften und dankte dem Landesvorsitzenden, auf dessen Vermittlung diese Partnerschaften zustande gekommen sind. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erfülle damit eine Brückenfunktion, die im zusammenwachsenden Europa unentbehrlich sei.
Besuch der Delegation bei Oberbürgermeister Klaus Johannis (Bildmitte). Foto: W. Schnabel
Besuch der Delegation bei Oberbürgermeister Klaus Johannis (Bildmitte). Foto: W. Schnabel

Auch der Hermannstädter Oberbürgermeister und Vorsitzende der Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Klaus Johannis, der die Delegation im Rathaus empfangen hatte, unterstrich die Bedeutung entsprechender Zusammenarbeit für den Hochschulstandort Hermannstadt und für die Jugend des Landes und bat die Gäste aus Deutschland, möglichst oft wieder nach Hermannstadt zu kommen und partnerschaftlich verbunden zu bleiben.

Die Delegationsreise endete mit einem landeskundlichen Programm. Prof. Dr. Bucur präsentierte das von ihm geleitete Freilichtmuseum für Völkerkunde, welches zu den bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in der Welt gehört und auch Ursprünge siebenbürgisch-sächsischen Handwerkes anschaulich und wissenschaftlich aufbereitet präsentiert. Anschließend besuchte die Delegation Veranstaltungen des von der deutschen Jugend in Siebenbürgen organisierten Festivals "Sommerträume", den Umzug siebenbürgisch-sächsischer und Banater Trachten durch die Hermannstädter Altstadt sowie das Platzkonzert der aus diesem Grunde mit Unterstützung des Bundesministerium des Innern angereisten Siebenbürgischen Blaskapelle der Kreisgruppe Landshut. Die folgende Ausfahrt nach Schäßburg und Birthälm rundete das Programm ab und vermittelte den Teilnehmern einen bleibenden Eindruck: "Wir kommen wieder!" war das Fazit. Die nächsten Schritte auf dem Weg dieser Partnerschaft sind die Teilnahme einer von den Hochschulrektoren geleiteten Delegation aus Hermannstadt bei den Jubiläumsfeierlichkeiten im September 2002 in Meißen sowie die Durchführung der jährlichen Diplomanden-Fahrt der Hochschulabsolventen aus Meißen nach Hermannstadt im nächsten Jahr.

Links zum Thema deutsch-rumänische Hochschulpartnerschaften:

Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen

Universitatea „Lucian Blaga“ Sibiu (Hermannstadt)

Philipps-Universität Marburg

Universität Tübingen

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