26. September 2002

Insel-Bühne unterwegs in Südkorea

Als das siebenbürgische Ehepaar Beatrice Gutt und Hanns Schuschnig 1989 die Insel-Bühne in Altusried gründete, ahnte niemand, was für entfernte Orte das Theater erreichen würde. Die Insel-Bühne hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes "Inseln" mit deutschsprachiger Bevölkerung im Ausland zu besuchen.
„Ihr seid nicht vergessen worden“, ist die Hauptaussage der Tourneen, egal ob sie nach Siebenbürgen, Oberschlesien, zu den Donauschwaben oder nach Namibia (Südwestafrika) führen. Mehrmals wurden ehemalige Mitglieder des Hermannstädter Deutschen Theaters eingeladen an diesen Gastspielen teilzunehmen, unter anderem Klaus Zey, Luise Pelger, Hans Pomarius und Horst Strasser.

Hanns Schuschnig, früher Regisseur an der Deutschen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters, ist Gründer des "Allgäuer Theaterkästles" in Altusried und war bis letztes Jahr auch Leiter der "Insel Bühne". Seine Söhne Mark Schuschnig und Tristan Troy übernahmen 2001 die Leitung und verfolgen nun den beschrittenen Weg weiter.

Eine neue Herausforderung für die Schauspieler der „Insel-Bühne“ bot sich dieses Jahr, als sie vom 24. bis 30. Juli der Einladung zum Chunchon International Theater Festival (CITF) in Südkorea folgten. Vor dem Festival war eine Straßenparade angesetzt, bei der Vertreter von zwölf Ländern hinter ihrer jeweiligen Fahne aufmarschierten. Man mag sich fragen: „Wie reagieren die Koreaner, knapp einen Monat nach der WM , auf eine deutsche Gruppe, da Deutschland ja Korea aus dem Wettbewerb geworfen hat?“ Hanns Schuschnig kann die Freundlichkeit, die während der Berichterstattung im Fernsehen immer wieder herausgehoben wurde, nur bestätigen. Auf die Fragen bezüglich des Spiels und des trotzdem freundlichen Empfangs antworteten die Koreaner verwundert: „Ihr wart besser. Warum sollten wir die Deutschen unfreundlich empfangen? Ihr seid ja unsere Gäste!“ Man stelle sich diese Situation einmal in diversen europäischen Länder vor...

Die Insel-Bühne eröffnete das Festival mit der Uraufführung einer Bearbeitung von „Das Puppenspiel von Doktor Faust - von Menschen dargestellt“, die Schuschnig eigens für diesen Anlass geschrieben hatte. Das Interesse der Medien – wahrscheinlich auch dank der kurz zuvor stattgefundenen Fußball-Weltmeisterschaft – war unerwartet groß. Unzählige Interviews und die Aufzeichnung der ganzen Vorstellung durch das Fernsehen sowie zahlreiche Berichte in der Presse würdigten die Aufführung. Zusätzlich – durch den kurzfristigen Ausfall der Truppe aus Venezuela bedingt – übernahmen die Schauspieler eine zweite Aufführung mit Schwänken von Hans Sachs auf einer Freilichtbühne vor mehr als 2 000 Zuschauern.

Nach den Aufführungen trafen sich die Vertreter der verschiedenen Länder. Dabei wurden zahlreiche Kontakte geknüpft. Besonders mit dem Theater Strela aus Jhukowsk bei Moskau ergab sich eine regelrechte Freundschaft, die ein baldiges Gastspiel in Russland in konkrete Nähe rückt. Auch eine Tournee nach Japan und Neuseeland sind in Planung. Neben diesen Plänen darf aber die eigentliche Aufgabe der Insel-Bühne nicht vergessen werden, betont Schschnig gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. Ein abermaliger Besuch in Siebenbürgen und dem Banat sowie in Namibia (wenn die künftige politische Lage dieses in Zukunft noch ermöglicht) sind geplant. Das Festival hat gezeigt, dass in der heutigen Zeit neben den ursprünglichen Aufgaben der Insel-Bühne noch eine neue hinzugekommen ist: Das Heimatland und die Bundesrepublik Deutschland würdig zu vertreten und einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.