28. September 2002

Bleibendes Denkmal für die neue Heimat

In Anwesenheit von etwa 250 Siebenbürgern und Einheimischen aus Drabenderhöhe wurde am 12. September 2002, bei wunderbarem Herbstwetter, das Richtfest für die Kapelle und den „Turm der Erinnerung“ auf dem Gelände des Altenheimes in Drabenderhöhe gefeiert.
Der Heimleiter, Pfarrer a. D. Hans Wolfgang Klein, begrüßte den Bürgermeister der Stadt Wiehl, Werner Becker-Bloningen, seine Stellvertreterin Angelika Banek, die örtlichen Fraktionsvorsitzenden der CDU, der SPD und der FDP, den stellvertretenden Landrat und Mitglied des Landtages in Düsseldorf, Hagen Jobi, den stellvertretenden Superintendenten des Kirchenkreises an der Agger, Kurt Becker, den Vorsitzenden des Presbyteriums der Kirchengemeinde Drabenderhöhe, Pfarrer Rüdiger Kapff, den Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Weestfalen der Landsmannschaft, Harald Janesch, den Vorsitzenden der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Rechtsanwalt Herwig Bosch, sowie Vertreter der Heimatortsgemeinschaften, des Oberbergischen Geschichtsvereins und der Lokalpresse. Ein besonderer Gruß galt Alfred Dahinten, Mitarbeiter des Landeskonsistoriums der evangelischen Kirche aus Hermannstadt.

Drei Zimmermänner stiegen auf die Spitze des 22,5 Meter hohen Turmes. Dort wehte vor dem Hintergrund eines tiefblauen Himmels der Richtbaum, mit bunten Bändern geschmückt. Aus dem Mund des Meisters war nach altem Brauch und Sitte ein Segenswunsch zu hören. Dann warf er den geleerten Becher unter lang anhaltendem Applaus aus der Höhe herab.

Der Turm der Erinnerung mit Richtbaum auf dem Gelände des Altenheims in Drabenderhöhe. Foto: Renate Franchy
Der Turm der Erinnerung mit Richtbaum auf dem Gelände des Altenheims in Drabenderhöhe. Foto: Renate Franchy

Es folgte die Ansprache von Pfarrer i.R. Kurt Franchy, dem Vorsitzenden des Adele-Zay Vereins, des Trägers des Altenheimes Siebenbürgen mit 128 Heimbewohnern und des Kindergartens, in dem 65 Kinder die ersten Schritte ins öffentliche Leben tun. Franchy sprach alle den Bau betreffenden Fragen in großer Offenheit an. Die Bewohner und Bewohnerinnes des Altenheims sähen mit Interesse der Fertigstellung der Kapelle entgegen, und er hoffe, zu Weihnachten den ersten Gottesdienst in der Kapelle abhalten zu können. Sie sei zwar bis dahin sicher nicht vollständig fertiggestellt, aber man wolle im Oktober eine Abordnung nach Siebenbürgen schicken. Diese werde sich darum kümmern, einen Altar und eine Orgel aus einer Kirche zu besorgen, in der kein Gottesdienst mehr stattfinde. Die Realisierung dieses Wunsches hänge allerdings von den rumänischen Behörden ab.

Die Frage nach der Notwendigkeit des Turmes habe er oft beantworten müssen, sagte Franchy. Der Verein wolle dem Altenheim, dem Ort Drabenderhöhe und dem Land Nordrhein-Westfalen ein bleibendes Denkmal schenken, das dem Turm einer siebenbürgischen Kirchenburg nachempfunden sei. Dieser Turm solle die Dankbarkeit der Landsleute für die Aufnahme am Ort und die Patenschaft der Landesregierung zum Ausdruck bringen.

Sodann verwies der Vorsitzende auf einen Tisch, auf dem mehrere Steine ausgestellt waren. Sie stammen aus verschiedenen Orten unserer alten Heimat. Die Frage, ob der Stein aus der Marienburger Klosteranlage des Deutschen Ritterordens oder der Stein aus der romanischen Basilika aus Petersberg bei Kronstadt erste Zeugen unserer Siedlungen im Südosten Europas sind, ließ er unbeantwortet. Hingegen war ein Stein aus Windau bei Bistritz das einzige noch vorhandene Zeugnis für ein Dorf und eine Kirche, in der mit deutscher Zunge Gott über 800 Jahre gelobt wurde. Die Kirche war bereits vor Jahren den Bulldozern zum Opfer gefallen. Ausgestellt waren auch noch die Steine aus den Gemeinden Stein und Radeln. Der Verein hofft, aus vielen sächsischen Ortschaften weitere Steine der verfallenen Kirchen oder Ringmauern von Heimatortsgemeinschaften zu bekommen. Sie sollen in besonderer Weise an die alte Heimat erinnern.

Abschließend dankte Franchy den Mitgliedern des Adele Zay Vereins, die in jahrelanger Vorbereitung die Grundlage für den Bau der Kapelle und des Turmes gelegt hatten. Sein Dank richtete sich insbesondere an die zahlreichen Spender, die das Projekt wesentlich gefördert haben. Unter ihnen unser Patenminister sowie einige Heimatortsgemeinschaften mit Beträgen zwischen 250 und 500 Euro. Der Verein hofft, dass sich die Heimatortsgemeinschaften an dem Projekt beteiligen werden, um schließlich jeder Gemeinde im Turm der Erinnerung ein Andenken setzen zu können. Zur Erfüllung dieses Vorhabens bedarf es allerdings noch weiterer finanzieller Förderung sowie Spenden. Doch ein solches Werk kann und muss nicht in kürzester Zeit vollendet werden. Franchy war zuversichtlich, dass auch Skeptiker und Kritiker sich von der Richtigkeit des Vorhabens überzeugen werden.

Der Honterus-Chor unter der Leitung von Horst Nietfeld stimmte darauf einen Choral an. Sodann sprach der Architekt Georg Tinnes. Er führte mit der ihm eigenen Sachlichkeit bauliche Details der beiden Objekte an und fügte hinzu, dass diese Bauten wohl Abschluss und Höhepunkt seiner beruflichen Tätigkeit sein würden und er darum auf das ihm zustehende Honorar zu Gunsten des Vereins verzichten werde. Seine Worte wurden mit großem Applaus aufgenommen.

Nach weiteren Darbietungen des Honterus-Chores wies der Vorsitzende auf die dritte Gruppe des Adele Zay-Kindergartens hin, die im Zuge der Sparmaßnahmen ab September 2002 von 25 auf 15 Kinder reduziert wurde. Damit die verkleinerte Gruppe neben den zwei regulären Gruppen weiter bestehen kann, mussten Anstrengungen unternommen werden. Eine Spende des Fraktionsvorsitzenden der CDU im Stadtrat von Wiehl, Alz, in Höhe von 4 035 Euro ermöglicht es, die dritte Gruppe weiter aufrecht zu erhalten. Anwesende Eltern und Erzieherinnen nahmen den Scheck dankbar entgegen. Auch Hanni Widmann, die bewährte Leiterin des Kindergartens, brachte ihre Freude zum Ausdruck.

Die Siebenbürger Trachtenkapelle unter der Leitung von Jürgen Poschner spielte im Innenhof des Altenheimes mit frohen Klängen auf, während den Gästen Fettbrot mit Zwiebeln und ein zünftiges Glas Kölsch geboten wurde. Die Bewohner und Bewohnerinnen des Altenwohnheims sowie des Altenheimes erlebten an diesem wunderschönen Herbstnachmittag in Freude und Dankbarkeit ein gelungenes Richtfest.

Harald Janesch


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2002, Seite 5)

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