3. Oktober 2002

Erschütternde Dokumente aus der Deportation

Ange Stracke (Herausgeberin): "Aus dem Nachlass eines Kindes. Maja Kaiser", Eigenverlag 2002
Maja Kaiser, die am 2. Januar 1928 in Kronstadt geboren wurde, begann schon im Alter von sechs Jahren Gedichte zu schreiben und so die Eindrücke ihres Lebens literarisch zu verarbeiten.
Maja Kaiser: begabte junge Dichterin, starb während der Russlanddeportation
Maja Kaiser: begabte junge Dichterin, starb während der Russlanddeportation

Nach einer unbeschwerten Kindheit und Jugend in und um Kronstadt wurde sie, wie viele ihrer Landsleute, am 11. Januar 1945 zur Zwangsarbeit in das ukrainische Donbassbecken deportiert. Obwohl sie gerade erst ihren 17. Geburtstag gefeiert hatte und somit zu jung war, konnten ihre Eltern die Zurückstellung Majas nicht erreichen. Am 9. Januar 1947 starb Maja Kaiser in Russland an den Folgen einer Lungenentzündung. Nun hat ihre Schwester Ange Stracke, die mit ihr das Schicksal der Deportation geteilt hat, Majas Gedichte, Geschichten und kurze Stücke chronologisch geordnet und im Eigenverlag veröffentlicht.

Schon die Verse aus der frühesten Kindheit zeugen von einer guten Beobachtungsgabe und einem außerordentlichen Gefühl für die Sprache. Naturbetrachtungen und kurze Gebete, Balladen und Theaterstücke geben Auskunft über das Heranwachsen und Reifen eines schriftstellerischen Talents, dem es nicht vergönnt war, größere Aufmerksamkeit zu erlangen. Besonders die in Russland entstandenen Gedichte sind erschütternde Zeitdokumente, aber auch ironische Betrachtungen der unmenschlichen Zustände in den Arbeitslagern. Das Vorwort von Ange Stracke erklärt die Zusammenhänge und führt behutsam in die kurze Lebensgeschichte Maja Kaisers ein.

Das Buch ist für 10 Euro, zuzüglich 2 Euro Versandkosten, zu beziehen bei Ange Stracke, Radler Straße 1, 87600 Kaufbeuren, Telefon: (0 83 41) 6 23 86.

Doris Roth


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2002, Seite 8)

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