11. Oktober 2002

Hermann Grimm - ein fränkischer "Brückenbauer"

Rastlos, von einem Projekt zum nächsten, als Pendler zwischen Franken und Siebenbürgen. Anfang Oktober. Soeben ist Dipl.-Verwaltungswirt (FH) Hermann Grimm von einer neuntägigen Siebenbürgenreise zurückgekehrt. Anlass war das Sachsentreffen in Birthälm, zu dem der Kommunalpolitiker als Leiter der Rumänienhilfe Westmittelfranken eingeladen war.
Eine günstige Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen, Sponsoren zu gewinnen, Informationen zu sammeln und Projekte anzubahnen oder zu kontrollieren. Auf die Frage nach seiner Mission appelliert Grimm sendungsbewusst: "Lasst uns Brücken bauen im Haus Europa, damit Franken nach Siebenbürgen und Siebenbürgen nach Franken kommen können!" Der bekennende Franke und "Wahlsiebenbürger" ist ein Mann der Tat.

Hermann Grimm vermittelte bis heute 40 Hilfstransporte nach Rumänien.
Hermann Grimm vermittelte bis heute 40 Hilfstransporte nach Rumänien.

1984 weilte Hermann Grimm zum ersten Mal in Siebenbürgen. Damals vor 18 Jahren hätte es sich der Mittelfranke mit Wohnsitz in Gerolfingen gewiss nicht träumen lassen, dass er diesem Land in einer Weise verfallen würde, wie es sonst nur die Liebe vollbringt. Apropos Liebe, wo sie hinfällt ... Hermann Grimm fand seine Frau fürs Leben im siebenbürgischen Umfeld. Der Vater seiner Gattin, die ihm eine Tochter und zwei Söhne schenkte, stammt aus Deutsch-Zepling, 7 km nördlich von Sächsisch-Regen (Reen). Das Motiv für Grimms ersten Siebenbürgenaufenthalt im Jahr 1984: es war die Hochzeitsreise.

Seither vermittelte Hermann Grimm 40 Hilfstransporte nach Rumänien. Die Zielgruppe der Sach- und Geldspenden: private Haushalte, Kirchengemeinden, öffentliche Einrichtungen. Die Siebenbürgische Zeitung berichtete in der Vergangenheit wiederholte Male über die ambitionierten Initiativen und Hilfsaktionen in Zusammenarbeit mit diversen Organisationen, vor allem in enger Kooperation mit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien sowie dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR).

Grimm, hauptberuflich Verwaltungsbeamter am Landratsamt in Ansbach, ist "Multifunktionär". Was Wunder, bei derart ausgreifendem ehrenamtlichem Engagement. So fungiert er als Stellvertretender Landesvorsitzender des Landesverbandes Bayern des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V., kurz VdA; ferner, wie schon erwähnt, als Leiter der Rumänienhilfe Westmittelfranken. Dieser Verein unterstützt mit seinen 250 ehrenamtlichen Mitarbeitern rumänische und ungarische Einrichtungen. Dass der Diplom-Verwaltungswirt nebenher auch Kreisausschuss-Vorsitzender beim Bayerischen Beamtenbund e.V. und seit einem Vierteljahrhundert in der Kommunalpolitik aktiv ist, lässt ahnen, welche Netzwerke er für seine verdienstvolle Mission nutzen kann - und zu nutzen versteht. Beispielsweise für seine ehrenamtliche Arbeit in Ansbach auf dem Feld der Integration von Spätaussiedlern aus Rumänien und Russland. Bereits seit 20 Jahren hilft Grimm bei Behördengängen, bei Wohnungs- und Arbeitsuche.

Kritisch äußert sich der Stellvertretende Landesvorsitzende des VdA Bayern über die geltenden Aufnahmebedingungen für den Zuzug von Aussiedlern nach Deutschland: "Die Tür ist zu. Trotz gesicherter Rechtslage seit dem 1. Januar 1993 hat eine sprunghafte Rechtsprechung, die an den Tatsachen in Siebenbürgen vorbeigeht, indem sie denTatbestand der Vereinsamung nicht mehr anerkennt, für weitere Unruhe gesorgt." Und Grimm beruft sich auf kryptisch formulierte, ablehnende Bescheide des Bundesverwaltungsamtes in Köln, die er aussiedlungswilligen siebenbürgischen Landsleuten vor Ort erläutert. Dort nennt man ihn hochachtungsvoll den RU-Nummern-Onkel.

Dies alles ficht ihn nicht an. Hermann Grimm engagiert sich unverdrossen als Brückenbauer, organisiert Hilfstransporte, vermittelt Kulturaustausch und sogar Gemeindepartnerschaften. Sein jüngstes Projekt ist die Partnerschaft von Sächsisch-Regen und Windsbach in Bayern: "Wenn es klappt, ist das die Krönung meiner Arbeit in Siebenbürgen." Die entscheidenden Telefonnummern und Adressen stehen in seinem dickleibigen "Überlebensbuch", in dem Grimm alle wesentlichen Informationen buchhalterisch notiert.

Wie Hermann Grimm versichert, wäre sein Engagement undenkbar ohne den vorbehaltlosen Rückhalt seiner Familie. Stolz fügt er hinzu: "Meine beiden Söhne (11 und 19 Jahre) wandeln auch schon auf meinen Spuren." Für 2004, wenn sich die Evakuierung der Nordsiebenbürgen zum sechzigsten Mal jährt, will der Senior eine zentrale Gedenkveranstaltung mitbegründen, um eine möglichst breite Öffentlichkeit in Deutschland und Rumänien zu erreichen.

Christian Schoger


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2002, Seite 2)

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