Nicht nur Ungeziefer, sondern auch Hunger, Kälte, Unterernährung, Krankheiten, Misshandlungen und nicht zuletzt der Tod finden Eingang in ihre ergreifende Darstellung. Im ersten Kapitel beschreibt sie die Besiedlung Siebenbürgens im 12. Jahrhundert, den Verlauf des Zweiten Weltkriegs und die ländliche Idylle ihres Geburtsortes, aus der sie jäh am 14. Januar 1945 gerissen wurde. Die Schilderung der fünfjährigen Zwangsarbeit in der ehemaligen Sowjetunion überzeugt durch Authentizität, wie sie nur jemand hervorbringen kann, der das alles selbst erlebt hat. Susanne Kästner schreibt von Leid, Entbehrungen, Grausamkeit, aber auch von ihrer ersten und einzigen großen Liebe, die sie in Russland kennen lernte und erst Jahre später in Deutschland wiedersah. Ein „Happy End“ allerdings hat es nicht gegeben.

Susanne Kästner - Titelbild ihres Erinnerungsbuches "Abschied, Leid, Liebe"

Die Autorin überzeugt durch eindrucksvolle Bilder und unmittelbare Schilderungen eines Schicksals, das viele andere siebenbürgische Landsleute mit ihr teilen mussten. Dieses Buch ist eine – wenn auch schmerzvolle – Erinnerung für die ältere Generation und eine ergreifende und detaillierte Dokumentation für die Jüngeren, die vielleicht schon von ihren Großeltern einiges über die schwere Zeit in Russland erfahren haben und sich nun einen besseren Überblick verschaffen wollen. Briefe, Zeichnungen und Schwarzweißfotos runden die Darstellung ab.

Das Buch „Abschied, Leid, Liebe. Erinnerungen“, Erwin Friedmann Verlag 2002, ist zum Preis von 24,80 Euro bei Susanne Kästner, Hölderlinstraße 6 a, 81369 München, Telefon: (0 89) 71 53 35, zu beziehen.

Doris Roth

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2002, Seite 8)