27. Oktober 2002

Spenden für Not leidende Siebenbürger

Das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in München leistet lebenswichtige Hilfe für Siebenbürger Sachsen im Herkunftsgebiet. Sein Einsatz ist um so mehr gefragt: die deutsche Minderheit in Rumänien durch den Massenexodus, ein hohes Durchschnittsalter und die allgemeine Teuerung im Karpatenland erheblich geschwächt. Die Fördermittel der öffentlichen Hand, namentlich des Bundesinnenministeriums, nehmen jedoch kontinuierlich ab, selbst die Spendengelder aus dem privaten Bereich sind rückläufig.
Die soziale Einrichtung der Landsmannschaft setzt sich nach wie vor vielfältig im Herkunftsgebiet ein und will nach Möglichkeit auch im kommenden Jahr ihrem humanitären Aufgaben im gewohnten Umfange nachkommen. Dies erklärt der Vorsitzende des Sozialwerks, Peter Pastior, gegenüber dieser Zeitung und versichert, man werde auch weiter mit Umsicht und zielgerichtet die Gelder verwalten, die zur Verfügung stehen.

Denn an eine Reduzierung der Hilfen sei nicht zu denken. Mit der anhaltenden Abnahme der Seelenzahl in den sächsischen Gemeinden Siebenbürgens verschiebt sich weiter auch die Altersstruktur im sozialen Gefüge der einzelnen Orte. Der Prozentsatz an betagten und hilfsbedürftigen Menschen nimmt zu, mehr und mehr sind sie gesundheitlich angeschlagen, heißt es in Berichten der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien. Viele Siebenbürger Sachsen fallen unter die Armutsgrenze. Das hat seinen Grund auch darin, dass allgemein die Hinwendung Rumäniens zur Marktwirtschaft soziale Härten mit sich bringt, die vor allem Rentner, aber auch die nicht mehr ganz jungen Menschen treffen. Sie sind kaum noch in der Lage, sich dynamisch an die neuen Verhältnisse anzupassen und daraus Gewinn zu schlagen. Man dürfe sie, so Pastior, nicht im Stich lassen.

Bis Ende September hat das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in diesem Jahr ein Spendenaufkommen von 61 000 Euro aus dem privaten Bereich verzeichnet. Dazu kommen der verbandsintern festgelegte Anteil aus den Mitgliedsbeiträgen, der dem Sozialwerk vereinbarungsgemäß zugeführt wird, und Spenden der Hamburg-Mannheimer-Versicherten. Zusammen ergeben das in diesem Jahr bisher 53 000 Euro. Insgesamt also liegen die Einnahmen von Januar bis Ende September 2002 bei knapp 114 000 Euro.

Das ist nicht übermäßig viel bei den humanitären Leistungen, die von der Münchner Einrichtung in diesem Jahr bereits erbracht worden sind. Hier nämlich liegen die Zahlen summa summarum bedeutend höher. Allein für sogenannte "Einzelhilfen" ist bis September eine fast gleich hohe Summe ausgegeben worden: etwa 110 000 Euro. Es handelt sich dabei vor allem um Lebensmittelpakete sowie um bescheidene Geldhilfen für besonders bedürftige Landsleute, zudem um Medikamente und sonstige medizinische Hilfen für Schwer- und Schwerstkranke. Die Hilfsmaßnahmen dieser Art dürfen kaum reduziert, schon gar nicht gestoppt werden, denn von ihnen hängt in so manchem Fall die nackte Existenz von Menschen ab, betont Pastior. Daher wird das Sozialwerk weiter in dieser Richtung aktiv sein, bis Jahresende will man nochmals die gleiche Summe einsetzen und hofft dabei auf entsprechende Spenden unserer Landsleute in Deutschland.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Betreuung des Altenheimes in Schweischer, das 1991-1992 dank einer großzügigen Spende der Max-Kade-Stiftung aus den USA vom Sozialwerk wesentlich ausgebaut wurde. Das landeskirchliche Altenheim feierte, wie berichtet, kürzlich sein zehnjähriges Jubiläum. Mit beachtlichen Mitteln hat das Sozialwerk auch andere Altenheime und Pflegestationen, vor allem jene in Kronstadt-Blumenau und Schäßburg, gefördert.

Bekanntlich ist das Münchner Sozialwerk auch Mittler von humanitären Hilfen des Bundesministeriums des Innern (BMI) nach Siebenbürgen. Lediglich zum Vergleich mit den von der Münchner Einrichtung aufgewendeten Eigenmitteln sei hier die Wertsumme genannt, die bisher in diesem Jahr (Stand: ebenfalls Ende September 2002) als Paket- und Geldhilfen des BMI über die Münchner Einrichtung ins Siedlungsgebiet geflossen ist: gerade mal 28 000 Euro. Es ist also nicht nur so, dass das Sozialwerk einem Mehr an Armut, Verlassenheit und menschlicher Not in Siebenbürgen entgegenzuwirken hat, sondern dass es zusätzlich noch versuchen muss, wenigstens zum Teil die Lücken zu schließen, die sich zunehmend in der Förderung durch die öffentliche Hand auftun.

Dadurch muss das Sozialwerk jeden Euro dreimal nach ihrem Verwendungszweck abklopfen und alles tun, um die anfallenden Verwaltungs- und Nebenkosten möglichst gering zu halten. Hier sei erwähnt, dass alle Lebensmittelpakete, die an bedürftige Landsleute verteilt werden, in Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung in Kronstadt günstig vor Ort gekauft und verpackt werden, so dass auch in diesem Bereich Einsparungen, vor allem bei Transportkosten gemacht werden.

Das Sozialwerk wird weiter in Siebenbürgen helfen. Damit es das tun kann, rechnet es nach wie vor mit der Mithilfe der hiesigen Landsleute, die seit vielen Jahren in bewundernswerter Treue zum Herkunftsgebiet und seinen Menschen gerade über diese ihre humanitäre Einrichtung in München ein gerüttelt Maß an Solidarität bewiesen haben. Für Spenden ist der gedruckten Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung vom 31. Oktober 2002 ein entsprechender Überweisungsträger beigelegt.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2002, Seite 3)

Link: Infos über das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen

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