7. November 2002

Oskar Pastior erhält Erich-Fried-Preis

Oskar Pastior ist diesjähriger Erich-Fried-Preisträger. Wie die Internationale Erich-Fried-Gesellschaft für Literatur und Sprache bekannt gab, entschied die alleinige Jurorin, Dr. Christina Weiss, seit wenigen Wochen neue Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien, den gebürtigen Hermannstädter Lyriker mit dem Erich-Fried-Preis 2002 zu ehren. Die zum 13. Mal vergebene und mit 14 500 Euro dotierte Auszeichnung ist vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich/Kunstsektion gestiftet.
In ihrer Begründung schreibt die Jurorin: "Oskar Pastior wird in diesem Jahr 75, aber er scheint einer der jüngsten Dichter deutscher Sprache zu sein, wenn man daran denkt, dass er quellengleich Sprache immer wieder neu erfindet. Er lockt seine Leserinnen und Leser in Sprachlandschaften, in Wortlabyrinthe, die mit zauberischen Kräften phantasievolle Welten im Kopf entstehen lassen.

Ich möchte denjenigen ehren, dessen Worte mir die deutsche Sprache neu entdeckt haben. Wörter, die nicht im Alltag vorkommen. Seine Wörter jagen denen, die an Eindeutigkeit der Kommunikation glauben, schieren Schrecken ein. Die Begegnung mit der Sprache Oskar Pastiors erzeugt lustvolles Staunen vor der eigenen Unkenntnis und Ungenauigkeit im Umgang mit der Sprache.

(...) Seine Texte werden, wenn er sie liest, zur Musik. Plötzlich begreift man zuhörend, was Sprache auslöst - welche Denkwelten sie eröffnen kann. (...) Mit naturwissenschaftlicher Präzision arbeitet Oskar Pastior sich durch die Bedeutungsmöglichkeiten der Sprache. Er folgt gerne Systemen der Buchstabenverkehrung, um mit der Sprachphantasie zu experimentieren: Listen, Wortreihen, Anagramme, Palindrome, Villanellen oder Pantums, manchmal ist es auch ein Zahlensystem der Buchstabennummern aus dem Alphabet. Das System zu erkennen ist nur das eine, die Lust an der Sprache und ihren Spielarten ist das andere. Wenn Lyrik so viel entdecken lässt, ist sie eine zauberhafte Verführung zu dem Jonglieren mit Sprache und eine Horizonterweiterung ins Jenseits aller vorher gekannten eigenen Grenzen des Denkens."

Die feierliche Preisverleihung findet am 24. November 2002, 11 Uhr, in der Kunsthalle Karlsplatz/project space, Karlsplatz, Treitlstraße 2, in Wien statt. Die Laudatio auf Oskar Pastior wird die neue Kulturstaatsministerin, Dr. Christina Weiss, halten. Den Erich-Fried-Preis überreicht der österreichische Staatssekretär Franz Morak.

CS

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