11. Dezember 2002

Der Steuer-Song in Nürnberg

"Ist es möglich, Regierungen kritisch zu begleiten? Wo? Wie? Mit welchem Ergebnis?" Mit diesen Fragen begann ein kurzweiliger Abend der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen im "Treffpunkt Langwasser" am 18. November im Nürnberger Haus der Heimat.
Am Beispiel des aktuellen „Steuer-Songs“, in dem die Politik des Bundeskanzlers Gerhard Schröder in unnachahmlicher Weise aufs Korn genommen wird, stellte Horst Göbbel, Vorsitzender der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, die Frage, ob der Interpret des Steuer-Songs nicht zu weit gehe, ob diese Art der Darstellung nicht die Würde des Menschen Schröder berühre? Klar, die Diskussion ergab, diese Art von Kritik sei in unserem demokratischen Gemeinwesen möglich und gerechtfertigt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Problematik des so genannten Politainments anhand einer Power-Point-Präsentation beleuchtet. Politainment bezeichnet die enge Kopplung zwischen Politik und Entertainment, Politainment ist unterhaltende Politik bzw. politische Unterhaltung. Diese „Amerikanisierung“ unserer Mediengewohnheiten komme insbesondere in Wahlkampfzeiten besonders deutlich zum Ausdruck . Der „permanente Wahlkampf“ gehöre mittlerweile zum politischen Alltag, die Wahlwerbung gleiche sich immer mehr der Produkt- und Markenwerbung an, die Personalisierung gehe zu Lasten der Sachthemen, der Wahlkampf werde als Wettkampf der Kandidaten, als Angriffswahlkampf inszeniert, der auf die symbolische Destruktion des Gegners ziele. Politiker und Werbeprofis hätten 1998 und 2002 im Bundestagswahlkampf in hohem Maß Mittel der Unterhaltungskultur eingesetzt, also strategisches Politainment betrieben. Gerhard Schröder sei beide Male in der Rolle des „hyperrealen Medienkandidaten“ ohne Zweifel die Idealbesetzung für seine Partei gewesen. Wahlkampf ohne Unterhaltungselemente sei heutztage kaum noch denkbar, führte Göbbel aus.

Von den eher theoretischen Befunden ausgehend, diskutierte die Runde sehr intensiv über die Ergebnisse der Bundestagswahl 2002, über die amerikanischen Kongresswahlen vom November dieses Jahres und die möglichen Bezüge beider Wahlen zum Thema Irak bzw. Saddam Hussein. Und: Nur wer dabei ist, kann mitreden! Auch künftig. Zum Beispiel am dritten Montag im Januar 2003!

Horst Göbbel

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