2. Januar 2003

Mit dem Rad durch Siebenbürgen

Gitta Pöbing und Susanne Eder waren im letzten Sommer mit dem Fahrrad unterwegs in Siebenbürgen.
Meine Freundin Susanne und ich, begeisterte "Packtaschenradler", suchten für den Sommer ein neues Reiseziel: die Karpaten. Ich wusste eigentlich nur, dass sie irgendwo im Osten liegen. Susannes Oma war mit 14 Jahren von dort ausgewandert. "Da wollt ihr hin?" war ihre erste Reaktion, aber dann gab sie zu, dass es eigentlich ein schönes Land ist. Im Internet fanden wir viele Informationen über Rumänien, auch Berichte über Radtouren.

Nach 20-stündiger Busfahrt (München–Arad für 50 Euro) kamen wir in Arad, nahe der ungarischen Grenze, an. Unsere stabilen Mountainbikes waren voll bepackt mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher und Proviant. Unser Plan war, in den folgenden zwei Wochen über die Karpaten zu radeln und das Dorf, aus dem Susannes Oma stammt, zu besuchen. In Heltau hatten wir eine Anlaufstelle. Die Großtante eines Freundes von mir betreibt dort eine kleine Pension.

Wir radelten abseits der Hauptstraßen auf die Berge zu. Es gab viel zu sehen: Störche auf den Dächern, Pferdefuhrwerke, freilaufende Schweine und Gänseherden in jedem Dorf. Für uns war das eine neue Erfahrung, wenn man an Deutschlands Straßen und Dörfer denkt! Unsere Rumänischkenntnisse beschränkten sich auf den Wörterteil des Reiseführers, wir verständigten uns mit Händen und Füßen. Manchmal kamen wir auch mit englischen oder deutschen Wörtern weiter. Alle Leute waren sehr freundlich und hilfsbereit.

Als wir von Simeria über Pianu auf einer Nebenstraße durch den endlosen Wald in die Berge radelten ohne eine Unterkunft zu finden (weit und breit keine Ortschaft), nahmen uns in Tau Bistra ein Ingenieur und seine Familie bei sich auf. Soweit vorhanden, übernachteten wir ansonsten auf Campingplätzen (oft sehr einfache und schmutzige sanitäre Anlagen), in günstigen Hotels oder Pensionen. Einmal fragte uns eine alte Frau in einem Laden, ob wir "mere" wollten, führte uns in ihren Garten, schüttelte einen Apfelbaum und schenkte uns eine Tüte Äpfel.

Highlights waren sicherlich das Fogarasch-Gebirge, das wir von Süden her überquerten. Kurz unterhalb des Passes fanden wir Unterkunft bei einem Pater und bestiegen am nächsten Tag zu Fuß den Negoiu, den zweithöchsten Berg Rumäniens (2235 m). Inzwischen hatten wir uns auch an die täglichen Nachmittagsgewitter gewöhnt.

Dann verließen wir die Berge und besichtigten Heltau, die Kirchenburg in Michelsberg und Hermannstadt. Die schöne Altstadt Herrmannstadts steht im krassen Gegensatz zu den hässlichen Plattenbauten am Stadtrand. Wir radelten durch das Hügelland nach Reichesdorf, wo sich die Verwandten von Susanne riesig freuten, uns zu sehen. Den Abschluss unserer Radtour bildete Schäßburg mit seiner mittelalterlichen Altstadt. In 13 Tagen hatten wir 800 km und 10 000 Höhenmeter zurückgelegt. Wir werden sicher wiederkommen, es gibt noch so viel zu entdecken.

Gitta Pöbing


Weitere Infos über Radfahren in Rumänien: www.bikeromania.de

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