13. April 2003

Barocke Sammellust aus Siebenbürgen

Noch bis zum 11. Mai zeigt das Haus der Kunst in München eine repräsentative Auswahl von 85 Bildern aus der Gemäldegalerie Samuel von Brukenthals in Hermannstadt.
Die zusammen mit der Sammlung Schönborn-Buchheim, Wien, unter dem Titel „Barocke Sammellust“ gezeigte Ausstellung enthält manches Meisterwerk, etwa Martin van Meytens’ Herrscherbild der Kaiserin Maria Theresia (Bildmitte) oder van Bronkhorsts freizügiges Genrebild „Dirne und Kupplerin“ (links).

Foto: Konrad Klein
Foto: Konrad Klein

Leider sind die seit 1949 im Bukarester Kunstmuseum befindlichen Paradestücke der Brukenthal’schen Sammlung (allen voran van Eycks „Mann mit der blauen Sendelbinde“) nicht mit dabei. Es ist nicht ohne Symbolik, dass Brukenthals 200. Todestag am 9. April mit einer Ausstellung vieler seiner Bilder außerhalb Siebenbürgens im fernen Bayern gedacht wird – da, wo heute auch die meisten Siebenbürger Sachsen leben. Dass dies im ehemaligen „Haus der Deutschen Kunst zu München“ geschieht, braucht nicht weiter zu irritieren – eher schon die Worte von Dr. Alexandru C. Lungu aus dem Vorwort des Katalogs. Allzu unbeschwert wird hier vom „berühmten Haus der Kunst in München“ geschwärmt, mit dem man diese Ausstellung „keinesfalls zufällig“ organisiert habe. (Dass hier von 1937 bis 1944 die berüchtigten „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ stattfanden, scheint sich der Kenntnis des Generaldirektors des Brukenthalmuseum zu entziehen). Aber sei’s drum, einen Hauch barocker Sammellust vermögen die in großzügiger Hängung verteilten Gemälde sogar im wuchtigen NS-Kunsttempel von ehedem zu verbreiten. Schön auch, dass man hier nun endlich mal in Ruhe Franz Neuhausers Gesamtansicht von Hermannstadt von 1808 betrachten kann. Allein das Studium der pittoresken, sich im Abendsonnenschein vor den Toren Hermannstadts tummelnden west-östlichen Volkstypen macht ein längeres Verweilen vor dem Bild zur spannenden Zeitreise. Zwar ist das Gemälde nicht mehr zu Lebzeiten von Brukenthal entstanden, doch ist es sein Verdienst, die Wiener Malerfamilie Neuhauser nach Hermannstadt geholt zu haben.

Konrad Klein


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. März 2003, Seite 6)

Lesen Sie dazu auch die Artikel:

Betrachtungen zur Brukenthal-Ausstellung in München

Barocke Sammellust im Haus der Kunst zu München

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