18. April 2003

Geistliches Wort zu Karfreitag

Ein geistliches Wort wurde unter dem Titel „Karfreitag – mein Leben kann sein Ziel erreichen“ in der Beilage „Kirche und Heimat“, Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2003, Seite 17, veröffentlicht. Der Autor nimmt Bezug auf Johannis 19, 30: „Jesus rief ‚Es ist vollbracht!‘ Dann ließ er den Kopf sinken und starb“. Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers, des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, wird der Text im Folgenden auch für unsere online-Leserinnen und Leser wiedergegeben.
Liebe Schwestern und Brüder, in Siebenbürgen war das Begleiten von Sterbenden bis in den Tod der Normalfall. Das dabei Erlebte wurde erzählt und, was alles geschehen war, genau beschrieben. Was persönlich gesehen, gehört und erlebt worden war, prägte so auch das Andenken der Angehörigen und Bekannten. Das war nicht immer hilfreich. Doch habe ich auch gestaunt, wie viel Anerkennung aus Erinnerungen sprach und welche Lebenskraft in kleinen Hinweisen verborgen weitergegeben werden konnte. Wenn zum Beispiel eine Tochter und die Enkel erzählen konnten, wie die Mutter und Großmutter ihren Herrn Jesus bis zuletzt anrief „...Du bist auch für meine Schuld doch am Kreuz gestorben, hast zu Gottes Vaterhuld Zutritt mir erworben.“ Letzte Worte oder Beobachtungen über das Verhalten bis in den Tod vertiefen das Verstehen der Lebensgeschichte der Verstorbenen. Und wenn reife Glaubenshoffnung einen echten Ausdruck findet, wird das zum bleibenden Geschenk für die Trauernden, eine Lebenshilfe.

Christen finden letztlich selbst bei schwerster Trauer in das Vertrauen, dass „um Christi willen“ das Leben bei Gott erreicht wird, endgültig, ewig, im Frieden. Dazu will auch das Evangelium des Johannes helfen im Kapitel 19, hier nur Vers 30 aus der Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“- als Einladung zum Glauben an den Gott, der durch Leiden und Tod hindurch ein Leben vollenden kann. Gott kann seit Karfreitag „um Christi willen" Menschen retten. Jesus hat es geschafft, die Schrift, d.h. den Willen Gottes vollkommen zu erfüllen. Er hat „den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand“ angenommen. Er hat alle Schuld, das Versagen, die Verlorenheit der Menschen in der Sünde getragen. Er hat bis ans Ende geliebt. So ward er nicht nur das Opferlamm zur Schuld-Einlösung, sondern „das Licht der Welt... ..der gute Hirte", der Weltenherrscher.

Der Bericht vom Todesweg ist voller Hinweise auf verborgenen Sinn, auf einen Plan Gottes im Leben, Leiden, Sterben des Sohnes. Der „ungenähte Rock“ Jesu erinnert an das Gewand des Hohenpriesters, der vor Gott für das Volk bitten durfte, Schuld (auf den Sündenbock) weglegen konnte und zum Neuanfang segnete. Das Ysoprohr kann den Bezug zur Rettungsgeschichte Israels aus der Sklaverei in Ägypten herstellen. Die Frucht des Sterbens Jesu ist für alle, die ihm im Glauben nachfolgen, die Rettung und die Befreiung aus einem Leben fern von Gottes Liebe darum der Ausruf „Es ist vollbracht!“ In solchem Vertrauen zu leben, die Hinweise und Einzelheiten vom Karfreitag immer wieder zu erzählen, bringt Sinn und Kraft in unser Leben. Weil Jesus starb, genauer: weil er lebt, kann auch mein Leben sein Ziel in Gottes neuer Welt erreichen.

Gesegnete Feiertage wünscht Ihnen

Günther Auner

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