22. April 2003

Leiblich verwandt - in der Kunst eigenständig

Ein großer Wunsch der Galeristin des Ebersberger Rathauses, Antje Krauss Berberich, geht in Erfüllung, wenn die Künstlerin Susanne Schunn vom 5. – 23. Mai und gleich anschließend ihr Bruder Heinz Schunn vom 26. Mai – 6. Juni ihre Werke im schönen gotischen Rathaus zu Ebersberg präsentieren.
Eine besondere Ehrung zu seinem achtzigsten Geburtstag wird dem Ebersberger Künstler Heinz Schunn durch eine Ausstellungstrilogie zuteil: Im imposanten Ebersberger gotischen Rathaus werden Materialdrucke gezeigt, in der modernen Kreissparkasse des Ortes Aquarelle und Holzschnitte und als Zugabe noch im Eingangsbereich der örtlichen Süddeutschen Zeitung Schwarz-Weiß-Holzschnitte. Somit ehrt Ebersberg seinen heimischen Künstler mit einer Retrospektive der ganz besonderen Art.
Die Künstler-Geschwister Heinz und Susanne Schunn vor dem Ebersberger Rathaus. Foto: Antje Krauss Berberich.
Die Künstler-Geschwister Heinz und Susanne Schunn vor dem Ebersberger Rathaus. Foto: Antje Krauss Berberich.

Susanne Schunn

Die Künstlerin, Jahrgang 1929, und Mutter von drei Kindern lebt in Oberpframmern (Kreis Ebersberg). Sie entstammt einer Siebenbürger Künstlerfamilie. Die erste Malunterweisung bekam sie in ihrer Geburtsstadt Kronstadt von ihrem Vater Heinrich Schunn, einem begnadeten Maler, und von Hans Mattis-Teutsch, der erst kürzlich durch eine Ausstellung im Haus der Kunst in München geehrt wurde. Schunn studierte an den Akademien von Bukarest und Klausenburg Malerei und Grafik und begann mit ersten Ausstellungen im Jahre 1954. Nach ihrem Staatsexamen 1956 und Erlangen des Diploms arbeitete Susanne Schunn als freischaffende Künstlerin. Durch ihren Eintritt in den Verband Bildender Künstler Rumäniens hatte die Künstlerin die Möglichkeit, an staatlichen Ausstellungen für Malerei und Grafik teilzunehmen. Ab 1960 sprach ihr die kommunistische Partei Rumäniens ein Ausstellungsverbot aus als Folge der Inhaftierung und Verurteilung ihres Ehemannes aus politischen Gründen. Susanne Schunn war somit gezwungen, ihren Lebensunterhalt mit der Gestaltung von Werbeplakaten aller Art zu verdienen. Sie arbeitete als Schaufensterdekorateurin und gab vertretungsweise Zeichenunterricht an einem deutschsprachigen Gymnasium.

1965 endlich kam für die Künstlerin die große Wende, als sie in die Bundesrepublik ausreisen durfte und sich in Oberbayern ansiedelte. Nachdem das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus ihr in Rumänien erlangtes Diplom nicht anerkannte, studierte die gelernte Grafikerin und Malerin an der „Akademie der Bildenden Künste“ und der Universität in München Philosophie, Erziehungswissenschaft und Psychologie. Nach dem Staatsexamen 1967 begann ihre Lehramtszeit für das Fach Kunsterziehung an Gymnasien in Erlangen und München. 1970 wurde Schunn zur Oberstudienrätin ernannt, 1971 erhielt sie von der Leopold Franzens-Universität Innsbruck ein "Dr. Dr. h.c. Heinrich Zillich-Stipendium" der Johann-Wolfgang von Goethe-Stiftung. Gleichzeitig ehrte sie die Künstlergilde Esslingen durch Aufnahme in deren Verband.

1978-1982 fand eine intensive Malertätigkeit statt (Schwerpunkte Komposition und Akt). Standen anfangs der Mensch und das Tier im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit, so faszinierten sie nach und nach die Landschaft und Stillleben, wobei die Grafik nicht zu kurz kam (Radierungen und Lithographien). In dieser Zeit entstanden ihre ersten gegenstandslosen Arbeiten, die ihrer Kunst den Weg wiesen und die sie zur Meisterin dieses Genres machte.
Nach anfänglicher Beteiligung an Gruppenausstellungen u.a. in München, Düsseldorf, Bonn, Salzburg, und Wien unterbrach die Künstlerin schicksalsbedingt zeitweilig ihre künstlerische Tätigkeit. Die Werke von Susanne Schunn fanden Käufer in Rumänien, Frankreich, den USA, der Schweiz und selbstverständlich in der Bundesrepublik. Wir dürfen gespannt sein auf die Eröffnung am 4. Mai, 17 Uhr, die Bürgermeister Walter Brilmayer vornehmen wird. Im Rahmen der Vernissage wird Antje Krauss Berberich einführende Worte sprechen und Hildegard Bauer lyrische Gedichte vortragen.

Heinz Schunn

Unzählige Ausstellungen im In- und Ausland oder an seinem Zweitwohnsitz in Lechbruck (mit einer integrierten Galerie, wo er auch jungen Künstlern die Präsentation ihrer Werke ermöglicht) bestückt der überaus aktive Künstler Heinz Schunn mit seinen unverkennbaren Holzschnitten, Lithografien, Radierungen Monotypien und Serigraphien sowie Aquarellen oder Mischtechniken. Seit über vierzig Jahren Bürger von Ebersberg, spürt Schunn unermüdlich neues künstlerisches Terrain auf.

Heinz Schunn wurde 1923 in Bistritz geboren und machte das Abitur in Kronstadt, der Stadt seiner Väter. Als Sohn des berühmten Malers Heinrich Schunn, einst Kunsterzieher der Unterzeichneten, wuchs er mit der hohen Kunst auf. Infolge seiner Militärzeit begann Schunn erst 1948 mit dem Studium der Malerei an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Nach abschließendem Staatsexamen kam er an die Fachakademie für Sozialpädagogik, wo er bis 1981 tätig war.

130 Einzel- und Gruppenausstellungen gestaltete Schunn u.a. in München, Nürnberg, Berlin und Stuttgart. Nicht nur in unzähligen europäischen Ländern exponierte er seine Werke, bis ins ferne Äthiopien, nach Zentralasien, von Mexiko über die USA nach Norwegen führte ihn sein Weg, wo viele seiner Kunstwerke ihren Stammplatz haben. Große deutsche Firmen, Banken und Geschäftshäuser sind stolz, Schunns Werke ihr Eigentum zu nennen.

In vielen Publikationen, wie beispielsweise „Kunst und das schöne Heim“, beim Verlag "Mensch und Arbeit", bei Hans Kießlings „Maler der Münchner Kunstszene“, wird sein Name gewürdigt. Sein Bildband „Farbholzschnitte“ kann in der Zeit der Ausstellung käuflich erworben werden.

In der Galerie des Rathauses zeigt Heinz Schunn seine Werke nun zum dritten Mal. Die Ausstellung wird im Rahmen eines „Triptichons“, organisiert, da parallel in zwei weiteren geeigneten Räumlichkeiten der Kreisstadt die Werke des Künstlers zu besichtigen sein werden. Das Jahr des achtzigsten Geburtstages Heinz Schunns – wir gratulieren auch auf diesem Wege dem jung Gebliebenen ganz herzlich! - bringt eine große Retrospektive.

Die Vernissage am 25. Mai, 16 Uhr, wird Bürgermeister Walter Brilmayer eröffnen, Antje Krauss Berberich wird einführende Worte sprechen. Alle KronstädterInnen, Freunde und Bekannte, die einen gemütlichen Nachmittag mit viel Kunst und guten Gesprächen genießen wollen, sind ganz herzlich nach Ebersberg eingeladen.

Antje Krauss Berberich, Stadtarchiv Ebersberg


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2003, Seite 8)

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