11. Mai 2003

Klaus Knall dirigierte Ernst Peppings "Passionsmusik des Matthäus"

Der Dirigent Klaus Knall ist den Siebenbürgern in Deutschland weniger bekannt als in der Schweiz, wo er zu einem der besten Kantoren und evangelischen Chorleiter zählt. Unter seiner Leitung wurden Ernst Peppings „Passionsbericht des Matthäus“ in der vorösterlichen Zeit in vier Kirchen des schweizerischen und süddeutschen Raumes, in Basel, Bern, Zürich und Tübingen, aufgeführt.
Knall wurde 1936 in Kronstadt geboren. Prägend für seine berufliche Laufbahn war Professor Victor Bickerich, sein Musiklehrer am Honterus-Gymnasium und langjähriger Kirchenmusikdirektor an der Schwarzen Kirche. Knall studierte an den Musikhochschulen in Klausenburg und Freiburg. Als Stipendiat der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ schloss er sein Studium mit der A-Kantorenprüfung und einer Zusatzausbildung in Orchesterleitung ab. Nach siebenjähriger Tätigkeit an der Christuskirche in Freiburg im Breisgau – in dieser Zeit war er auch Dirigent der Freiburger Studentenkantorei - wurde er Kirchenmusikdirektor in der Schweiz, als Nachfolger von Professor Flemming, der zum Dirigenten des Dresdner Kreuzchores berufen worden war. Knall leitete nun 25 Jahre lang die Kantoreien des Basler Münsters, des Berner Münsters und des Großmünsters in Zürich. 1981 wurde er Lehrer und Direktor der Kantorenschule am Institut für Kirchenmusik in Zürich. Zahlreiche große geistliche Oratorien sowie andere Werke der Kirchenmusik wurden von ihm einstudiert und zur Aufführung gebracht, von denen auch viele auf CD aufgenommen im Handel erhältlich sind.
Klaus Knall dirigierte in der Schweiz und Tübingen Ernst Peppings
Klaus Knall dirigierte in der Schweiz und Tübingen Ernst Peppings "Passionsbericht des Matthäus".


1995 regte er in Zürich die Gründung der „Stiftung Geistliche Musik“ an, die konfessionell unabhängige geistliche Musik und insbesondere schweizerische Chorwerke fördert und ihre Aufführung ermöglicht. Diese Stiftung unterstützt die Konzerte des 1997 gegründeten Collegium Vocale Zürich, ein Ensemble, das aus 30 qualifizierten Sängerinnen und Sängern besteht, die sich in Intensiv-Wochenenden auf ihre Choraufführungen vorbereiten und diese zu Gehör bringen. Die gesungene Chorliteratur dieses von Knall geleiteten Ensembles umfasst Werke aller Stilepochen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert.

Im März und April dieses Jahres führte das Collegium Vocale zusammen mit dem Penalosa-Solisten-Ensemble Ernst Peppings „Passionsbericht des Matthäus“ auf. Pepping (1901-1981) war jahrzehntelang Lehrer für Musiktheorie und Komposition an der Berliner Kirchenmusikschule. Sein umfangreiches Lebenswerk umfasst nahezu alle Gattungen der Vokal- und Instrumentalmusik, insbesondere anspruchsvolle Chorwerke, die zu den wichtigsten Kompositionen der protestantischen Kirchenmusik des letzten Jahrhunderts gehören. Peppings Kompositionen sind frei von historischen Vorbildern, sie sind in den Chorstücken in hohem Maße an die Sprache des Textes – in unserem Falle des Passionsberichtes nach dem Matthäus-Evangelium - angelehnt. Pepping setzt im "Passionsbericht" in seinen doppelchörigen Motetten Texte der Bibel um, in deren Zentrum die Verse des allseits bekannten Chorals „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ stehen und die das im Matthäus-Evangelium gezeichnete Jesusbild eines schweigenden Christus hervorheben. Peppings schwieriges a-capella Werk stellt an die Aufführenden höchste Ansprüche. "Mit ungemein plastischen Handbewegungen" (so eine Tübinger Zeitung zur Aufführung) gelang es Knall in exemplarischer Weise die Sachlichkeit des Passionsberichtes zu bewahren und dennoch die innere Beteiligung am Passionsgeschehen möglich zu machen und letztendlich eine große Glaubenstiefe den Zuhörern zu vermitteln. An geistiger und musikalischer Spannkraft, an musikalischer Präzision und Feinfühligkeit war diese Aufführung unübertrefflich.

Das nächste Konzert des von Knall geleiteten Collegium Vocale Zürich findet am 1. Juni 2003 in der Klosterkirche St. Urban in der Schweiz statt. Monteverdis „Johannisvesper“ wird aufgeführt. Leider schließt Klaus Knall sein musikalisches Wirken auf der Höhe seiner Schaffenskraft am Ende des Jahres 2003 mit zwei Konzerten ab: am 20. Dezember in Luzern und am 21. Dezember in Zürich. Dort wird die „Cantate pour le temps de Noël“ des schweizerischen Komponisten Frank Martin zur Aufführung kommen.

Hansgeorg von Killyen




(gedruckte Ausgabe. Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2003, Seite 6)

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