24. Mai 2003

Gemeinsame Projekte angeregt

Die rumänische Regierung will gemeinsame Projekte mit der siebenbürgischen Landsmannschaft und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien unter Inanspruchnahme von EU-Projektmitteln durchführen. Dies hat der rumänische Informationsminister Vasile Dâncu bei einem Spitzengespräch mit dem Bundesvorsitzenden Volker E. Dürr am 14. Mai in der landsmannschaftlichen Bundesgeschäftsstelle in München angeboten.
Zur rumänischen Delegation gehörten der Generalkonsul von Rumänien in München, Mihai Botorog, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant vom Departement für Interethnische Beziehungen des Informationsministeriums und Cornel Hirian, Berater des Ministers. Die Landsmannschaft war durch ihren Bundesvorsitzenden Volker E. Dürr, den stellvertretenden Bundesvorsitzende und Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern, Bernd B. Fabritius, den Vorsitzenden des Sozialwerks, Peter Pastior, und Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff vertreten. An der Aussprache beteiligten sich der Projektleiter der Hanns Seidel Stiftung in Rumänien, Horst Kossak, und Projektassistentin Luise Schifter-Popescu.
Spitzengespräche in der landsmannschaftlichen Geschäftsstelle in München, von links nach rechts: Generalkonsul Mihai Botorog, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Bundesvorsitzender Volker E. Dürr und Informationsminister Vasile Dâncu. Foto: Siegbert Bruss.
Spitzengespräche in der landsmannschaftlichen Geschäftsstelle in München, von links nach rechts: Generalkonsul Mihai Botorog, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Bundesvorsitzender Volker E. Dürr und Informationsminister Vasile Dâncu. Foto: Siegbert Bruss.

Bundesvorsitzender Dürr berichtete einleitend über die erfolgreiche Integration der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und ihre Bemühungen um den Erhalt ihrer kulturellen Identität, beispielsweise über ihre wissenschaftlichen Einrichtungen in Gundelsheim. Über das Sozialwerk leisten die Siebenbürger Sachsen einen beachtlichen humanitären Einsatz in Siebenbürgen, sagte Dürr. Der Informationsminister erklärte, die rumänische Regierung wolle sich für den Erhalt des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim am Neckar bei den sozialdemokratischen Amtskollegen in Berlin einsetzen. Die Landsmannschaft solle mit einer diesbezüglichen Dokumentation an den rumänischen Ministerpräsident Adrian Nastase herantreten.

Die deutsche Minderheit erfülle eine wichtige Brückenfunktion in den zwischenstaatlichen Beziehungen, betonte Dâncu. Premier Adrian Nastase messe diesen Beziehungen daher eine große Bedeutung bei. Eine sehr gute Grundlage der Zusammenarbeit biete das Protokoll, das die regierende Sozialdemokratische Partei (PSD) vor einem Jahr mit dem deutschen Forum unterzeichnet hätten, erklärte Unterstaatssekretär Gant.

Der Minister ermunterte die Landsmannschaft, gemeinsame Projekte mit dem deutschen Forum und der rumänischen Regierung unter Inanspruchnahme von EU-Projektmitteln zu realisieren. Als Vorhaben regte Dürr die Erweiterung des seit Jahren bestehenden Föderationsjugendlagers und die Anbahnung deutsch-rumänischer Städtepartnerschaften an. Nicht zu unterschätzen seien kommunale Partnerschaften für kleinere Ortschaften, betonte Dâncu. Sie bedeuteten ein „Fenster zur Welt“. Daher will der Minister an einer Partnerschaft interessierte Bürgermeister zu einer Tagung einladen.

Dâncu bot der Landsmannschaft zudem an, sich in allen offenen Fragen an das Informationsministerium zu wenden. Der Minister wolle sich bei den Kollegen des Bukarester Kabinetts gezielt für konkrete Probleme einsetzen, etwa bei der Rückgabe von Gemeinschaftsbesitz der deutschen Minderheit. Rechtsanwalt Bernd B. Fabritius wies auf Rückgabeanträge hin, die von rumänischen Behörden abgewiesen werden, weil sie angeblich private Gesellschaften und nicht die deutsche Gemeinschaft betreffen. Angesichts des zu erwartenden EU-Beitritts Rumäniens ab 2007 wolle das Bundesinnenministerium die Bleibehilfen für die deutsche Minderheit in Rumänien ausklingen lassen, betonte Dürr. Um so wichtiger sei nun der Gemeinschaftsbesitz, damit die deutsche Minderheit wirtschaftlich selbstständig agieren könne. Dürr thematisierte ferner die Folgekosten der Altenheime, die unter anderem aus bundesdeutschen Mitteln errichtet worden seien. Dâncu erwiderte, dass das rumänische Arbeitsministerium die Finanzierung übernehmen könnte. Zudem sei ein Minderheitenschutzgesetz nach europäischem Vorbild nötig, sagte der Bundesvorsitzende.

Eine Tagung zum Thema deutsches Kulturerbe in Rumänien werde im kommenden Sommer in Bistritz stattfinden. Ferner sei die Herausgabe eines Fotoalbums mit Kirchenburgen und anderen Denkmälern in Siebenbürgen geplant, erklärte der Minister, der die landsmannschaftliche Bundesgeschäftsstelle in der Münchner Karlstraße erstmals am 24. März 2002 besucht hatte.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 31. Mai 2003, Seite 7)

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