10. Juni 2003

Gottesdienst, Gemeinschaft und Geselligkeit

Unter diese drei G stelle ich die Tage, die wir vom 16.-18. Mai in Nürnberg erlebt haben. Für uns war die Begegnung mit den treuen Gemeindegliedern aus Deutschbudak, Windau und anderen Orten aus Nordsiebenbürgen ein freudiges Erlebnis. Das Team der Budaker und Windauer Michael Weihrauch jun., Maria geb. Schwarz, Inge Alzner und Hildegard Steger hatten zu dem von ihnen und anderen emsigen Helfern und Helferinnen organisierten Treffen eingeladen.
Pfarrer Peter Obermayer hatte vor 45 Jahren als interessierter junger Student der Theologie, der unbequeme und mühsame Feriendienste nicht scheute, Nordsiebenbürgen kennen gelernt. Der ehemalige Pfarrer in Bistritz und Deutschbudak hatte die Ausrichtung des Gottesdienstes in der Paul-Gerhardt-Kirche in Nürnberg-Langwasser übernommen. Über 200 Gemeindeglieder nahmen daran teil. Zum Gottesdienst hatten die Organisatoren den als Dauerleihgabe der Gemeinde in Dinkelsbühl übergebenen ehrwürdigen Kelch abgeholt. Während Pfarrer i.R. Kurt Franchy das Brot gab, reichte Pfarrer i.R. Peter Obermayer den Kelch. Die altbekannte in Siebenbürgen einst geübte lutherische Abendmahlsliturgie und die bekannten Choräle steigerten die Erinnerungen und Gefühle aller Beteiligten. Hinzu kam die Begegnung mit lieben Menschen, deren Lebenswege und Schicksale sich hier unter dem Wort Gottes und der Versöhnung im Abendmahl in besonderer Weise tief in die Herzen eingrub.

Höhepunkt des Festes in Nürnberg: Darbietung dreier in den schönsten nordsiebenbürger Trachten gekleideten Volkstanzgruppen. Foto: Agnes Franchy-Kruppa.
Höhepunkt des Festes in Nürnberg: Darbietung dreier in den schönsten nordsiebenbürger Trachten gekleideten Volkstanzgruppen. Foto: Agnes Franchy-Kruppa.

Nach dem erhebenden Gottesdienst (lesen Sie die Predigt von Pfarrer P. Obermayer in der Beilage „Kirche und Heimat“ vom 25. Juni 2003) fuhren wir in einen schönen historischen Saal, dessen gewölbte Kassettendecke unter Denkmalschutz steht. Viele gute Gespräche wurden geführt und aus ungezählten Berichten klang große Dankbarkeit für eine gnädige und gute Führung Gottes nach den schweren Nachkriegsjahren in der nordsiebenbürgischen Heimat. Viele sind über manchen steinigen Weg gegangen, der aber teilweise zu akademischen Titeln, verantwortungsvollen Positionen in Wirtschaftszweigen oder im selbstständigen Bereich führte. Dankbarkeit und erfülltes Leben überwogen und dort, wo Leid, Krankheit oder Tod Wunden geschlagen hatten, war dennoch zu erfahren, dass sie Gottes gutes Geleit nicht vermisst hatten.

Michael Weihrauch jun. war in die Fußtapfen seines Vaters getreten, der in Bistritz als Presbyter viele Jahre der Gemeinde gedient hatte. Auf der von der älteren Generation, unter Regie von Katharina Böhm, mit wunderschönen Stickerein geschmückten Bühne begrüßte er alle Anwesenden, besonders Pfarrer Obermayer, dem er nochmals für den Gottesdienst dankte, Pfarrer Kurt Franchy, den Vorsitzenden des Hilfskomitees, und den später hinzugestoßenen Vorsitzenden des Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, Studiendirektor Horst Göbbel. In seiner Begrüßung betonte Weihrauch, wie froh er sei Windauer und Budaker an diesem Festtag gemeinsam begrüßen zu können, gehörten sie doch traditionsgemäß zusammen, nachdem sie nach dem Krieg in Bistritz ihre Heimat gefunden haben. In seinem Grußwort brachte Pfarrer i.R, Franchy seine Freude zum Ausdruck, nach langer Zeit wieder einmal unter seinen Bistritzern zu sein, mit denen er 13 Jahre meines Dienstes in der Heimat verbringen durfte. Der Gemeinschaft der Budaker dankte er für die weise Entscheidung, den Kelch ihrer Ahnen der Gemeinde in Dinkelsbühl überlassen zu haben. So sei wertvolles Kulturgut lebendig und verstaube nicht in musealen Truhen. Horst Göbbel betonte die Bedeutung von HOG-Treffen und forderte die Versammelten auf, auch in Zukunft das teuere Gut der Gemeinschaft zu pflegen.

In einem benachbarten Raum des Saales konnte man auf ausgehängten Karten die Gemarkungen des Heimatortes in Augenschein nehmen, auf einem Bildschirm lief ein Computerprogramm, das in Abständen die schönsten Bilder aus der alten Heimat und einer im Vorjahr stattgefundenen Reise dorthin zeigte. Zum Kaffee boten fleißige Frauen köstliches Gerbäck an.

Den Höhepunkt der Geselligkeit erlebte das Fest im Tanz dreier in den schönsten nordsiebenbürger Trachten gekleideten Volkstanzgruppen. Kinder von sechs Jahren bis zu über 50-Jährige hatten sich spontan einige Male getroffen, um u.a. auch den bekannten Siebenschritt einzuüben. Leichtfüßig und schwungvoll trugen sie die Tänze vor. Danach eröffneten sie den allgemeinen Tanz, indem sie aus dem Saal Gäste, Freunde und Partner zu den Klängen eines Walzers aufforderten. Mit Zufriedenheit der Organisatoren und der Teilnehmer endete das gelungene Treffen spät nach Mitternacht. Möge die Kraft und die Begeisterung anhalten, dass auch künftig solche Treffen stattfinden können.

Kurt Franchy

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