30. März 2001

Organisierte Kriminalität nistet sich in Temeswar ein

Temeswar im Banat (340 000 Einwohner) entwickelt sich offenbar zu einem neuen Zentrum der Organisierten Kriminalität. Dem kommt zugute, dass die Polizei schlecht ausgerüstet und in ihren höheren Rängen oftmals selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Im Februar wurden vier hohe Polizeioffiziere des Kreises Temesch abgelöst, weil sie in Autoschiebereien verwickelt waren. Einer fiel allerdings sehr weich: Er wurde neuer Chef der Stadtpolizei in Temeswar.
Anfang März wurden Öffentlichkeit und Regierung durch einen tragischen Zwischenfall aufgeschreckt: Ein Feldwebel der Verkehrspolizei wurde nahe Temeswar bei der Verfolgung von Autodieben erschossen. Der Vorgang wirft ein grelles Schlaglicht auf die unzulängliche Ausstattung der rumänischen Polizei. Die Beamten sind mit veralteten 7,2-Millimeter-Pistolen ausgestattet, die überdies nicht zuverlässig sind. Üblicherweise werden im Außendienst die Polizisten durch Gendarmen geschützt, die abends und nachts mit Maschinenpistolen bewaffnet sind. Jetzt wird erwogen, auch die Verkehrspolizisten mit automatischen Waffen auszurüsten. Für eine Übergangszeit sollen sie von Spezialbeamten des Innenministeriums begleitet werden.
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hat kürzlich aufgedeckt, dass Temeswar Zentrum des Waffenschmuggels für die überaus intakte albanische Untergrundorganisation UCK ist. Von dort beziehen die albanischen Separatisten ihre Ausrüstung für den Bürgerkrieg, den sie gerade in Mazedonien vor den Augen der untätigen Europäer führen. Den rumänischen Sicherheitsbehörden ist dieses Treiben durchaus bekannt, und sie gehen mit einer Spezialeinheit der Gendarmerie unter der Leitung eines Oberst dagegen vor. Mit mäßigem Erfolg allerdings, wie der Offizier vor der Kamera gestand. Auch hier ist die Ausrüstung seiner Männer dem Auftrag keinesfalls angemessen. Das Fernsehen hat auch die Geldquellen der UCK aufgedeckt. Hier arbeiten offenbar die rumänische und die russische Mafia Hand in Hand. Die Russen beschaffen überall auf dem Balkan - so in der Republik Moldau und Serbien - Frauen für die Prostitution, die von Rumänien und hier wieder in erster Linie vom günstig gelegenen Temeswar aus "weiterverteilt" werden. Viele finden sich in den Bordells in Mazedonien wieder, wo sie den urlaubenden KFOR-Soldaten aus dem Kosovo zu Diensten sind. Womit denn die NATO die Ausrüstung ihrer Feinde bezahlte...

Horst Schinzel

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