17. Juni 2003

In memoriam Oberth und Roth

Der Bischof der Landeskirche, D. Dr. Christoph Klein, wünscht sich eine Straße in Hermannstadt, die den Namen von Hans Otto Roth tragen solle. Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums (DFDS), machte sich stark, dass der Name Hermann Oberth in das künftige Firmenschild der Babes-Bolyai-Universität in Klausenburg aufgenommen wird. Die Gedanken wurden bei der Würdigung zweier siebenbürgisch-sächsischer Persönlichkeiten zur Sprache gebracht: In Klausenburg beging man Mitte Mai in feierlichem Rahmen 80 Jahre, seit der Raketenvater Hermann Oberth an dieser Universität seine Diplomarbeit verteidigte, in Stadt am Zibin gedachte man Ende Mai der 50 Jahre seit dem Tod von Hans Otto Roth, dem deutschen Abgeordneten im rumänischen Parlament der Zwischenkriegszeit.
Die Vorstellungen der derzeitigen Sachsenoberhäupter bleiben wohl vorerst nur Wünsche. Und ein Wunsch des DFDR-Landesvorsitzenden Klaus Johannis war es - zumindest in Hermannstadt - in solche Veranstaltungen auch das Forum und seine lebenden Politiker in die Pflicht zu nehmen. Anders laufe man Gefahr, den Blick nur auf die Vergangenheit zu richten und auch an Bedeutung als sich erneut artikulierende Minderheit zu verlieren. Trotzdem wurde hüben wie drüben dann doch größtenteils nur Vergangenes vergegenwärtigt.

Hans Otto Roth habe, so ADZ-Redakteurin Hannelore Baier in ihrem abschließenden Referat auf der Tagung im Hermannstädter Bischofspalais, in der neuen Gegenwart nach dem Zweiten Weltkrieg eben "die falsche Vergangenheit" gehabt. Daher habe er die Tragweite jener politischen Realität verkannt, der er schließlich zum Opfer fiel. Als politisches Vorbild und als Märtyrer präsentierten die weiteren Referenten "diesen ersten Minderheitenpolitiker unter den Sachsen in Rumänien" (Johannis) denn auch der honorigen Zuhörerschaft. Geladen dazu hatten die Hermannstädter Forschungsstelle für Geisteswissenschaften, das Institut für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (München), die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien sowie der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. (Heidelberg, Sektion Rumänien), deren Leiter zugegen waren, sowie die Initiatoren der Gedenkveranstaltung, Maria Luise Roth-Höppner, die Tochter des Verstorbenen, und Dr. Vasile Ciobanu, der wohl beste Kenner von Roths Leben und Wirken. Fazit der Tagung: Das Forschungsthema H. O. Roth sei lange noch nicht erschöpft, eine Monografie über diesen bedeutenden Politiker stehe noch an.

Bei Hermann Oberth ist das so nicht der Fall. Seine Biografie ist erfasst, seine Verdienste wurden vielseitig beleuchtet. Das machten Rektor Andrei Marga, Prorektor Wolfgang Breckner, Dr. Erna Roth-Oberth, die Tochter des Raketenvaters, Dr. Hans Barth, Dr. Paul Jürgen Porr u.a. in ihren Grußworten nochmals deutlich, desgleichen die Referate vor den Gästen in jenem Amphitheater, das den Namen von Augustin Maior trägt. Der einstige Rektor der Klausenburger Uni, Maior, hatte 1923 unvoreingenommen Oberths in Deutschland abgewiesene Diplomarbeit angenommen. Dr. Roth-Oberth und Dr. Barth besichtigten danach Mediasch und wurden schließlich vom Hermannstädter Bürgermeister Johannis empfangen, vor dessen Amt, wie bekannt, seit letztem Jahr eine Oberth-Büste steht.

Martin Ohnweiler

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