19. Juni 2003

"Aussiedlerkultur ist unverzichtbar"

Aussiedlerkultur ist Teil unseres städtischen Kulturlebens und damit unverzichtbar.“ Mit dieser Aussage in seinem Grußwort hat der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei den diesjährigen Aussiedlerkulturtagen sehr treffend zusammengefasst, worum es hier geht: Wir, die Aussiedler - in Nürnberg ca. 70.000 Aussiedler und deren Nachkommen - , sind Teil dieser Gesellschaft, sind integrationswillig und integrationsfähig, haben eine deutliche Portion deutscher Kultur in unserem Aussiedlergepäck mitgebracht und wollen uns damit hier sichtbar einbringen.
Zahlreiche Aussiedler und deren Freunde nahmen am Wochenende 23./24. Mai die kulturelle Vielfalt der heurigen Aussiedlerkulturtage wahr – zum 18. Mal in ununterbrochener Reihenfolge. Das Organisationsteam – sicher geleitet von Doris Hutter, Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat - hat sehr erfolgreich Musik, Tanz, bildende Kunst und gemütliches Zusammensein in Szene gesetzt. Um auf die Bedeutung des Hauses der Heimat als Begegnungs- und Kulturzentrum der Aussiedler hinzuweisen, wurden auch die diesjährigen Veranstaltungen am Freitag hier eröffnet.

Besonders schwungvoll und beeindruckend stimmte die 14-jährige Katharina Ziegler, eine vielseitig an Musik und Volkstanz interessierte Schülerin am Gymnasium Herzogenaurach, deren Eltern aus Siebenbürgen bzw. dem Banat stammen, das gespannte Publikum mit dem Mephistowalzer Nr. 1 von Franz Liszt am Klavier ein. Mit dem Hinweis, dass tagein tagaus beherzte Menschen in Nürnberg Integration – und damit friedliches Miteinander – vorantreiben, hieß Horst Göbbel, Vorsitzender des Vereins Haus der Heimat, zur Eröffnung die Gäste willkommen, darunter den Regierungsvizepräsidenten von Mittelfranken Heinz Grünwald, Altoberbürgermeister Dr. Peter Schönlein, Gabriela Heinrich (SPD), Helmine Buchsbaum und Prof. Dr. Hartmut Beck (beide CSU) aus dem Stadtrat, Klaus-Dieter Kohler von der Landesaufnahmestelle für Aussiedler sowie Wolfgang Lang, Aussiedlerbeauftragter der Stadt Nürnberg.
Kindertanzgruppe bei den Aussiedlerkulturtagen in Nürnberg.
Kindertanzgruppe bei den Aussiedlerkulturtagen in Nürnberg.

Der musikalisch-literarische Abend wurde durch niveauvolle Darbietungen zu einem besonderen Erlebnis: Monika Maier (sie führte auch anmutig durch den Abend), begleitet von Thomas Peuschel, Agnes Buliga-Contras, begleitet von Renate Jung-Bilk, und die „Nürnberger Barockbläser" ließen durch ihre musikalischen Beiträge die Herzen höher schlagen. Anton Bosch vom Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland präsentierte in besonderer Manier Franz X. Zottmann, einen mittelfränkischen Intellektueller und Kirchenmann von besonderem Format, der des 19. Jahrhundert erfolgreich in Russland. wirkte. Den Abend beschloss Horst Göbbel mit einer kurzweiligen Einführung in die im Haus der Heimat erstmals zu sehende Ausstellung der Künstler des Internationalen Kunstsymposiums der Gruppe d.fleiss & east-west artists, die im April dieses Jahres am gleichen Ort vortreffliche Kunstwerke zum Thema „Flucht und Vertreibung“ geschaffen haben.

Der nächste Tag begann mit dem traditionellen Trachtenumzug vom Haus der Heimat zur Paul-Gerhard-Kirche, wo Pfarrer Büttner einen sehr ansprechenden Gottesdienst leitete. Anschließend begrüßte Lucian Mot, derzeitiger Vorsitzender des Aussiedlerbeirats, im Großen Saal des Gemeinschaftshauses Langwasser beim Volkstumsnachmittag eine stattliche Anzahl von Ehrengästen – neben Oberbürgermeister Dr. Maly den Bundestagsabgeordneten Horst Schmidtbauer (SPD), die Landtagsabgeordneten Karl Freller (Staatssekretär im Kultusministerium), Dr. Markus Söder (CSU) und Helga Schmidt-Bussinger (SPD), aus dem Nürnberger Stadtrat Dr. Clemens Gsell (Fraktionsvorsitzender), Helmine Buchsbaum, Altoberbürgermeister Ludwig Scholz und Prof. Dr. Hartmut Beck von der CSU, den Aussiedlerbeauftragten der Stadt Nürnberg Wolfgang Lang sowie zahlreiche Vertreter der im Haus der Heimat aktiven Landsmannschaften und Kulturvereine. Die internationale Öffnung des Hauses der Heimat sei bemerkenswert, es nehme eine wichtige Funktion als Brückenbauer wahr und sei eine Stütze des Integrationsprozesses, erklärte Oberbürgermeister Maly in seinem Grußwort. Karl Freller betonte, dass Nürnberg eine faszinierende Stadt auch durch seine Vertriebenen und Aussiedler sei. Das Haus der Heimat nannte er „ein Erfolgshaus“. Horst Schmidtbauer wies auf den bundespolitischen Aspekt und die soliden Beziehungen zum Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung Jochen Welt hin. Markus Söder machte klar, dass Aussiedler und Einheimische gemeinsame deutsche kulturelle Wurzeln haben und freute sich über den markanten Zusammenhalt der großen Aussiedlerfamilie. Helga Schmidt-Bussinger würdigte die vielseitigen kulturellen Beiträge der Aussiedlergruppen. Dr. Klemens Gsell übermittelte Grüße der CSU-Stadtratsfraktion und wies auf deren Offenheit für Aussiedlerfragen hin.

Den musikalischen Einstieg besorgte traditionell schwungvoll die Siebenbürger Blaskapelle unter der Leitung von Hans Welther. Es folgte eine von Alice Olaru moderierte bunte Palette musikalischer und tänzerischer Beiträge, wobei Kinder und Jugendliche das Bühnenbild dominierten. Es wurden mit viel Beifall belohnt: die Große Garde der Noris Banatoris (Leitung: Connie Bauer) mit „Streifzug durch die Epochen der Musik“, der Singkreis der Siebenbürger Sachsen (Leitung: Margarete Schuster) mit „Siebenbürgen, Land der Ahnen” (Satz von Karl W. Fisi) und „Sehnsucht“ von Katharina Thut, die Kindergruppe der Deutschen aus Russland im HdH „Musikspatzen“ und die Gesanggruppe der Deutschen aus Russland „Volksquelle“, beide unter der Leitung von Olga Philipp, die Tanzgruppe der LM der Deutschen aus Russland „HipHop“ (Leitung: Olga Okulow), der Chor der LM der Deutschen aus Russland „Heimatklänge“ (Leitung: Charlotte Kirchmeier, Akkordeon: Andreas Wagner), das Duett der LM der Deutschen aus Russland Angelika Laumann und Laura Egorow, die Kindertrachtengruppe der Banater Schwaben (Leitung: Elke Anselm und Herta Funar), die Siebenbürgische Kindertanzgruppe Nürnberg (Leitung: Anette Folkendt) mit dem „Neppendorfer“, die Singgruppe der Banater Schwaben „Sunnereen“ (Leitung: Hildegard Barbara Müller), die Banater Trachtengruppe unter Ewald Schuster, die „Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach“ (Leitung: Brigitte Krempels und Gerhard Berner, Akkordeon: Christian Fuss) mit „Tänzekranz“. Zum Abschluss gab es den gemeinsamen Tanz „Sternpolka“ unter der Leitung von Brigitte Krempels und Ewald Schuster, wobei auch unsere Ehrengäste schwungvoll die Bühne „bevölkerten“. Die traditionelle Tanzunterhaltung mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. (Leitung Hans Welther) beschloss die Kulturtage 2003.

Auch dieses große Aussiedlerfest erfreute das Publikum mit seinem breiten Spektrum an Musik und Tanz, mit seinem adäquaten Vortrag und der qualitätsvollen Ausstellung. Es bot lockere Geselligkeit, aber auch Heimatbekenntnis und praktizierten Gemeinsinn. Das 1986 Begonnene hat sich bestens bewährt.

Horst Göbbel


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