14. Juli 2003

750-Jahrfeier in Böblingen eröffnet

Die neue Glocke der evangelischen Stadtkirche in Böblingen wurde kürzlich durch einen Dank- und Festgottesdienst eingeweiht. Dass sich auf der Glocke das siebenbürgische Wappen befindet, ist kein Zufall: Die Siebenbürger Sachsen gestalten das Kirchenleben in Böblingen aktiv mit.
Böblingen, am Donnerstag, dem 26. Juni, 17.00 Uhr. Rund 700 Gläubige haben sich auf dem Marktplatz der Stadt versammelt. Sie möchten dem ökumenischen Gottesdienst beiwohnen, mit dem die Feierlichkeiten zum 750. Geburtstag der Stadt eröffnet werden, aber auch zum ersten Mal aus unmittelbarer Nähe den Klang der „Dominika“ vernehmen. Anlässlich dieses Dank- und Festgottesdienstes soll die fünfte und größte Glocke der Stadtkirche eingeweiht werden, die sich seit genau einem Monat, dem 26. Mai, in der Glockenstube des Turmes befindet. Viele der Gottesdienstbesucher waren auch damals hier auf dem Marktplatz zugegen, als der lange Arm eines Krans, der neben der Kirche stand, die 2 200 Kilogramm wiegende Glocke (Höhe 150 cm, Durchmesser 157 cm), 40 Meter hoch zur Glockenstube des Turmes hievte. Groß war an dem Tag die Verwunderung und vielleicht auch Freude vieler unserer Landsleute, als sie auf der neuen Glocke, die sich noch auf dem Speditions-LKW befand, unter einigen Wappen von Partnerstädten auch das bekannte Wappen Siebenbürgens entdeckten. Die Glocke wurde in der Glockengießerei der Firma Bachert in Friedrichshall bei Heilbronn hergestellt.

Die Trachtengruppe der Kreisgruppe Böblingen und der Kleinschelker Chor gestalteten die Feier am 26. Mai in Böblingen mit. Foto: Frank Schartner
Die Trachtengruppe der Kreisgruppe Böblingen und der Kleinschelker Chor gestalteten die Feier am 26. Mai in Böblingen mit. Foto: Frank Schartner

In uralter Ritztechnik waren zahlreiche Verzierungen auf der „Dominika“ zu sehen, so das brennende Böblingen am 7. Oktober 1943 nach einem Bombenangriff, die Friedenstaube, sämtliche Böblinger Kirchen und auf den Lebenslinien im oberen Teil der Glocke, die schon erwähnten Wappen. „Wie und warum wohl auch unser Wappen?“, fragten sich viele Leute und wahrscheinlich auch unsere Leser. Die Frage beantwortete Dekan Bernd Liebendörfer treffend in seiner Predigt am 26. Mai auf dem Marktplatz. Der Dekan würdigte die Siebenbürger Sachsen als aktive Beteiligte und Mitgestalter des Kirchenlebens Böblingens und begrüßte es, dass diese Menschengruppe hier ein neues Zuhause gefunden habe und die Leute sich gut integrieren konnten. Dass dieses auch wirklich so ist, bewiesen an jenem Tag eine Trachtengruppe der Kreisgruppe und der Kleinschelker Chor unter Leitung von Andreas Stühler. Die 32 Sängerinnen und Sänger überraschten mit ihren klaren Stimmen und den präzisen Einsätzen in den beiden vierstimmigen Liedern „Herr Deine Güte reicht so weit“ und „Danket dem Herrn“.


Auf der neuen Glocke der Stadtkirche in Böblingen befindet sich auch das siebenbürgische Wappen (rechts oben). Foto: Frank Schartner
Auf der neuen Glocke der Stadtkirche in Böblingen befindet sich auch das siebenbürgische Wappen (rechts oben). Foto: Frank Schartner

„Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen“ (Psalm 18,17), lautete der Predigttext, den Dekan Liebendörfers dem ökumenischen Gottesdienst am 26. Juni zugrunde legte. Diese Botschaft solle nun von der „Dominika“ mit tiefem, klarem Ton (es ist das tiefe C) hoffentlich Jahrhunderte lang den Böblingern ausgesandt werden. Der Vers ist auch auf der Glocke eingeritzt und gut leserlich. „Wenn die Glocke ertönt, wird sie uns an die Werte Gottes erinnern; hören wir nun auch, was uns die Glocke sagt, hören wir zum ersten Mal unsere neue ‚Dominika‘“. Mit diesen Worten endete die Predigt, und 17.40 Uhr, schlug der 200 kg schwere Klöppel zum ersten Mal an die schwingende Glocke. Besinnlich lauschten alle Anwesenden dem ersten Geläute der „Dominika“. Nach 18.00 Uhr erklangen dann alle fünf Glocken der Stadtkirche.

Kleinschelker Chor unter Leitung von Andreas Stühler. Foto: Frank Schartner
Kleinschelker Chor unter Leitung von Andreas Stühler. Foto: Frank Schartner

Abends fand in der Kongresshalle ein Festakt statt, bei dem unter anderem SWR- -Intendant Prof. Peter Voß, Staatssekretär Wolfgang Rückert und Landrat Bernhard Maier das Wort ergriffen. Der Tag wurde mit Feierlichkeiten beim „Oberen See“ beschlossen. In den kommenden Tagen und Wochen wird ein abwechslungsreiches Kultur- und Unterhaltungsprogramm geboten. So führt ein „Zeitpark“ durch die Geschichte Böblingens und Umgebung, die „Bauernoper“ von Yaak Karsunke behandelt den Aufstand und die Kämpfe der Bauern aus dem Jahr 1525, um nur zwei der Höhepunkte zu erwähnen.

Erich Simonis


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2003, Seite 19)

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