15. Juli 2003

Bekenntnis zu Tradition und Partnerschaft

Der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika fand am 21. und 22. Juni im “German-Canadian Club” in Aylmer (Ontario, Kanada) statt. Das Begegnungsfest der Siebenbürger Sachsen wird abwechselnd in Kanada und den USA abgehalten. Der Heimattag stand im Zeichen des 40-jährigen Jubiläums der Landsmannschaft in Kanada. Ebenso wie beim diesjährigen Pfingsttreffen in Dinkelsbühl wiesen die Redner auf die Bedeutung der Partnerschaft, des grenzübergreifenden Zusammenhalts zwischen den Siebenbürger Sachsen hin.
In Kanada leben laut Schätzungen der dortigen Landsmannschaft rund 10 000 Siebenbürger Sachsen. Deren Zahl in den USA schätzt der Historiker Ernst Wagner auf rund 100 000. Die kanadischen Siebenbürger wohnen vor allem im südlichen Ontario in Kitchener/Waterloo, Windsor und Aylmer und entfalten dort ein aktives Vereins- und Kulturleben.

Beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Aylmer (Kanada) begeisterte die Transylvania Kindertanzgruppe Kitchener unter der Leitung von Hannelore Maiterth mit ihrem Blumenbogen-Tanz.
Beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Aylmer (Kanada) begeisterte die Transylvania Kindertanzgruppe Kitchener unter der Leitung von Hannelore Maiterth mit ihrem Blumenbogen-Tanz.

Der gastgebende "German-Canadian Club" in Aylmer wurde 1949 als "Freundschaftsklub" ins Leben gerufen. Zur Eröffnung des Heimattags wurden die Gäste am Samstag, dem 21. Juni, in der großen Festhalle des weitläufigen Klubhauses vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft in Kanada, John Penteker, begrüßt. Die Siebenbürger seien entschlossen, ihre Kultur und Gemeinschaft weiterzupflegen und zugleich ihrem Ruf als Brückenbauer gerecht zu werden. Beim anschließenden Festbankett begrüßte der Hausherr, Klubpräsident Michael Ungar, die Gäste.

Brigitte Schneider führte gekonnt durch den programmreichen Abend, den die Transylvania Blaskapelle und Leitung von Steve Schatz senior musikalisch begleitete. Einige Ehrengäste grüßten mit Dank für die Einladung. ATS-Präsident David Bokesch (USA) wies auf die Bedeutung des grenzübergreifenden Zusammenhalts hin, Ingrid Villadsen überbrachte die Grüße von Bundesobman Volker Petri und der Landsmannschaft in Österreich. Karin Servatius-Speck, stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Deutschland, gratulierte der Landsmannschaft in Kanada zum 40-jährigen Jubiläum. Sie gab ihrer Freude Ausdruck über die persönlichen Begegnungen mit Landsleuten in Kanada, die unsere siebenbürgischen Werte mit Stolz und selbstverständlich weiterpflegen würden. Grüße aus Siebenbürgen und des dortigen Forumsvorsitzenden Dr. Paul Jürgen Porr überbrachte Daniel Thellmann.

Den herausragenden Beitrag der Siebenbürger Sachsen zum Aufbau Kanadas würdigte der Abgeordnete der Provinz Ontario, Steve Peters - MPP Elgin-Middlesex-London. Ebenfalls aus dem öffentlichen Leben sprachen Vizebürgermeister Paul Baldwin von Aylmer und der Bürgermeister von der Grafschaft Malahide, John Wilson. Andere Ehrengäste waren der Präsident des Transylvania Klubs, Alfred Lowrick, mit Gattin, der Präsident des Sachsen Klubs in Windsor, Frank Klein, mit Gattin sowie die ehemaligen Bundesvorsitzenden Andreas Dienesch, Michael Budaker mit Gattin und Käthe Paulini mit Gatte.

Das Kulturprogramm wurde von den Jüngsten eröffnet: der Kindertanzgruppe Aylmer unter der Leitung von Debbi Kirschner und der Transylvania Jugendtanzgruppe Kitchener, Leitung Daniel Schmidt, Tanzleiter Steve Schatz jun., die in ihren Trachten begeisterten. Zur Abwechslung trug der Transylvania Chor Kitchener unter Carl Schropp, begleitet von Danny McKellar, einige Lieder vor und eroberte schnell die Herzen der Gäste. Höhepunkt ihrer Darbietung war "Die Juliska aus Budapest". Ihr Können zeigte schließlich die Sing- und Tanzgruppe des Transylvania Klubs aus Kitchener unter Leitung von Hannelore Maiterth. Der Abend klang mit einer Tanzunterhaltung zu den Klängen der Blaskapelle aus.

Der Sonntag stand zunächst im Zeichen eines großen Trachtenzuges, der von der Saxonia Halle zum Festgottesdienst und der zentralen Kundgebung in der Aula der Secondary High School führte. Den Gottesdienst gestaltete Pfarrer Henry Schoper, musikalisch begleitet von der Kitchener Blaskapelle, Leitung Steve Schatz sen., und dem Transylvania Chor unter Carl Schropp, mit Danny McKellar am Flügel.

Spitzenvertreter der Siebenbürger Sachsen in Aylmer, von links: David Bokesch (USA), Karin Servatius-Speck (Deutschland), Käthe Paulini und John Werner (Kanada), Ingrid Villadsen (Österreich) und Daniel Thellman (Rumänien)
Spitzenvertreter der Siebenbürger Sachsen in Aylmer, von links: David Bokesch (USA), Karin Servatius-Speck (Deutschland), Käthe Paulini und John Werner (Kanada), Ingrid Villadsen (Österreich) und Daniel Thellman (Rumänien)

Auf der Hauptkundgebung begrüßte John Werner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, die Vertreter der landsmannschaftlichen Verbände, im Besonderen die Gäste aus Übersee: Karin Servatius-Speck aus Deutschland, Ingrid Villadsen aus Österreich, Daniel Thellman aus Rumänien sowie ATS-Präsident David Bokesch aus den benachbarten USA.

Werner gab seiner Freude Ausdruck über die große Zahl der Jugendlichen beim Heimattag. Der Bundesvorsitzende stellte im Rückblick auf die 40-jährige Geschichte der Landsmannschaft in Kanada fest, dass der Verband es stets als seine Hauptaufgabe gesehen habe, Kontakte zu schaffen und aufrecht zu erhalten zu den Landsleuten in USA, in Deutschland, in Österreich und Siebenbürgen. Kanada habe sich maßgeblich in die Föderation der Siebenbürger Sachsen eingebracht, die Jugendlager und den weltweiten Kulturaustausch mit initiiert, der übrigens 1968 mit einer Konzertreise des Transylvania Chores begonnen habe. Der Gedanke der Föderation habe bei einem Treffen in Kanada feste Konturen gewonnen. Anschließend stellte Werner die acht Jugendlichen vor, die in diesem Jahr am Föderationsjugendlager in Deutschland teilnehmen werden. Die rege Teilnahme stimme zuversichtlich, dass die geistige und kulturelle Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen auch über die Landesgrenzen hinaus festen Bestand haben werde.

David Bokesch, Präsident der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS), überbrachte die Grüße des Zentralverbandes aus den USA und gute Wünsche zum 40-jährigen Jubiläum. Er bestätigte die gute Zusammenarbeit zwischen Kanada und den USA und hoffte, dass es weiterhin so bleiben werde. Für Juli 2004 lud er zum nordamerikanischen Heimattag nach Chicago ein. Ebenfalls im kommenden Jahr wird man 60 Jahre seit der Flucht aus Nordsiebenbürgen begehen. Zur Gedenkfeier nach Österreich lud Ingrid Villadsen ein.

Daniel Thellmann (Siebenbürgenforum) würdigte die Leistung der Siebenbürger in Kanada, denen es in den letzten 40 Jahren gelungen sei, die Traditionen der alten in die neue Heimat einzubringen. Beeindruckend sei ihr einfacher, pragmatischer Umgang mit Brauchtum und Tradition, eine Erfahrung, die auch für die Osteuropäer ein denkbarer Weg sei.

Als Vertreterin des Föderationsvorsitzenden Volker Dürr sprach Karin Servatins-Speck, Stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Deutschland. Sie überbrachte Grüße und Glückwünsche des Föderations- und Bundesvorsitzenden und der über 250 000 Landsleute, die seit über 50 Jahren eine neue Heimat in Deutschland gefunden und das Land mit aufgebaut haben. Die Bausteine dazu habe zuverlässig und verlässlich de Bundesrepublik geliefert. Architektur und das bindende Material, das die Steine fest zusammenfügte, entnahmen unsere Landsleute ihrer 850 Jahre alten "Trun", der Truhe, in der das wachsende Erbe aufbewahrt und bewusst weiter gegeben wurde. “Ich konnte gestern sehen, wie bewusst und pfleglich Sie hier in Kanada mit diesen Traditionswerten umgehen. Das haben beim diesjährigen Pfingsttreffen wieder hunderte von Jugendlichen und diesmal auch sehr viele Kinder durch ihre Auftritte und Darbietungen in Tracht bewiesen.” Die Jugendlichen in Deutschland haben im Internet unter www.siebenbuerger.de eine Info-Börse aufgebaut, in der man sich über Grenzen hinweg austauschen könne. Die Diskussionsforen laden zum Dialog und zu neuen Freundschaften ein, sagte Servatius-Speck. Partnerschaft schaffe die beiden festen Brückenpfeiler, die zukünftige Prozesse durch den Austausch von Erfahrungen und Werten verändern könnten: zwischen den Einzelnen, zwischen den Generationen und - grenzüberschreitend - zwischen den Ländern. Nur so seien Tradition, Freundschaft und gegenseitige Hilfe gesichert. Zudem warb die Rednerin für den Erhalt des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim und um Unterstützung für den jüngst gegründeten Föderverein des Museums.

Eine willkommene Unterhaltungsdarbietung lieferte die Tanzgruppe aus Cleveland, USA, unter Leitung von Amanda Seiler-Botsch mit drei flotten Tänzen. Anschließend überreichte Bundesvorsitzender John Werner die goldene Ehrennadel der Landsmannschaft an acht Mitglieder der drei Klubs, die sich durch ihren Einsatz für unsere Gemeinschaft in Kanada verdient gemacht haben, John Dienesch und Jack Stark - Windsor Klub, Helga und Theresia Ungar - Aylmer Klub, Hans Gross, Helgard Werner, Mathias Wolf vom Transylvania Club Kitchener.

Umrahmt wurde die würdige Kundgebung vom Transylvania Chor und der Blaskapelle aus Kitchener. Beim Mittagessen in der Saxonia Halle traten die erwähnten Gruppen erneut auf. Großen Applaus erntete zudem die Transylvania Kindertanzgruppe Kitchener unter der Leitung von Hannelore Maiterth mit ihrem Blumenbogen-Tanz.

Für den gelungenen Heimattag gebührt Dank und Anerkennung den Organisatoren, dem Klubkomitee unter Leitung von Präsident Michael Ungar und seiner Frau Helga, die auch die Frauenreferentin der Landsmannschaft ist und eine schöne Trachtenausstellung vorbereitet hatte. Nicht zuletzt sei dem gastgebenden Bundesvorsitzenden John Werner und seiner Frau Helgard gedankt.

Käthe Paulini


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2003)

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