23. Juli 2003

Erstes Kronenfest in Stuttgart

Ihr erstes Kronenfest und zugleich das erste Fest dieser Art überhaupt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt veranstaltete die Jugendtanzgruppe Stuttgart am 6. Juli 2003 im Evangelischen Waldheim im Lindental in Stuttgart-Weilimdorf.
Die Idee das Kronenfest zu organisieren - in Siebenbürgen war es das Fest der Jugend und größte Gemeindefest zugleich -, war schon vor fast zwei Jahren entstanden, endgültig in Angriff genommen wurde das Kronenfest zu Beginn dieses Jahres. Dass sich ein Kronenfest in einer Großstadt schwieriger gestalten lässt, mussten die Jugendlichen bald erfahren, konnten jedoch letzten Endes alle organisatorischen Hürden bewältigen.

Nach der Vorlage der Kulturreferentin der Kreisgruppe Stuttgart, Gerhild Reip, wurden ein Kronengestell sowie eine Befestigung für den Kronenbaum in Auftrag gegeben. Ein zehn Meter langer Baumstamm wurde im einzigen Sägewerk der Großstadt angeschafft. Ende Mai trafen sich die Mitglieder der Jugendtanzgruppe Stuttgart erstmals im Lindental, um den Baumstamm zu bearbeiten und zu glätten.

Am Tag vor dem Fest war dann Endspurt. Die Jungen besorgten in den Wäldern des Remstals das nötige Eichenlaub, während die Mädchen im Waldheim Blumen schnitten und Sträußchen machten. Mittags konnte endlich mit dem Binden der Krone begonnen werden. Unter Anleitung der Heilbronner Tanzgruppenleiterin Ines Grempels wurden das Eichenlaub und die Blumen auf das Kronengestell gebunden, während die Jungen dem Baumstamm den letzten Schliff gaben. Nachdem man sich zwischendurch mit Mici gestärkt hatte, wurde das Aufstellen des Kronenbaums in Angriff genommen. Der Kreisgruppenvorsitzende Willi Reip hatte mehrere so genannte Scheren zum Aufstellen aus dem Weilimdorfer Forst beschafft, so dass des Baum, wie früher in Siebenbürgen, hochgestemmt bzw. mit Seilen hochgezogen wurde. Der Abend dämmerte bereits, als man in froher Runde mit bekannten Liedern den arbeitsreichen Tag ausklingen ließ.

Erstes Kronenfest in Stuttgart: Aufmarsch der Jugendtanzgruppe Stuttgart und der Tanzgruppe Nieder-Olm. Foto: Katharina Fleischer
Erstes Kronenfest in Stuttgart: Aufmarsch der Jugendtanzgruppe Stuttgart und der Tanzgruppe Nieder-Olm. Foto: Katharina Fleischer

Der eigentliche Festtag begann mit einem Gottesdienst, nach dem Mittagessen spielte die Siebenbürger Blasmusik unter der Leitung von Hans-Otto Mantsch auf. Erfreulich viele Landsleute und auch Einheimische wohnten dem Fest bei, so dass die Sitzplätze bald belegt waren. Zu den Klängen der Blasmusik erfolgte der Aufmarsch von 15 Trachtenpaaren der Jugendtanzgruppe Stuttgart und der Tanzgruppe Nieder-Olm, die als Gastgruppe eingeladen worden war. Seitens der Jugendtanzgruppe Stuttgart begrüßte Rainer Lehni die Gäste und dankte der Blaskapelle und ihrem Dirigenten für die musikalische Begleitung des Festes, das man sich ohne Blasmusik gar nicht vorstellen könne.

Den Höhepunkt des Kronenfestes bestritt Heinz Mai, aus Hermannstadt bzw. Kleinschelken stammend. Der Jungknecht kletterte zur Krone hinauf und erinnerte in seiner Kronenbaumrede an das zu Johannis oder Peter-und-Paul in Siebenbürgen gefeierte Fest, das unsere Landsleute nun in Deutschland wieder aufleben lassen: „Mit dem heutigen Fest wollen wir nicht nur die Erinnerung an alte Traditionen wach halten, sondern auch Mut und Freude wecken, die Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes weiterzugeben“. Anschließend dankte er allen für die geleistete Arbeit, bevor der von den Kindern sehnsüchtig erwartete Bonbonregen einsetzte. Nach dem Ehrenwalzer des Jungknechts Heinz Mai mit seiner Jungmagd Sunny Roth setzten alle Tanzpaare in den Walzer mit ein. Anschließend boten beide Tanzgruppen gemeinsam die Tänze Graziana, Schwäbischer Solotanz sowie die Reklich Med dar. Die von Melitta Bottesch geleitete Tanzgruppe Nieder-Olm führte die Schwäbische Tanzfolge und die Gastgeber aus Stuttgart den Schwedentanz auf. Bei herrlichstem Sommerwetter ging das Kronenfest mit dem Siebenbürgenlied und dem Abmarsch der jugendlichen Tänzerinnern und Tänzer zu Ende.

Jungknecht Heinz Mai auf dem Weg zur Krone. Foto: Katharina Fleischer
Jungknecht Heinz Mai auf dem Weg zur Krone. Foto: Katharina Fleischer

Der Abend wurde noch lang, musste doch der Baum heruntergelassen, die Krone gesäubert und die ganzen Utensilien bis nächstes Jahr aufgeräumt werden.

Ein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten, die tatkräftig zum Gelingen des Kronenfestes beigetragen haben: Diakon Ulrich Irmscher und Hausmeister Alfred Barth vom Evangelischen Waldheim Lindental; unsere befreundete Tanzgruppe Nieder-Olm; Gerhild und Willi Reip sowie Hans Breckner vom Vorstand der Kreisgruppe Stuttgart; die Chorleute und Vorstandsmitglieder, die in der Küche, beim Verkauf und Baumstriezelbacken Dienst taten; Ines Grempels für die Hilfestellung beim Binden der Krone; unsere Helfer Mathias Petri, Robert Miess, Ute Wenzel und Ben Adam und nicht zuletzt an alle Mitglieder der Jugendtanzgruppe Stuttgart für ihren mehrtägigen und hoch einzuschätzenden Einsatz.

Rainer Lehni


Das Kronenfest aus Sicht der Kreisgruppe Stuttgart

Das beliebte Kronenfest im Lindental in Stuttgart-Weilimdorf vom 6. Juli wurde durch die Ausgestaltung der Jugend als heimatliches Kronenfest zum Höhepunkt der Jahresveranstaltungen der Kreisgruppe Stuttgart. Die technischen Vorbereitungen zum Aufstellen des Kronenbaumes besorgten der Kreisvorsitzende Friedrich Wilhelm Reip unter Mithilfe von Rainer Lehni sowie mehreren Helfern.

Die fleißigen Helfer waren schon am Werk, als um 11 Uhr der Festtag mit einem Gottesdienst eingeleitet wurde, zelebriert von Pfarrer Andreas Fuss. Von der Gemeinde besonders geschätzt wird die eigene musikalische Umrahmung zur Predigt; selbige erinnerte an den Zustand der heutigen Zeit weltweiter Krisen, mit der Einwirkung vom Unglauben, unter Verlust der geistigen Mitte. Was man dagegen früher in Siebenbürgen in den Glauben investiert hatte, wird man heute brauchen um im Bewusstsein „zu ernten, was man selber gesät hat“. Der bekannte Choral „Großer Gott wir loben dich“ erinnerte daran. Der Liedvortrag zur Gitarre „Ohne Gott geht es in die Dunkelheit, und macht die Angst sich breit“ war tröstlich. Mit Gebet, Segen und Ausgangslied kam in der andächtigen Gemeinde Hoffnung auf.

Zum anschließenden Mittagessen wurde siebenbürgische Bratwurst mit Kraut angeboten. Der Hauptandrang richtete sich aber auf den Baumstriezel. Obwohl über 150 Stück frisch gebacken wurden, mussten viele Interessenten leider leer ausgehen.

Für Festlichkeit sorgte nach dem Mittagessen die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart. Pünktlich um 15 Uhr führte sie den Aufmarsch der 15 jugendlichen Trachtenpaare zum Kronenbaum an. Damit setzte die Jugend dem Festtag wahrhaftig die „Krone“ auf, denn für die älteren Landsleute und zahlreichen Gäste waren die Tänze und Lieder im Ablauf des Kronenfestes mit Einbeziehung der vielen Kinder ein sehr erfreuliches Erlebnis – siehe separater Bericht auf der Jugendseite dieser Zeitung.

Bei herrlichem Wetter spielte die Blasmusik dann zum Tanz auf. Hierbei erwähnenswert ist auch die gelungene Verjüngung, mit Einbeziehung der noch jungen Claudia Rochus (12) als Klarinettistin und Johann Szotyori (14) als Saxophonist – sowie die uneigennützige Sammlung von Spenden für das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim. Der Ausklang zu diesem herrlichen Tag erforderte eine Zugabe für die eifrigen Tänzer, doch vor allem ein herzliches Dankeschön an den Vorstand und an alle Beteiligten an der Vorbereitung, dem Ablauf in der Küche und beim Baumstriezelbacken sowie dem Aufräumen nach Ende des Festes in den Abendstunden. Eine bemerkenswerte Gemeinschaftsleistung zu einem in jeder Beziehung voll erfüllten Tag.

Dp.

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