28. Juli 2003

Verbandstag 2003 in Mannheim: Kultur- und Jugendarbeit als tragende Säulen

"Die Kultur- und Jugendarbeit sind die tragenden Säulen unserer künftigen Verbandsarbeit". Dies erklärte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, in einer Sitzung des Vorbereitungsausschusses am 8. Juli in Mannheim. Der Verbandstag der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. findet am 3. und 4. Oktober ebenfalls in Mannheim statt. Im Vorfeld werden Diskussionen sowohl in den Untergliederungen der Landsmannschaft als auch in dieser Zeitung stattfinden.
Dem Verbandstag obliegt die letzte Entscheidung in grundsätzlichen Fragen, die die Gesamtheit der in Deutschland ansässigen Siebenbürger Sachsen betreffen. Entsprechend sorgfältig wird die Tagung dieses obersten Gremiums der Landsmannschaft vorbereitet. Deshalb berief der Bundesvorstand der Landsmannschaft in seiner Sitzung Anfang März in Dinkelsbühl u.a. einen „Vorbereitungsausschuss“, bestehend aus den Mitgliedern des geschäftsführenden Bundesvorstandes sowie Alfred Mrass und Wilhelm Folberth, den Vorsitzenden der Landesgruppen Baden-Württemberg bzw. Hessen.

Bereiteten den Verbandstag in Mannheim vor, von links nach rechts: Rainer Lehni, Bernd Fabritius, Erhard Graeff, Enni Janesch, Volker Dürr, Hans-Werner Schuster, Horst Fleischer als Gast und Alfred Mrass. Foto: Siegbert Bruss
Bereiteten den Verbandstag in Mannheim vor, von links nach rechts: Rainer Lehni, Bernd Fabritius, Erhard Graeff, Enni Janesch, Volker Dürr, Hans-Werner Schuster, Horst Fleischer als Gast und Alfred Mrass. Foto: Siegbert Bruss

Der diesjährige Verbandstag soll sowohl in den Untergliederungen der Landsmannschaft als auch über Diskussionsbeiträge in der Siebenbürgischen Zeitung vorbereitet werden. Dies bekräftigte der Vorbereitungsausschuss in Mannheim. Damit erhofft man sich einen goldenen Mittelweg aus den Erfahrungen der letzten beiden Verbandstage zu finden: 1995 wurde eine breit gestreute Diskussion vorwiegend in dieser Zeitung geführt, vor dem Verbandstag 1999 hatte man die Debatten hingegen auf die Kreis- und Landesgruppen der Landsmannschaft fokussiert. Für den kommenden Herbst sind vor allem eine inhaltliche Diskussion über unsere Standortbestimmung und Identität, über die Leistungen der Landsmannschaft und die Themen, die ihre Mitglieder beschäftigen, zu erwarten.

„Wie schaffen wir es, dass die Jugend unsere kulturellen Werte aufgreift und für die Zukunft weiterpflegt und weiterentwickelt?“, fragte der Bundesvorsitzende Volker Dürr. Er regte an, die Jugendarbeit künftig auch über das Sozial- und Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen zu fördern, um den Jugendlichen größere finanzielle Möglichkeiten zu eröffnen. Auch die Sozialarbeit der Jugendlichen, die sich in Siebenbürgen einsetzen wollen, müsse unterstützt werden. Zudem regte der stellvertretende Bundesvorsitzende Bernd B. Fabritius an, das Angebot an Freizeitaktivitäten für die Jugend zu diversifizieren und zu erweitern. Nach dem Erfolg beim diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl mit dem Programmpunkt „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ wollen sich die Frauen stärker für die Förderung der jungen Generation einsetzen, erklärte Bundesfrauenreferentin Enni Janesch.

SJD-Bundesjugendleiter Rainer Lehni wies auf ein strukturelles Problem hin: Über tausend junge Leute seien in der Jugendarbeit engagiert, aber nur wenige seien Mitglied der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD). Das liegt zum Teil daran, dass viele Jugendliche über die Familienmitgliedschaft ihrer Eltern am Verbandsleben teilhaben. Andererseits sei eine gezielte Mitgliederwerbung nötig, indem beispielsweise Eltern ihre Kinder als neue SJD-Mitglieder gewinnen, sagte Volker Dürr.

In den nächsten Ausgaben dieser Zeitung werden Amtsträger der Landsmannschaft über den aktuellen Stand und die Perspektiven der Kultur- und Jugendarbeit, die Betreuung der Mitglieder im Bereich Aussiedleraufnahme und Eingliederung, die Siebenbürgenhilfe u.a. berichten. Für die Rückgabe des Gemeinschaftseigentums in Siebenbürgen will sich die Landsmannschaft nach wie vor engagieren. Im politischen Dialog mit der rumänischen Regierung will man aber auch für eine gerechte Anwendung von Gesetzen eintreten, beispielsweise für die Beseitigung von Benachteiligungen bei der Boden- und Häuserrückgabe. Der Verband sieht sich diesbezüglich in der Pflicht gegenüber seinen Mitgliedern, die gleichberechtigt, mit fairen Chancen im zusammenwachsenden Europa leben wollen.

Die Strukturen der Landsmannschaft sind entsprechend den Vorgaben des Verbandstages 1999 durch Änderungen in der Satzung und Geschäftsordnung in einem schriftlichen Umlaufverfahren aktualisiert und fortgeschrieben worden. Damit wird den Untergliederungen der Landsmannschaft ermöglicht, sich auf örtlicher Ebene als eingetragene Vereine zu konstituieren, ohne den Gesamtverband in Frage zu stellen.

Vor diesem Hintergrund soll nach Ansicht des Vorbereitungsausschusses auch die Frage einer eventuellen Namensänderung der Landsmannschaft erörtert werden. Das Thema scheint offenbar noch viele zu bewegen, nachdem der Antrag auf Namensänderung schon zweimal die nötige Zweidrittelmehrheit für eine Satzungsänderung verfehlt hat: bei den Verbandstagen 1995 und 1999 – das letzte Mal übrigens nur sehr knapp. Die Meinungen haben sich mittlerweile zum Teil geändert. Viele Jugendliche hielten eine Namensänderung nicht mehr für notwendig, sagte Lehni. Der Bundesvorsitzender berichtete, dass der Bund der Vertriebenen nichts gegen eine eventuelle Namensänderung der siebenbürgischen Landsmannschaft einzuwenden habe. Rechtsanwalt Bernd B. Fabritius, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern, wies darauf hin, dass seine Landesgruppe inzwischen fast geschlossen eine Namensänderung bevorzuge.

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster gab einen Zwischenbericht über die Vorbereitunge der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage vom 4. bis 19. Oktober 2003 in Speyer. Die Eröffnung der Kulturtage wurde bewusst so terminiert, dass möglichst viele Delegierte des Verbandstages daran teilnehmen können.

Der vom Bundesvorstand berufene „Findungsausschuss“ schloss seine Beratungen am 26. Juli ab und wird die Ergebnisse dem Verbandstag vorlegen. Dem für personelle Fragen zuständige Ausschuss gehören die Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert, Dr. Wilhelm Bruckner und Dankwart Reissenberger sowie Richard Löw und Rainer Lehni an.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2003, Leitartikel)

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