19. August 2003

Siebenbürgerheim Rimsting am Chiemsee feierte 50-jähriges Jubiläum

Im Frühjahr 1953 nahm in Rimsting am Chiemsee das erste von fünf siebenbürgischen Altenheimen in Deutschland seinen Betrieb auf. Heute, fünfzig Jahre später, stehen die Pforten noch immer offen. So konnte am 26. Juli das 50-jährige Bestehen gefeiert werden.
Eigentlich hätte das Jubiläum schon im April gefeiert werden müssen, denn die ersten Heimbewohner waren Anfang April 1953 eingezogen. Die Entscheidung, Ende Juli zu feiern, war richtig. Denn bei Kaiserwetter im Chiemgau, so Bürgermeister Florian Hoffmann, konnte Emilie Maurer, die Heimleiterin, rund 250 Gäste auf das Herzlichste begrüßen. Unter den Anwesenden waren fast alle Heimbewohner, es sollte ja auch ein Fest für sie sein, Verwandte und Freunde, ehemalige Angestellte und Heimleiter, einige Vorstandsmitglieder des Trägervereines sowie Vertreterinnen des Seniorenclubs Rimsting. Als Ehrengäste waren Florian Hoffmann, Bürgermeister der Gemeinde Rimsting, Hannelore Scheiber, Vertreterin der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Dietmar Zermen, Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim, und Pfarrer Matthias Striebeck, Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Prien, auf den Guggenbichl gekommen. Den Festakt eröffnete der Chor der Kreisgruppe Rosenheim mit dem Lied "Gott grüße dich".

Heimleiterin Emilie Maurer würdigte die Mitarbeiterinnen Christa Kerschl für 40 Jahre und Maria Tüllner für 44 Jahre Zügehörigkeit und überreichte Blumensträuße. Anschließend gab Sigrun Rothbächer, die durch die Feier führte, das Wort an Annelore Jungmann, Vorsitzende des Trägervereins Stephan Ludwig Roth e.V. Diese unterstrich, dass sich das Heim von bescheidenen Anfängen 1953 stetig weiter entwickelt habe und das Ergebnis dieser Entwicklung heute sehenswert sei.
Dietmar Zermen, Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim: Auch der Nachwuchs hört seinen Ausführungen interessiert zu. Foto: Helge von Bömches
Dietmar Zermen, Vorsitzender der Kreisgruppe Rosenheim: Auch der Nachwuchs hört seinen Ausführungen interessiert zu. Foto: Helge von Bömches

Es sei oft ein steiniger Weg gewesen, voller Schwierigkeiten, so Jungmann, aber die jeweils Verantwortlichen mit ihren Mitarbeitern und nicht zuletzt das Verständnis und die Mitarbeit der Heimbewohner hätten es immer geschafft, die Steine aus dem Weg zu räumen. Sie erinnerte auch an Erwin Tittes und würdigte ihn als Initiator und Wegbereiter des Heims. Abschließend äußerte Jungmann den Wunsch, dass auch in den nächsten Jahrzehnten viele Menschen ihren Lebensabend in dieser schönen bayerischen Landschaft, mit guter Betreuung, in harmonischer Atmosphäre genießen können und der gute Ruf des Heimes erhalten bleibe. Vor allem bei runden Geburtstagen sind Geschenke üblich, und so bat Sigrun Rothbächer die Heimbewohnerin Adelheid Roth, ihr persönliches Geschenk, einen großen gestickten Wandbehang mit der Inschrift "50 Jahre Siebenbürgerheim Rimsting 1953-2003" sowie dem siebenbürgischen und Rimstinger Wappen, zu überreichen. Ein weiteres Geschenk, die Chronik "50 Jahre Siebenbürgerheim Rimsting am Chiemsee", überreichte Werner Philippi. Die reich bebilderte Chronik von Werner Philippi und Sigrun Rothbächer, in Zusammenarbeit mit Johannes Kosper und der Hilfe von Dagmar Gerst erstellt, wurde auch den Ehrengästen überreicht und konnte von allen Anwesenden erworben werden.

Bürgermeister Florian Hoffmann gratulierte dem Heim zu seinem 50-jährigen Bestehen. Die Gemeinde Rimsting sei stolz, dass dieses Heim in Rimsting steht. Er würdigte die schon Jahrzehnte währende gute Zusammenarbeit mit dem Heim, ferner dass die Gründer des Heimes mit großem Weitblick geplant und erreicht hätten, dass die Bewohner des Heimes die frühere Gemeinschaft aus der alten Heimat hier wieder leben können. Die Bewohner, so Bürgermeister Hoffmann, seien gut in die Gemeinde integriert. Als Geschenk überreichte er der Heimleiterin einen schönen Gemeindekrug.

Indem sie den Leitsatz des diesjährigen Heimattages in Dinkelsbühl "Partner in Gemeinschaft" zitierte, ergriff Hannelore Scheiber im Namen des Landesvorstandes Bayern das Wort. Sie erinnerte daran, dass auch das Siebenbürgerheim Rimsting zu dieser Gemeinschaft gehört, denn hier sei in den vergangenen 50 Jahren für unsere ältere Generation Heimat und Gemeinschaft geschaffen worden und das solle auch weiterhin so bleiben. Der Begriff "Heimat" sei sehr breit definiert, sagte Scheiber und zitierte Hessens Landtagspräsident Norbert Kartmann: "Heimat entsteht im Herzen, und Heimat ist Herzensbegegnung mit Verstand". Der Gründungsvater dieses Heimes, so Scheiber, habe vor 50 Jahren bestimmt ähnliche Gedanken gehegt, als er zu diesem Projekt Hand anlegte und "mit dem Herzen das Denken begonnen hat". In Zeiten des Wandels seien wir alle aufgerufen, sowohl unsere ältere als auch die heranwachsende Generation nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb sei partnerschaftliches Miteinander der Generationen zum Wohle unserer Gemeinschaft oberste Priorität, betonte Scheiber. Im Namen der Landesgruppe gratulierte Hannelore Scheiber dem Heim und überreichte ein Buchpräsent und zudem, im Namen der Kreisgruppe Augsburg, die Kollekte des Peter-und-Paul-Festgottesdienstes.

Glückwünsche im Namen der Kreisgruppe Rosenheim und ihrer Mitglieder übermittelte Dietmar Zermen. Er meinte, dieser Festtag sei Anlass Rückschau zu halten, aber auch sich bewusst zu machen, was alles zu tun sei, um das Heim weiter zu fördern. Die Kreisgruppe betrachte es als ihre Aufgabe, das Siebenbürgerheim nach Kräften zu unterstützen. Zermen fügte hinzu, dass die Landsmannschaft durch die Gründung des Trägervereins und infolgedessen die Gründung des Heimes eindeutig bewiesen habe, dass hier etwas geschaffen worden sei, was jedem Hochachtung abverlange. Im Namen der Kreisgruppe überreichte er der Heimleiterin ein Geldgeschenk.

Der Chor der Kreisgruppe Rosenheim unter der Leitung von Hedwig Zermen sang das Lied "Großer Gott, wir loben dich", ehe Pfarrer Striebeck aus dem Streiflicht der Süddeutschen Zeitung (vom 26. Juli 2003) zitierte: "Es gehört zu den Torheiten, wenn nicht gar zu den tödlichen Irrtümern der Jugend, die Alten zu unterschätzen". Dann fragte er, wie man Menschen wieder dazu bewegen könne, in dieses Haus zu ziehen, bevor sie pflegebedürftig seien. Die Aktivitäten und die Strahlkraft früherer Jahre wären nur zu erreichen, wenn hier auch Menschen lebten, die die Kraft hätten, die anderen mitzureißen. "Wie kann man die Heimbewohner stärker in die ganz alltäglichen Abläufe des Hauses einbinden?", fragte er weiter. Bischof Klein habe bei seinem Besuch des Heims im letzten Jahr Modelle in Siebenbürgen vorgestellt, wo die Bewohner der Heime einen großen Teil der Versorgung und Pflege der Mitbewohner selbst übernehmen. Der Mangel an Pflegepersonal, die höhere Lebenserwartung und der Mangel an Geld würden in Zukunft dazu führen, dass man sich in anderer Weise organisieren werde müsse. Er schloss mit den Worten: "An alle 'Jungen' unter uns, unterschätzt die 'Alten' nicht!"

Alsdann wurde das Kuchenbüfett eröffnet. Die Tanzgruppe der Kreisgruppe Rosenheim hatte frischen Baumstriezel und Hanklich gespendet. Weitere leckere siebenbürgische Kuchenspezialitäten hatten Frauen vom Vorstand des Trägervereins und Verwandte von Heimbewohnern gespendet. Allen Anwesenden, Siebenbürgern und Nichtsiebenbürgern, müssen diese Spezialitäten sehr gemundet haben, denn bald war das reiche Büfett leer! Anschließend zeigte die Tanzgruppe unter der Leitung von Rotraud Beer ihr Können und erntete für ihre drei Volkstänze viel Beifall. Werner Philippi eröffnete eine Fotoausstellung mit den Worten, diese sei sowohl ein Blick zurück in die Vergangenheit des Heimes als auch ein Blick auf die Gegenwart. Alte Fotos dokumentieren dabei die Anfänge des Heimes, desgleichen einige Zeitungsausschnitte aus der Siebenbürgischen Zeitung und der Chiemgau-Zeitung aus den fünfziger und sechziger Jahren. Die Mehrzahl der Tafeln belegen, in welch idyllischer Landschaft das Heim steht, wie geborgen und der alten Heimat angepasst die Bewohner hier ihren Lebensabend genießen können. Um 17 Uhr wurde der Grill angeworfen. Es gab siebenbürgische Bratwurst, Mititei und Holzfleisch, dazu ein reichhaltiges Angebot an Beilagen und frischen Salaten. Unser Landsmann Otto Player aus Bad Aibling sorgte als Alleinunterhalter mit seiner Ziehharmonika bis in den Abend hinein für gute Stimmung. Es ist ihm gelungen, die Anwesenden zum Mitsingen anzuregen. Auch der älteste Heimbewohner, Josef Buresch (103), sang mit dem Liederbuch in der Hand begeistert mit. Zum Schluss sangen alle Anwesenden das Siebenbürgenlied. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich bei der letzten Strophe alle umfassten und nicht wenige von ihnen, gleich ob Jung oder Alt, gerührt waren. Es war ein würdiger Abschluss der Jubiläumsfeier. Allen, die dazu beigetragen haben, dass das Fest ein voller Erfolg wurde, sei herzlich gedankt. Dank verdient die Kreisgruppe Rosenheim für ihre tatkräftige Unterstützung, vor allem ihre Tanzgruppe, die nicht nur getanzt und gebacken hat, sondern auch beim Grillen und Aufräumen geholfen hat. Besonderer Dank gebührt der Heimleitung unter Emilie Maurer und ihren Mitarbeiter/innen in der Küche unter Chefkoch Helmut Hain, dem Pflegepersonal unter Schwester Luise Inkret, der Hauswirtschaft unter Marianne Kraus und dem Hausmeistergespann unter Erich Bottesch. So wird der gute Ruf des Siebenbürgerheimes auch in Zukunft sicher sein. Alle Redner haben von der Zukunft des Heimes gesprochen. Diese kann aber nur gesichert werden, wenn der Schuldenberg, entstanden durch die letzten notwendigen Baumaßnahmen, schnell abgetragen werden kann. Wer helfen will, kann sich informieren unter Telefon: (0 80 51) 96 56 80.

Werner Philippi

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