26. August 2003

Eingliederung unter der Wahrung siebenbürgisch-sächsischer Werte

Seit mehr als 50 Jahren vertritt die Landsmannschaft die politischen, rechtlichen und kulturellen Belange der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie schafft damit den Rahmen, in dem sich die siebenbürgisch-sächsiasche Gemeinschaft mit den überlieferten Traditionen weiterentwickeln und jeder Einzelne unter Beibehaltung der Gemeinschaftswerte in der neuen Heimat zurechtfinden kann.
Die Herausforderung einer erfolgreichen Eingliederung in Deutschland ist nur durch umfassende und beständige Tätigkeiten auf vielseitigen Gebieten zu bewältigen. Ausschließlich ehrenamtlich tätige Referenten auf Bundes-, Landes- und Kreisgruppenebene betreuen je nach eigener Spezialisierung unterschiedliche Bereiche der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Integration.

Als Folge des zweiten Weltkrieges war die Familienzusammenführung ein grundsätzliches Anliegen unseres Verbandes. Durch die rechtlichen und politischen Änderungen nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Machtbereichs hat sich die Tätigkeit gewandelt und besteht heute darin, im Rahmen der Aussiedleraufnahme Beistand bei der Einräumung der Zuzugsmöglichkeit durch Aufnahmebescheide des Bundesverwaltungsamtes zu gewähren und nach erfolgtem Zuzug bei der Anerkennung als Spätaussiedler Hilfe zu leisten. Rechtsanwalt Dr. Johann Schmidt konnte als hierfür zuständiger Bundesrechtsreferent vielen Landsleuten zur Durchsetzung berechtigter Belange verhelfen. Betreuung zum Thema Aussiedleraufnahme erfahren die Mitglieder auch durch zahlreiche Veröffentlichungen der Siebenbürgischen Zeitung.

Unterstützung gewährt unser Verband auch bei der Durchsetzung sozialer Ansprüche. Von großer Bedeutung ist die rechtliche Begleitung in rentenrechtlichen Wiederherstellungsverfahren und die Anfechtung benachteiligender Gesetzesänderungen: Die seit 1. Oktober 1996 geltende Kürzung der Renten für Zeiten in Herkunftsgebieten um 40 Prozent wird erfolgreich im Rahmen der durch unseren Verband gegründeten "Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzung" angegriffen. Das Bundessozialgericht hat als höchstes Gericht der Sozialgerichtsbarkeit in mehreren Verfahren die Verfassungswidrigkeit der Kürzungen bestätigt und zur Entscheidung beim Bundesverfassungsgericht vorgelegt. Über den aktuellen Stand der Rentenfrage berichtete der zuständige Bundesrechtsreferent, Rechtsanwalt Ernst Bruckner, in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. Juli 2003, Seite 2. Zusätzlich zu dieser Tätigkeit erfahren Mitglieder unseres Verbandes und der Interessengemeinschaft individuelle Unterstützung durch den Anwaltspool der Interessengemeinschaft: Die Rechtsanwälte Harriet Stefani, Michael Dieners, Werner Krempels und Bernd Fabritius sichten die Rentenbescheide bezüglich der Anerkennung der Zeiten aus dem Herkunftsgebiet und informieren die Mitglieder über Korrekturmöglichkeiten. In einfacheren Fällen erteilen auch Beratungsreferenten und Betreuer auf Kreisgruppenebene Hilfe bei der Antragstellung und Beantwortung von Anfragen der Behörden. Zu diesem Zweck werden Beratungsreferenten-Seminare durchgeführt, in denen die ebenfalls ehrenamtlich aktiven Betreuer über aktuelle Fragen informiert werden.

Auch andere Leistungsbereiche werden von den zuständigen Referaten beobachtet und untersucht. So wurde z.B. die Gewährung von Sterbegeld für Spätaussiedler oder die Anerkennung von Anwartschaften für die Aufnahme in die Krankenversicherung der Rentner rechtlich aufbereitet. Die Gewährung von Entschädigungen für andere benachteiligende Lebenssachverhalte mit politischem oder Kriegsfolgenhintergrund, wie z.B. die Deportation der Rumäniendeutschen in die ehemalige Sowjetunion, sind ebenfalls Gegenstand der landsmannschaftlichen Aufmerksamkeit. Auf die bisherigen Veröffentlichungen und den aktuellen Bericht auf Seite 2 dieser Ausgabe nehmen wir Bezug.

Die aktive Förderung der Jugend und Seniorenbetreuung sind neben der geschilderten rechtlichen Integrationshilfe wesentliche Aspekte unserer Tätigkeit. Die "Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland" ist ein Zusammenschluss der jungen Generation und Teil unseres Verbandes. In Seminaren, Workshops, geselligen Zusammenkünften und gemeinsamen Reisen ins In- und Ausland werden Kindern und Jugendlichen traditionelle Werte unserer Gemeinschaft vermittelt und gleichzeitig eine aktive Freizeitgestaltung in einer zunehmend anonymen Gesellschaft ermöglicht. Die Angebote stehen allen siebenbürgisch-sächsischen Jugendlichen in Deutschland und deren Freunden offen. Dadurch soll das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen, Teil einer lebendigen und zukunftsorientierten Gemeinschaft zu sein, gestärkt werden.

Für Senioren sind durch gemeinsame Anstrengungen fünf siebenbürgische Altenheime in Rimsting, Drabenderhöhe, Lechbruck, Osterode am Harz und Gundelsheim am Neckar entstanden. Auf Landes- und Kreisgruppenebene wurde Seniorenreferate gebildet, die sich um Belange unserer älteren Landsleute kümmern und so zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen und Vermeidung der Vereinsamung führen sollen. Seniorenreisen und andere auf die besonderen Bedürfnisse unserer älteren Mitglieder abgestimmte Veranstaltungen sind regelmäßig Gegenstand lebhafter Berichte in der Rubrik "Verbandsleben" dieser Zeitung.

Auch durch die Pflege, Förderung und Präsentation siebenbürgisch-sächsischer Kultur wird ein wesentlicher Beitrag zur Integration in unser neues Lebensumfeld geleistet. Wir sind Teil des deutschen Volkes, der in den mehr als 850 Jahren seines Bestehens ein eigenes Selbstverständnis entwickelt und eigene Traditionen, Werte sowie eine spezifische Kultur geschaffen hat. Durch die regelmäßig organisierten Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage, die vielen anderen kulturellen Veranstaltungen, den Erhalt unserer Kultureinrichtungen in Gundelsheim und nicht zuletzt durch die nach außen wirkende Publikation unserer Siebenbürgischen Zeitung bringen wir dieses überlieferte Erbe einer breiten Bevölkerung nahe, integrieren uns damit in den deutschen Kulturkreis und bieten allen Siebenbürger Sachsen eine Identifikationsmöglichkeit innerhalb unseren neuen Lebensumfeldes.

Bernd B. Fabritius
stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannnschaft




Anmerkung: Dieser Artikel wird als Diskussionsbeitrag im Vorfeld des Verbandstages 2003 in Mannheim veröffentlicht.

Weitere Diskussionsbeiträge:
Jugend schafft Basis für gesicherte Zukunft.

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