14. September 2003

Leipziger Kammerchor "Josquin des Préz" in Siebenbürgen

Zwischen dem 6. und 12. August absolvierte der Kammerchor "Josquin des Préz" aus Leipzig eine Tourneereise durch Siebenbürgen mit den Stationen Kronstadt, Schwarze Kirche - Schäßburg, Klosterkirche - Zeiden, Evangelische Kirche - Hermannstadt, Ferula der Stadtpfarrkirche - Mediasch, Margarethenkirche. Ein besonderer Höhepunkt war der Konzertauftritt in Mediasch. In zwei separaten Berichten schildern Pfarrer Gerhard O. Servatius, Mediasch, und Hildrun Becker, Leipzig, ihre persönlichen Eindrücke.
Eine schöne Freundschaft verbindet nun die Kirchengemeinde A.B. in Mediasch mit dem Kammerchor "Josquin des Préz" aus Leipzig. Wir hoffen, dass die Siebenbürgenreise den Beginn einer intensiven Beziehung des Kammerchores zu Siebenbürgen und seinen Menschen markiert. Am Abend des 6. August angekommen, wurden die Musiker im Gästehaus (ehemaligen Pfarrhaus) in Eibesdorf bei Mediasch einquartiert, wo Familie Wagner sich liebenswürdig um das leibliche Wohl der Sängerinnen und Sänger kümmerte. Schon am folgenden Tag begann die anstrengende, jedoch erlebnisreiche Konzerttour.
Kammerchor Josquin des Préz. Foto: Andreas Böhmig
Kammerchor Josquin des Préz. Foto: Andreas Böhmig

Die Ansprechpartner und Organisatoren der Tournee vor Ort waren Pfarrerin Hildegard J. Depner und Pfarrer Gerhard O. Servatius aus Mediasch. Die beiden letzten Konzerte in Hermannstadt und in Mediasch ergaben den Höhepunkt mit hervorragendem Publikum und vielen netten Gesprächen mit Einheimischen nach dem Konzert. Den Abschluss bildete ein langer Abend im Mediascher Pfarrgarten, wo der gut gelaunte Kammerchor auch weltliche Lieder anstimmte. Am letzten Tag erfreute sich die Familie Wagner in Eibesdorf der wunderschönen Stimmen während eines Abschiedsständchens. Noch am selben Tag musste der Chor den weiten Weg bis Debrecen (Ungarn) zurücklegen und daselbst ein Konzert bewältigen.

Wer hätte gedacht, dass ein kurzes Treffen und Singen bei einem Frühstück auf einem Balkon in Leipzig und die "einfach so" ausgesprochene Einladung der Mediascher Pfarrerin Depner: "Wie wär's, wenn ihr einmal eine Tournee nach Siebenbürgen macht?" zu solch einer schönen Zusammenkunft führen könnte? Die flotte und wirkungsvolle Organisation (insbesondere per E-Mail) zwischen Leipzig und Mediasch hat fantastisch bewirkt, dass etwas Freiwilliges, Spontanes und (doch) Wunderschönes entstehen konnte. Wir in Mediasch warten auf baldige Begegnungen, wissen jedoch gleichzeitig, dass wir nicht lange auf unsere Freunde zu warten brauchen, denn wieder einmal wird sich der Zauber bewahrheiten: "Einmal in Siebenbürgen - immer wieder nach Siebenbürgen!"

Pfr. Gerhard O. Servatius




Anreise, kurzer Stadtrundgang, Probe in der Kirche, Konzert, kleiner Empfang im Pfarrhaus, Busfahrt zurück zur Unterkunft - so sah fast jeder Tag des Kammerchores ?Josquin des Préz? aus Leipzig während seiner Konzertreise in Siebenbürgen aus. Diese Zeit auf die anstrengenden, täglich aufeinander folgenden Konzerte zu reduzieren, würde jedoch kein vollständiges Bild der Reise zeichnen. Mitgebracht haben wir Musik: Palestrina, Josquin, Schütz, Distler, Schlenker, Nystedt, ein kontrastreiches Programm, das im ersten Teil aus Musik des 15. bis 17. Jahrhunderts und im zweiten Teil aus Musik des 20. Jahrhunderts bestand. Auch wenn wir in zahlreichen Gesprächen durchweg positive Resonanz auf unsere Auftritte bekamen, so schien doch die Begeisterung der Zuhörer von Konzert zu Konzert zu wachsen: In Kronstadt verließen noch etliche Besucher das Konzert während der Pause, in Schäßburg und Zeiden hatten wir ein sehr aufmerksam lauschendes Publikum, in Hermannstadt sangen wir unsere erste Zugabe und in Mediasch applaudierten die Menschen mit standing ovations.

Mit nach Hause genommen haben wir menschliche Begegnungen und einige Einsichten: Noch am ersten Abend lag es uns auf den Lippen, zu unseren Gastgebern zu sagen: ?Sie sprechen aber gut deutsch?, was wir zum Glück doch unterließen. Warum soll man Deutsche dafür loben, dass sie gut deutsch sprechen? Außerdem haben wir Eindrücke von der Landschaft, den Städten und Dörfern mit ihren Kirchenburgen mit nach Hause genommen, sehen noch die Pferdekarren bei Nacht mit einer schwach leuchtenden Fackel vorbeizuckeln, denken an die allerorts überwältigende Gastfreundschaft. Auch die dunklen, schüchtern bis fordernd blickenden Kinderaugen gehören zu unserer Erinnerung und dann merken wir, dass sich Siebenbürgen in unser Gedächtnis tief eingraviert hat.

Hildrun Becker


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