7. Mai 2001

Schmutzige Attacke gegen deutschen Bürgermeister in Hermannstadt

Der umstrittene ehemalige Hofpoet des Ceausescu-Regimes und derzeitiger PDSR-Senator Adrian Paunescu hat jüngst im rumänischen Oberhaus öffentlich den Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis angegriffen und Verleumdungen neu ins Feld geführt, die im letztjährigen Wahlkampf zwar in Umlauf gesetzt worden waren, sich danach aber als unwahr erwiesen hatten und inzwischen längst als „Schnee von gestern“ gelten. Paunescu entstellte die Tatsachen völlig und lancierte erstmals eine schmutzige Attacke von Bukarest aus gegen den deutschen Bürgermeister in Hermannstadt. Der unqualifizierte Vorstoß wirft zugleich ein schiefes Licht auf die Regierungspartei PDSR, die sich - zumindest in offiziellen Verlautbarungen - für eine tolerante Minderheitenpolitik und die europäische Integration Rumäniens ausspricht.
In einer Sitzung des Bukarester Senats bezichtigte Paunescu den deutschen Bürgermeister, eine illegale Häuserrückgabe vorgenommen und eines der ältesten Häuser Hermannstadts für wenig Geld an das Großherzogtum in Luxemburg abgetreten zu haben. Auch das Teutsch-Zentrum sei zum Nachteil des Studentenkulturhauses auf Betreiben des deutschen Bürgermeisters eingerichtet worden. Bei der Häuserrückgabe an ausgewanderte Sachsen und die Evangelische Landeskirche hingegen würden sich das Bürgermeisteramt und dessen Juristen nicht in genügendem Maße einsetzen, behauptete Paunescu.
Der Hermannstädter Senator der Nationalliberalen Partei (PNL), Architekt Hermann Fabini, sah sich darauf genötigt, die angesprochene Sachlage vor den Kollegen im Oberhaus zurechtzubiegen. Die gerichtlich erwirkte Häuserrückgabe an die Familie Johannis sei noch lange vor der Wahl des deutschen Bürgermeisters erfolgt und keinesfalls auf "Amtsmissbrauch" zurückzuführen. In Bezug auf das "Rote Haus" am Kleinen Ring Nr. 16 stellte Fabini klar, dass es Eigentum der Evangelischen Kirche sei. Laut Abkommen zwischen rumänischem Kulturministerium und dem Denkmalschutzamt in Luxemburg solle dort ein europäisches Begegnungszentrum eingerichtet werden, was auch von Kulturminister Razvan Theodorescu in der gleichen Sitzung des rumänischen Senats bestätigt wurde. Der ehemalige Sitz des Studentenkulturhauses gehöre ebenfalls rechtmäßig der Evangelischen Kirche, sagte Fabini.
Auch Bürgermeister Klaus Johannis wies in einem Schreiben ans Parlament und an Paunescu dessen Anschuldigungen im Einzelnen zurück. Mit dem Kulturministerium von Luxembug sei ein befristeter Pachtvertrag abgeschlossen worden, wonach das Großherzogtum das "Rote Haus" für umgerechnet 700 000 DM restaurieren und in eine wichtige Kulturinstitution der Stadt umfunktionieren werde. Zudem erklärte sich Johannis nachhaltig mit jedwelcher legalen Häuserrückgabe einverstanden, auch dann, wenn Religionsgemeinschaften wie die Evangelische Kirche ihren ehemaligen Besitz über die Justiz einforderten.

mo/sb

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