28. Oktober 2003

Neuer Studiengang für Sozialmanagement in Hermannstadt

Bischof D. Dr. Christoph Klein ließ es schon in seinem einleitenden Gebet zum Festakt im neuen Kinosaal auf dem Aurel-Vlaicu-Platz in Hermannstad zweisprachig anklingen: "Du lässt uns einen Neubeginn wagen." Gemeint war damit nicht nur die Eröffnung des neuen Hochschuljahres Mitte Oktober an der Rumänisch-Deutschen Privatuniversität, die zugleich ihr fünfjähriges Bestehen feierte, sondern auch die Einführung an dieser Uni ab diesem Herbst eines neuen und bislang einmaligen Studiengangs in Rumänien für Sozialmanagement.
Die Präsenz der honorigen Gäste, wie Rektor Antonie Iorgovan betonte, sei ein "Argument für diesen Erfolg". Denn nun werde die Hermannstädter Universität "institutionell und offiziell in das deutsche Hochschulwesen eingebunden", ergänzte der in Rumänien als Vater der Verfassung von 1991 bekannte Rechtswissenschaftler Iorgovan. Der Rektor der Neuendettelsauer Diakonie aus dem Freistaat Bayern, Prof. Hermann Schoenauer, weitete in seinem Grußwort diesen für Hermannstadt „historischen Tag“ auf ganz Europa aus, weil man insgesamt am alten Kontinent derzeit „historische Tage“ schreibe. „Die größte Erweiterung in der Geschichte der EU steht unmittelbar bevor, die europäischen Staaten geben sich einen einheitlichen konstituierenden Vertrag - die Verfassung für Europa“, so Schoenauer. Das neue Europa werde erst dann Stabilität und Zukunft haben, wenn die soziale Komponente neben der wirtschaftlichen ihren gebührenden Platz findet. "Europa wächst nur zusammen, wenn auch die sozialen Standards angeglichen werden", meinte der Neuendettelsauer Rektor.

Einführung des neuen Studienganges Sozialmanagement in Hermannstadt, von links nach rechts: am Pult der kürzlich promovierte Rechtsanwalt Bernd B. Fabritius, am Tisch Prof. Dr. R. Dootz, Oberbürgermeister Klaus Johannis, Generalkonsul Peter Adamek und Bayerns Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm.
Einführung des neuen Studienganges Sozialmanagement in Hermannstadt, von links nach rechts: am Pult der kürzlich promovierte Rechtsanwalt Bernd B. Fabritius, am Tisch Prof. Dr. R. Dootz, Oberbürgermeister Klaus Johannis, Generalkonsul Peter Adamek und Bayerns Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm.

Entschiedene Schritte in diese Richtung hat die Neuendettelsauer Diakonie nach einer ersten Phase der Hilfstransporte bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs unternommen. Allein in der Stadt am Zibin wurde vielseitige Pionierarbeit geleistet, nachdem man u.a. in Paclisa, Badacin, Petroschen (Petrosani) oder Elisabethstadt Engagement und Verantwortung für das Leben in der Kindheit, Jugend, im Alter und in Krankheit übernommen hatte, sagte Staatsministerin a.D. und Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags sowie Vorsitzende der "Stiftung Bavaria-Romania für soziale Assistenz", Dr. h.c. Barbara Stamm, bei diesem Hochschulfestakt. Die Stiftung ist, wie bekannt, mittlerweile Trägerin der Hermannstädter Fachschule "Friedrich Müller", wo über 100 Frauen und Männer aus ganz Rumänien seit der Gründung vor drei Jahren in einem zweijährigen Studiengang zu Heilerziehungspflegern oder in einem einjährigen Studiengang zu Heilerziehungspflegehelfern ausgebildet wurden. Das ist in Rumänien ebenso ein Novum wie die Ausbildung seit 2002 an der gleichen Schule von Anwärtern für Altenpflegehelfer. Ab heuer wird auch der Beruf eines Altenpflegers gelehrt. Seit Oktober 2002 sind die Schüler im neuen schuleigenen Internat neben dem Carl-Wolff-Altenheim untergebracht.

Diese mittlere Ausbildungsebene wurde mit Einführung des neuen Studiengangs für Sozialmanagement durch eine universitäre ergänzt, denn: "Qualifiziertes Fachpersonal braucht Vorgesetzte mit hoher fachlicher Qualifikation", erklärte Barbara Stamm. Am 14. Juli wurde, wie in dieser Zeitung berichtet, das Abkommen unterzeichnet, am 13. Oktober wurden die ersten Studenten dieser Fachausrichtung in Hermannstadt begrüßt. Dazu die Vertreterin Mihaela Verzescu in ihrem zweisprachigen Grußwort: "Es ist dies ein langer und für uns vorläufig noch wenig bekannter Weg, aber der Beginn einer vielseitigen internationalen Einbindung." Nach Abschluss ihrer vierjährigen Ausbildung im Jahre 2007 nämlich, so hofft die Studentin, werde Rumänien den EU-Beitritt geschafft haben.

Einen „steinigen Weg“ dürfte auch die Uni vor sich haben, hieß es im Grußwort von Prof. Dr. h.c. Eberhard Schaich, Rektor der Tübinger Eberhard-Karls-Universität, das vom Ehrenprorektor der Hermannstädter Uni, Prof. Rudolf Dootz, verlesen wurde. Allerdings wird man seinen Partner auf diesem Weg weiterhin unterstützend begleiten, wie das auch die Partnerfachhochschule für öffentliche Verwaltung aus Meißen künftighin tun werde. Das versicherte im Namen ihres Rektors, Prof. Peter Musall, der für die partnerschaftlichen Beziehungen zu den Hermannstädter Hochschule im Lehrkörper in Meißen zuständige Dozent, der landsmannschaftliche Landesvorsitzende in Bayern und Vizepräsident der Stiftung "Bavaria-Romania", Rechtsanwalt Dr. Bernd B. Fabritius. Der gebürtige Hermannstädter wurde erst kürzlich zum Vize des Bundesvorsitzenden Volker Dürr wieder gewählt und ist auch assoziierter Professor der juristischen Fakultäten an beiden Universitäten in seiner Heimatstadt. In Hermannstadt wurde auch vor wenigen Tagen die mit „Magna Cum Laude“ ausgezeichnete Dissertation vorgestellt, die Dr. Fabritius in einem gemeinschaftlichen Promotionsverfahren der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Universität Lucian Blaga Hermannstadt zu einem Thema vergleichenden Europarechtes mit Einbindung der aktuellen Pläne zur rumänischen Verfassungs- und Rechtsreform verfasst hatte. "Es war dieses das erste gemeinschaftliche Promotionsverfahren überhaupt, welches von zwei renomierten Universitäten aus Deutschland und Siebenbürgen vereinbart worden war und damit eine Premiere an der Hermannstädter Universität", so Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Püttner, der Doktorvater von der Tübinger Universität in seiner Ansprache bei der öffentlichen Präsentation, die zusammen mit Prof. Dr. Ioan Les (Uni Hermannstadt) - eben gemeinsam und grenzüberschreitend betreut wurde.

Martin Ohnweiler


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2003, Seite 2)

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