31. Oktober 2003

Großes Schäßburger Treffen in Fürth

Rund 820 Schäßburger beteiligten sich am großen Schäßburger Treffen vom 26. bis 28. September in Fürth bei Nürnberg - bedeutend weniger als beim letzten Treffen vor drei Jahren, ebenfalls in Fürth. Warum wohl? Die Frage stand im Raum, und viele meinten, die Antwort zu kennen: Viele jener Schäßburger, die das Bedürfnis haben, an solchen Heimattreffen teilzunehmen, sind schon zu alt, um sich auf den Weg zu machen. Auf die Fragen: "Wo bleiben die Jüngeren? Haben sie kein Interesse an den Heimattreffen? " gab es meistens ein hilfloses Schulternzucken.
Die Teilnehmer, unter ihnen 28 aus Schäßburg mit Bürgermeister Ioan Dorin Danesan an der Spitze, genossen die fröhliche Stimmung. Zum ersten Mal hatten die Organisatoren – die HOG Schäßburg und die Schäßburger Nachbarschaft Nürnberg-Fürth-Erlangen – den schon am Freitag Angereisten die Möglichkeit zu einem gemütlichen Beisammensein geboten: Leider trafen sich nur 34 in der Gaststätte „Stadtwappen“, wo Walter Lingner und Lukas Geddert die anwesenden „Senioren“ und „jung Gebliebenen“ mit je einem Film über Schäßburg auf das Treffen einstimmten.




Am Samstag füllten die Schäßburger die Stadthalle in Fürth mit Leben. Im Foyer waren mehrere Verkaufsstände eingerichtet worden – es gab Bücher (Stand Isa Leonhardt und HOG), Aquarelle, Ölgemälde, Bilder (Adolf Kroner, Friedrich Eberle, Renate Krech, Inge Wagner), Keramik (Gertrud Theil), Seidenmalerei (Susanne Roth) und Seidentücher (Ortrun Fabini) zu kaufen; zwei Foto-Ausstellungen fanden großes Interesse: „Schöne Schäßburgerinnen“ und „Schäßburg im Wandel der Zeiten“ (HOG/G. Czernetzky). Der Verein „Sighisoara durabila“ (Nachhaltiges Schäßburg) informierte an einem eigenen Stand über seine Zielsetzungen. Walter Halmen, Orgelbauer, stellte einen Nachbau der aus Schäßburg stammenden Tischorgel (ca. 1785) vor. Zum ersten Mal bei einem Schäßburger Treffen wurde eine Tombola organisiert mit 262 wertvollen Preisen. Der Erlös des Losverkaufs kommt der evangelischen Kirche in Schäßburg für die dringend notwendige Renovierung der Klosterkirche zugute.

Ansprache beim Schäßburger Treffen
Ansprache beim Schäßburger Treffen

Im kleinen Saal der Stadthalle trafen sich am Vormittag Mitglieder der HOG Schäßburg zur Bericht- und Wahlversammlung. Walter Lingner, Vorsitzender der HOG, legte den Rechenschaftsbericht vor; Kassenwart Helwig Schumann gab einen Überblick über die finanzielle Lage des Vereins, Rechnungsprüfer Hans Artz bescheinigte ihm ein korrektes Vorgehen. Nach einigen Wortmeldungen zum Bericht, zur Tätigkeit des Vereins im Allgemeinen und zum Vereinsblatt „Schäßburger Nachrichten“ entlastete die Versammlung den alten Vorstand. Walter Lingner dankte den Mitgliedern der Führungsgremien, die nicht mehr kandidierten, dann wurden unter der Leitung von Wahlleiter Albert Klingenspohr die neuen Gremien gewählt: Vorstand, erweiterter Vorstand, Ältestenrat. Zum Vorsitzenden wurde Walter Lingner, der an diesem Tag seinen 73. Geburtstag feierte, wieder gewählt; seine beiden Stellvertreter sind Hermann Theil (wieder gewählt) und Günther Czernetzky. Alle andern Aufgabenressorts werden in einer in Kürze folgenden konstituierenden Sitzung der Leitungsgremien der HOG festgelegt. Ebenfalls im kleinen Saal fand am Nachmittag eine Ehrung verdienstvoller Schäßburger statt. Michael Konnerth und Johann Imrich, Vorsitzender bzw. Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, zeichneten Walter Lingner, Meta Kovacs, Helwig Schumann und Günther Czernetzky mit der „Silbernen Ehrennadel“ des Verbandes aus.

Im großen Saal eröffnete Walter Lingner um 15 Uhr den festlichen Teil des Treffens. Grußworte an die Versammelten richteten Hartmut Träger, Bürgermeister der Stadt Fürth, Hildegard Beck, Bürgermeisterin der Stadt Dinkelsbühl, mit der Schäßburg eine Städtepartnerschaft anstrebt, Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Dachverbandes, und Ioan Dorin Dăneșan, Bürgermeister von Schäßburg. Die Festrede hielt Dr. Karl Scheerer – eine sinnreiche Rede, die zum Nachdenken über unsere Beziehung zur alten Heimat anregt. Die Reden wurden mit einem kulturellen Programm umrahmt, das die Nürnberger siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppe und ein Bläseroktett, bestehend aus ehemaligen Bergschülern, hervorragend bestritten. Im kleinen Saal konnten zwei Vorträge gehört werden: Lehrer Michael Konnerth sprach über „Schmetterlinge, Wunder der Natur“ und Dipl.-Ing Harald Gitschner über die Firma „Parat-RO“ ein Wunderwerk der Technik, auf dem Gelände der ehemaligen „Nicovala“, die er leitet. Für gute Musik sorgten das Ehepaar Hanna und Hans Wellmann (Klavier) und Gerhard Göttler (Gesangssolo), die u.a. Kompositionen von Carl Filtsch und das Lied „Abschied von der Bergschule“ (Text: Prof. Eckart Hügel, Melodie: Hans Wellmann) zu Gehör brachten. Zum Tanz spielten bis nach Mitternacht Günther Schotsch und Manfred Ungar auf.

Blick auf den Saal beim Schäßburger Treffen
Blick auf den Saal beim Schäßburger Treffen

Am Sonntag füllten die Schäßburger die St.-Martins-Kirche in Fürth zum gemeinsamen Gottesdienst. Pfarrer Werner Maurer begrüßte die Schäßburger von nah und fern; die Predigt hielt der ehemalige Stadtpfarrer von Schäßburg Dr. August Schuller, zurzeit Pfarrer in Hamburg, zu einem Abschnitt der Bergpredigt Jesu (Matthäus 6, 25-34). „Kann man das: leben, ohne sich Sorgen zu machen?“ fragte er. Und wünschte uns allen „Gelassenheit und innere Freiheit, Vergangenheit loszulassen, damit Neues entstehen kann“. Die Orgel spielte Theo Halmen (Schäßburg); es wirkten noch mit: Hans Konnerth (Trompete) und eine Singgruppe, ehemalige Mitglieder des Schäßburger Kammerchors.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Stadthalle fand im kleinen Saal eine interessante Darlegung des Breite-Projekts von Dr. Alexandru Goța (Schäßburg) statt. Zum Abschluss wünschte Walter Lingner den Teilnehmern eine gute Heimfahrt und „Auf Wiedersehen 2006 in Dinkelsbühl“; Julius Henning dankte im Namen der Teilnehmer den Organisatoren für das gute Gelingen des Treffens.

Das Schäßburger Treffen hat wohl zum letzten Mal in Fürth stattgefunden. Obwohl man im Allgemeinen mit diesem Austragungsort recht zufrieden war, wird zurzeit überlegt, im Zeichen der sich anbahnenden Städtepartnerschaft Schäßburg – Dinkelsbühl das nächste Treffen in Dinkelsbühl zu organisieren. (Ausführlicher Bericht mit reicher Bebilderung in den „Schäßburger Nachrichten“, Folge 20 von Dezember 2003)

Horst Breihofer


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2003, Seite 19)

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