1. November 2003

Beeindruckende Brauchtumsveranstaltung in Speyer

Eine Vielzahl von Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen, Konzerten und ein Gottesdienst siebenbürgischer Prägung standen auf dem Veranstaltungsprogramm der diesjährigen Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Speyer, die das Bundeskulturreferat der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland und der gastgebenden Kreisgruppe Vorder- und Südpfalz ausgerichtet hat.
An die Brauchtumsveranstaltung am 11. Oktober im kleinen Festsaal der Stadthalle in Speyer war die Absicht geknüpft, die gelebte Kultur der Siebenbürger Sachsen in ihrer volkstümlichen Ausprägung den Landsleuten vor Ort wie auch der hiesigen Öffentlichkeit näher zu bringen.

Die Veranstaltung wurde von Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster eröffnet, der die Ehrengäste begrüßte und die zu erwartenden Programmhöhepunkte ankündigte. Über 100 Gäste waren erschienen, um an dem abwechslungsreichen Festprogramm mit Musik, Theater und Tanz teilzuhaben. Durch das Programm führte Inge Erika Knoll, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und aktives Mitglied der Siebenbürgisch-Sächsischen Tanzgruppe Nieder-Olm.

Zum Auftakt spielte die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart e. V. unter der Leitung von Hans-Otto Mantsch den "Festlichen Auftakt" von Ernst Hoffmann und "Klingendes Land", eine Ouvertüre von Sepp Tanzer. Gemäß ihrer Satzung ist diese Musikkapelle ein Verein zur Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Brauchtums. Insbesondere setzt sich die für den Erhalt der Volksmusik aus Siebenbürgen ein. 2001 feierte die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart ihr 50-jähriges Bestehen, sie zählt zurzeit 33 aktive und 18 passive Mitglieder, die alle bestrebt sind, den Verein auch die nächsten 50 Jahre am Leben zu erhalten und auch etwas für die bessere Qualität siebenbürgischer Blasmusik zu tun. Für die musikalische Leitung ist seit Januar 2002 Hans-Otto Mantsch zuständig, der nach seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik die Dirigentenlizenz erworben hat.

Siebenbürger Blasmusik Stuttgart e. V. unter der Leitung von Hans-Otto Mantsch
Siebenbürger Blasmusik Stuttgart e. V. unter der Leitung von Hans-Otto Mantsch


Sein Stil, seine Kompetenz und Gewissenhaftigkeit werden von den Musikern sehr geschätzt.

Einen Auszug aus dem Theaterstück "Mensch Kathi, schau nach vorn!" von Doris Hutter zeigte die Jugendtheatergruppe Mannheim unter der Leitung von Roswitha Batzoni. Die landsmannschaftliche Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg konnte sich über Jahre rühmen, eine aktive Theatergruppe sein. Nach den großen Erfolgen mit Grete Lienerts Mundartstück "Äm Ihr uch Gläck" machte die Theatergruppe die Bühne frei für den jungen Nachwuchs. Die Jugendtheatergruppe Mannheim erarbeitete sich das Theaterstück von Doris Hutter und bewies bei zahlreichen Auftritten, welches Potential und wie viel Spielfreude in ihr steckt. In diesem Theaterstück wird der Wandel vom traditionsbewussten, durch das Dorfleben geprägten Siebenbürger Sachsen in seiner alten Heimat zum selbstbewussten Siebenbürger Sachsen des Computerzeitalters in Deutschland dargestellt. Bindeglied zwischen beiden Lebensformen bleibt die siebenbürgisch-sächsische Identität. In ihren schönen Trachten und mit ihrer jugendlichen Frische begeisterte die Jugendtheatergruppe Mannheim das Publikum.

Nach dem Walzer "Tauperlen" von Martin Thiss und "Flinke Züge", einer Schnellpolka für zwei Soloposaunen von Franz Ihm, dargeboten von der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart, war die Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Nieder-Olm unter der Leitung von Melitta Bottesch und Heide Probsdorfer an der Reihe, ihr Können den begeisterten Zuschauern zu zeigen. Sie ist die einzige Tanzgruppe in der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland bei rund 58 aktiven siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen in Deutschland. In diesem Jahr feierte die Tanzgruppe Nieder-Olm ihr 15-jähriges Bestehen seit ihrer Gründung im Jahre 1988. Ihr gehören derzeit 14 aktive Mitglieder an, die sich mit Leib und Seele dem Tanzen der Volkstänze aus der alten Heimat verschrieben haben; aber nicht nur Tänze aus Siebenbürgen, sondern auch Volkstänze aus Deutschland und den verschiedenen deutschsprachigen Landstrichen, internationale Folkloretänze sowie Line- und Square-Dance zählen zu ihrem vielseitigen Repertoire. In der schönen Festtracht Nordsiebenbürgens verzauberte die Tanzgruppe die Zuschauer. Für ihre Tänze "Sudetendeutsche Tanzfolge", "Reklich Med", "Böhmischer Ländler" und "Sprötzer Achterrüm" erntete sie stürmischen Applaus.

Zuletzt spielte die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart den "Radetzky-Marsch" von Johann Strauß (bearbeitet von Gerald Weinkopf), gefolgt von der "Moravenka", einer Polka von Franz Bummerl, sowie dem "Dixie-King" von Willi Löffler. Die Begeisterung und der kräftige Applaus der Zuschauer waren Dank und Anerkennung für eine hervorragende musikalische Darbietung der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart, die im Anschluss an das offizielle Programm der Brauchtumsveranstaltung ihre Fortsetzung fand, als die Blasmusikkapelle bis in die späten Abendstunden zum Tanz aufspielte.

Dank sei an dieser Stelle allen Mitwirkenden für ihren gelungenen Beitrag zum Programm der Brauchtumsveranstaltung ausgesprochen, ebenso den vielen ehrenamtlichen Helfern vor und hinter den Kulissen, die für das leibliche Wohl ihrer Gäste gesorgt haben. Ein herzliches Dankeschön geht auch an den Vorsitzenden der Kreisgruppe Vorder- und Südpfalz, Walter Untch, sowie an den gesamten Vorstand der Kreisgruppe für ihren Einsatz und ihre Unterstützung. Im Namen des Veranstalters, des Bundeskulturreferats der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, wird den vielen Veranstaltungsgästen (mehrheitlich aus den Kreisgruppen aus Rheinland-Pfalz/Saarland und Baden-Württemberg), die zum Teil lange Anfahrtswege in Kauf genommen haben, um dieser Veranstaltung beiwohnen zu können, herzlich gedankt. Diese Leistung zeugt ein weiteres Mal vom starken Gemeinschaftsgefühl unserer Landsleute und ihrer Bereitschaft, ihre Kultur einer großen Öffentlichkeit hier in ihrer neuen Heimat zu präsentieren.

Inge Erika Knoll


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