1. November 2003

Handballer-Treffen in Ulm

Kurt Wagner sprach den rund 100 Versammelten in den Ulmer Stuben aus dem Herzen: "Ich hoffe, beim nächsten Treffen wieder gesund dabei sein zu können." Nach seiner kurzen Ansprache, in der der Kapitän der rumänischen Nationalmannschaft der 50er Jahre und CCA-Spielmacher an die Erfolge des Handballs in Siebenbürgen und im Banat und an Kollegen, die schon gestorben sind, erinnert hatte, war ihm der Beifall sicher.
Genauso zufrieden ist auch Hansi Schmidt, der Initiator der Ulmer Begegnung Banater und Siebenbürger Handballer am 4. Oktober. Das Handballidol aus Gummersbach durfte manchen Glückwunsch für die Initiative entgegennehmen. Die Meinung der Sportfreunde war einhellig: Es war ein Auftakt nach Maß, ein weiteres Treffen muss folgen.

Auch Erika Blahm-Klein, Kapitän der rumänischen Auswahl Anfang der 50er Jahre, war begeistert. Sie gab in ihrer kurzen Ansprache den Kollegen auf den Weg, dass niemand wisse, ob ein nächstes Mal noch möglich sein wird. Auf ihre Einladung hin hatten sich 18 ehemalige Spielerinnen und Spieler schon am Vorabend des eigentlichen Gipfels getroffen. Die meisten davon waren Mediascher, doch mit Martha Siegmund-Löw und Magda Haberpursch-Draser sind eine Schäßburgerin und eine Hermannstädterin dazugestoßen.

Gerlinde Reip-Oprea, die ihre Erfolge in erster Linie in Temeswar auf dem Kleinfeld gefeiert hat, ist auf die Reihe der Trainer eingegangen, die ihre und auch manche andere Laufbahn geprägt haben, der ehemalige Nationalspieler Walther Maiterth seinerseits auf die Pionierleistung der Siebenbürger Sachen bei der Einführung und Entwicklung des Handballs in Rumänien und auf den Beitrag der Banater Schwaben zur Förderung des Hallenhandballs.

Herrenauswahl
Herrenauswahl


Das Treffen der Banater und Siebenbürger Handballer sei längst fällig gewesen, so Hansi Schmidt. Denn Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen hätten bei der Entwicklung des Handballs in Rumänien nach dem Krieg so eng zusammengewirkt, wie es auf den ersten Blick kaum sichtbar ist. Schmidt erinnerte an die Leistungen der Heldsdorferinnen Gerlinde Reip-Oprea, Edeltraut Franz-Sauer sowie von Roland Gunnesch, Walther Maiterth, Georg Gunesch oder Reinhard Gottschling im Banat. Aber auch Banater Handballer haben in Siebenbürgen erfolgreich gespielt: Josef Thierjung und Bill Ochselfeld in Heltau, Niki Messmer und Ewald Kolleth in Kronstadt. Für Hans Andreas Bretz war das Treffen in Ulm ein Fest des Handballs, das unbedingt wiederholt werden sollte.

In zwei Begegnungen standen sich die Auswahlmannschaften des Banats und Siebenbürgens gegenübergestanden. Die hervorragend von "Nationaltrainer" Reinhard Gottschling und seinem Assistenten Helmut Zikeli eingestellte siebenbürgische Männerauswahl zeigte gegen das von Edwin Sauer (er ist kurzfristig für den verhinderten Roland Wegemann eingesprungen) betreute Banater Team spannende Spielzüge, die die 250 Zuschauer in der Pfuhler Halle zu manchem Beifall und zu mancher Anfeuerung veranlassten. Hans Andreas Bretz (73 Jahre alt) hat vorgeführt, wie ein Spieler durch Sperren des Gegners in Szene gesetzt wird. Karl Martini (70) hat nach Tempogegenstößen sogar seine Tore geworfen. An alte Zeiten knüpfte auch der etwas jüngere Klaus Schibschid an. Wie ein 61-Jähriger einem Ball nachhechtet, mit dem Ball in der Hand einen Purzelbaum schlägt oder den Gegner nach einer Täuschung am Kreis schlecht aussehen lässt, das hat Dieter Christenau in Reihen der Banater vorgeführt. Und wie ein Kreisläufer angespielt werden kann, das hat Hansi Schmidt (ebenfalls 61) bewiesen. Doch da war auch die Jugend, die für Tore gesorgt hat. Der Jahrmarkter Gerhard Breinich im Banater Team und Pierre Dichtl im Siebenbürger. Und was wären die Mannschaften gewesen ohne die Torsteher: Veteran Willi Reimer und Hermann Speck auf Siebenbürger, Hansi Huber, Franz Demian und Ernst Schön auf Banater Seite. Ein locker geführter "Kampf" endete 20:20 (16:16) nach Sieben-Meter-Werfen. Ferner haben gespielt: Dieter Fuchs, Werner Schön, Michael Lambert, Cyprian Billich und Hans Burger (Banat), Hubert Mrasz, Helmut Miskes, Helmer Streitferdt, Werner Billes und Herbert Streitferdt. Zu einem Kurzeinsatz in der Banater Mannschaft kam der ehemalige Kapitän der rumänischen Nationalmannschaft und heutige Präsident des Rumänischen Handball-Verbandes, Cristian Gatu, der zu Gast war beim zweifachen Weltmeister Roland Gunnesch.

Die Frauenteams, denen zwar nur je sechs Spielerinnen zur Verfügung standen, taten es den Herren trotzdem gleich. Nachdem Trainerin Erika Blahm-Klein den Anwurf ausgeführt hatte, führte Mannschaftskapitän Anna-Stark-Stanisel (68) vor, wie man seine Mitspielerinnen einsetzt und Tore wirft. Mit Karla Kuhn im Tor, Trude Graeser-Szasz (72), Waltraut Andone, Ursula Zinz und Gertrude Reip zog die siebenbürgische Mannschaft ein viel applaudiertes Spiel auf gegen eine Banater Mannschaft, die ihr an Können in nichts nachstand. Ein sicherer Halt in der Abwehr der von den Trainern Anni Nemetz-Schauberger und Viktor Kitza betreuten Banater Mannschaft war Hermine Vulcu. Auf dem Parkett zeigte Angela Mosu-Huber ein ums andere Mal, wie eine Gegnerin durch einen Ballaufschlag und eine Körpertäuschung ausgetrickst werden kann. Für Tempogegenstöße regelrecht wegen ihrer Jugend geeignet: des Trainers Enkelin Alexandra Kitza, die erst 13 Jahre ist. Ferner im Banater Team: Viktor Kitzas Schwiegertochter Elena, Andrea Mayr und Christel Schürle.

Die Siebenbürger Frauenauswahl: (von links) Waltraud Andone, Ursula Zinz, Trude Graeser-Szasz, Gertrude Reip, Anna Stark-Stanisel, Karla Kuhn und Trainerin Erika Blahm-Klein.
Die Siebenbürger Frauenauswahl: (von links) Waltraud Andone, Ursula Zinz, Trude Graeser-Szasz, Gertrude Reip, Anna Stark-Stanisel, Karla Kuhn und Trainerin Erika Blahm-Klein.


Die Begegnung der Frauen-Auswahlmannschaften endete 13:13 (10:10) nach Sieben-Meter-Werfen. Und wie könnten Handballspiele ohne Schiedsrichter übers Parkett gehen? Die fairen Begegnungen in der Pfuhler Halle haben gepfiffen: Hugo Heitz, der seinen Trainerschein vor 50 Jahren gemacht hat, und Johann (Ion) Konnerth (Manoliu).

Am Sonntagmorgen nach dem Treffen fand sich nach dem Frühstück eine Runde zusammen, um Rückschau zu halten. Man war sich einig: Es muss weiter gehen. Hans Andreas Bretz sorgte als Alleinunterhalter für Kurzweil: bei Anna Stark-Stanisel, Edeltraut Franz-Sauer, den Schwestern Gerlinde und Gertrude Reip, Kurt Sauer, Helmut Zikeli, Hansi Schmidt, Edwin Sauer und Robert Scherer. Eine glückliche Hand bei der Organisation des unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen stehenden Treffens hatten Peter-Dietmar Leber, Vorstandsreferent der Landsmannschaft der Banater Schwaben, und Franz Bayer, der den Hallenvertrag unter Dach und Fach gebracht und zusammen mit Mitgliedern der TSF Ludwigsfeld Speisen und Getränke im Foyer der Sporthalle angeboten hat. Johann Steiner stellte das druckreife Buch "Handball-Geschichte(n)" vor.

Johann Steiner

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