6. November 2003

Ökotourismus in den Karpaten

Die schwedische Stadt Are im Jamtland und die siebenbürgische Stadt Zernen (Zarnesti) bei Kronstadt wollen voneinander lernen. Eine schwedische Abordnung mit rund 15 Delegierten besuchte kürzlich Zernen. Die Veranstalter für Ökotourismus aus beiden Städten kamen zu einem einem zufriedenstellenden Ergebnis. Das Anliegen einer Städtepartnerschaft scheiterte jedoch zunächst und wurde vertagt.
Dafür zeigten sich die Schweden geradezu begeistert von "den paradiesischen Verhältnissen" und "der Vielfalt der touristischen Möglichkeiten in dieser Region", teilt uns Hermann Kurmes mit, der den von ihm gegründeten örtlichen Verband für Ökotourismus in Zernen leitet. Man könne zwar mit dem Wintersportangebot der Schweden nicht konkurrieren, meint der Rücksiedler Kurmes, "aber mit unseren Wandertouren auf den Spuren der Wölfe, Bären und Luchse sowie unseren Führungen mit botanischem und ornithologischem Hintergrund haben wir etwas Besonderes zu bieten. All das ist eingebettet in ein Kulturprogramm mit Besichtigungen wichtiger Baudenkmäler dieser Region, darunter sächsischer Wehrburgen. Zudem erhalten unsere Touristen Einblick in die traditionelle Lebensweise der Bergbauern."

Das war mit ein Grund für die schwedischen Ökotouristen, ihre Zusammenarbeit mit den Zerner Kollegen auszubauen. Denn Ziel beider Verbände ist es, kleine Familienbetriebe im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung und unter besonderer Berücksichtigung des Naturschutzes zu fördern. Allerdings fehlt den Pensionsinhabern und Bauern, die ökologischen Anbau betreiben und ihre Produkte diesen Pensionen liefern, bislang ein Gütesiegel. Dass so etwas sehr effizient sein kann, erfuhren die Siebenbürger im letzten Sommer bei einem Besuch in Schweden. Die nordischen Freunde wollen die Zerner in dieser Sache unterstützend begleiten. Dafür ist ein weiterer Austausch für den kommenden Winter in Schweden vorgesehen, "wenn dort Hochbetrieb herrscht", so Kurmes. Und im kommenden Sommer wollen die Schweden erneut hierher kommen und den Pensionen in Zernen professionell zur Seite stehen. Aber auch abgucken wollen sie einiges von den hiesigen Bergbauern: die in Schweden unterdessen verloren gegangenen landwirtschaftlichen Kenntnisse wie das Melken der Kühe oder Schafe - ohne moderne Anlagen - und die Herstellung des schmackhaften Gebirgskäses. Gemeinsam wolle man sich auch auf internationalen Messen präsentieren, um Waren besser zu vermarkten.

Diese Initiative wurde vom Kronstädter Kreisratvize Inacu Vespasian gut geheißen, wie Katharina Kurmes uns mitteilt. Er wolle das Vorhaben ausbauen und eine Ökozone zwischen Moeciu, Sinca und Wolkendorf gründen, was den gebürtigen Wolkendorfer Hermann Kurmes besonders freut.

Martin Ohnweiler


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2003)
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