14. November 2003

Leserecho: Leben nach dem Trauma

Zur Besprechung Tagebuch der Deportation schreibt Brigitte Klein folgenden Leserbrief.
Da mich das Thema Russlanddeportation sehr interessiert hat, habe ich das Buch „Abschied, Leid, Liebe“ von Susanne Kästner, das in dem oben erwähnten Artikel besprochen wird, in einem Atemzug gelesen. Ein spannender Thriller oder ein schauriger Gruselroman sind nichts im Vergleich zu den wahren Geschehnissen, die viele Siebenbürger Sachsen während der Zwangsarbeit erleiden mussten. Ich habe während des Lesens oft an meine Großmutter denken müssen, die das erste Jahr und die Typhusepidemie in Russland nicht überlebt hat.

Des Weiteren habe ich mir immer wieder Menschen vor Augen geführt, die ich gut kenne und die auch durch diese Hölle gegangen sind. Plötzlich erscheinen sie mir in einem anderen Licht. Ich habe nun mehr Achtung und Respekt vor ihnen und bewundere sie dafür, dass sie ihr Leben nach diesem Trauma wieder in den Griff bekommen haben. Viele haben auch den Schritt zur Auswanderung gewagt, was nochmals ein gewaltiger Einschnitt in ihrem Leben war.

An dieser Stelle möchte ich der Autorin Susanne Kästner meinen Respekt ausdrücken für ihren Mut, sich mit dieser schweren Zeit in ihrem Leben auseinander zu setzen und das Thema nicht aus ihrem Kopf zu verdrängen, wie es viele ihrer Leidensgenossen getan haben. Durch diese Dokumentation kann die Nachwelt erst richtig verstehen, was die Zwangsarbeit in Russland bedeutet hat.

Brigitte Klein, Reutlingen


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2003, Seite 22)

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.