27. November 2003

Rumänische Diaspora: "Vergiftete Hinterlassenschaft"

Auch 14 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktatur herrscht Misstrauen unter den Auslandsrumänen in Deutschland. Auf der Tagung des Bundes Deutsch-Rumänischer Vereine (LARG) am 22. November in Berlin beklagte Gheorghe Sasarman, der Vorsitzende des Bundes, dass die Auslandsrumänen nicht nur uneins, sondern auch nach wie vor gespalten seien.
Wie die rumänische Redaktion der Deutschen Welle berichtet, fand die Tagung im Rumänischen Kulturinstitut in Berlin unter Schirmherrschaft des Deutsch-Rumänischen Forums und der Rumänischen Botschaft in Berlin statt. Zugegen waren bundesdeutsche und rumänische Politiker, darunter der rumänische Botschafter in Berlin, Adrian Vierita, Staatssekretär Titus Corlatean, Leiter des Departements für die Auslandsrumänen im Generalsekretariat der Regierung Adrian Nastase, Botschafter Gabriel Branzaru, Direktor des Departements für die Auslandsrumänen im rumänischen Außenministerium.

Der Bund Rumänisch-Deutscher Vereine mit Sitz in München wurde am 16. November 2002 gegründet. Ziel des Verbandes ist es, rumänische Traditionen und Kulturwerte zu pflegen und zugleich die Integration der in Deutschland lebenden Rumänen in die deutsche Gesellschaft zu fördern. Dazu stellt LARG gemeinsame Veranstaltungen auf die Beine und koordiniert die Vorgehensweise gegenüber deutschen und rumänischen Behörden. Erörtert wurden in Berlin grundsätzliche Fragen der Zusammenarbeit zwischen den rumänischen Vereinen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, die Mitglieder des Dachverbandes LARG sind.

Gheorghe Sasarman, LARG-Vorsitzender und Organisator der Tagung, erklärte in seiner Ansprache: "Misstrauen, Angst und Argwohn sind das unglückselige Erbe einer Zeit, in der die Spaltung des rumänischen Exils Staatspolitik war. Diese Politik wurde mit allen Mitteln betrieben. Man erkaufte sich das Gewissen von Menschen, es wurden Gerüchte gestreut und Verleumdungen in die Welt gesetzt. Dass diese Psychose auch noch so viele Jahre nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur fortbesteht, ist eine jener vergifteten Hinterlassenschaften, die offenbar das Phantom einer späten Revanche darstellen. Es sieht so aus, als hätte der Geist der Zwietracht sogar die Vertreter der Kirche erfassst, obwohl man von ihnen hätte erwarten können, dass sie zur Einigkeit aufrufen. Es stellt sich die Frage: Finden wir uns damit ab, dass wir diesen Ballast – sehr zur unverdienten Freude einiger dunkler Gestalten der Vergangenheit - wie einen Fluch mit uns weiterschleppen? Oder finden wir die Kraft, ihn loszuwerden und uns mit Vertrauen und Ehrlichkeit, mit Hochachtung und Aufrichtigkeit gegenüberzutreten?"

sb

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