20. Dezember 2003

Prosa von Ernst Wilhelm Müller

Insbesondere in fortgeschrittenem Lebensalter fühlt sich mancher zum Schreiben berufen, um seine Erinnerungen in Memoirenform zu publizieren. Die Elaborate dieser autobiographischen Literatur erreichen manchmal nur einen kleinen Leserkreis und geraten bald in Vergessenheit, andere haben Bestand. Der gebürtige Siebenbürger Sachse Ernst Wilhelm Müller hat erst im Alter zu schreiben begonnen und kann trotzdem bereits auf ein umfangreiches Oeuvre verweisen. Müller ist Naturfreund und passionierter Jäger. Drei seiner Bücher gehören zu diesem Themenkreis: Lustiges und Besinnliches über Hunde, Jagd und Jäger, Das Rehessen und schließlich, 2002 erschienen, Der Jagdhornklang.
In Rezensionen wird Müller ein "tiefer Einblick in die Tier- und Jägerseele und das ganze jagdliche Drum und Dran" bescheinigt. Der Jagdhornklang ist eine akribische Chronik der Jagderlebnisse des Verfassers und Ausfluss seiner 45-jährigen Erfahrungen als Mitglied einer Jagdhornbläsergruppe.


Ernst Wilhelm Müller auf dem Titelbild eines seiner Jagdbücher.
Ernst Wilhelm Müller auf dem Titelbild eines seiner Jagdbücher.

Auf erzählte Begebenheiten folgen protokollartige Darstellungen weidmännischen Handelns. In einem Begleittext zum Buch heißt es: "Wo er / der Jagdhornklang / erklingt, bringt er Freude und Besinnung! Sein Ton entführt uns in die Welt der Berge, der Wiesen und Wälder und simuliert die Erregung des Herzens beim Anblick wilder Tiere." Humor wird dem Verfasser ebenfalls zu Recht bescheinigt. Überdies ist das Buch reich illustriert; es liest sich flüssig und kann allen Natur- und Jagdfreunden - und nicht nur diesen - empfohlen werden.

E. W. Müller ausschließlich als Verfasser von Jagdliteratur darzustellen wäre einseitig, denn er ist zudem auch Romanautor. In seinem über 500 Seiten starken Entwicklungsroman Im Rachen Luzifers - Zwischen Ulmer Alb, Stuttgart und "Jenseits der Wälder" kommt Michael aus Deutschland durch die Kinderlandverschickung in jungen Jahren nach Siebenbürgen und lernt hier eine neue, faszinierende Welt kennen. Für den Autor ist damit der Rahmen gegeben, Geschichte, Kulturgeschichte und Brauchtum der Siebenbürger Sachsen im Zusammenleben mit den anderen siebenbürgischen Völkern detailliert zu schildern. Die Leser, denen Siebenbürgen weitgehend unbekannt sein dürfte, erhalten auf diese Weise in literarischem Gewand noch und nöcher Informationen über Land und Leute. Hierin besteht sicher eine der Qualitäten des Buches. Ein beigefügtes Quellenverzeichnis mit Fachliteratur weist die Authentizität der evozierten historischen Daten nach. Diese heile siebenbürgische Welt wird von "Luzifer", wesensfremden politischen Mächten der Zeit, bedroht, doch die Grundpfeiler ihrer Kultur bleiben Richtschnur für einen berechtigten Glauben an die Zukunft. Das idealisierte Bild Siebenbürgens weckt beim Leser Interesse und Sympathien für das "Land jenseits der Wälder", und das ist sicher ein unbestreitbares Verdienst dieses Buches.

Walter Roth


Ernst Wilhelm Müller, Der Jagdhornklang - eine Deutung. Helfstein-Verlag, Geislingen, 2002. 272 Seiten, 8 Euro.
Ernst Wilhelm Müller, Im Rachen Luzifers. Zwischen Ulmer Alb, Stuttgart und "Jenseits der Wälder". Roman. Helfstein-Verlag, Geislingen, 512 Seiten. 15 Euro. Zu bestellen beim Helfstein-Verlag, Karlstraße 3, 73312 Geislingen, Telefon: (0 73 31) 4 36 26, Fax: (0 73 31) 4 35 45, E-Mail: Hoch.Kleidung@t-online.de.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2003, Seite 7)

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