11. Januar 2004

Museum Gundelsheim zeigt ungeschönten Alltag in Rumänien

Das Siebenbürgische Museum Gundelsheim eröffnet am 16. Januar im Haus Heilbronner Straße die Ausstellung „Der nahe Fremde“ von Stephan Drube. Bereits seit 1997 sind seine Fotografien „über die Menschen, das Leben und die Arbeit in Rumänien“ in Form einer Wechselausstellung erfolgreich in Rumänien und in Deutschland unterwegs. Ergänzt durch authentische Aussagen der dokumentierten Personen, bringen die Fotografien dem Betrachter in äußerst eindrucksvoller Art den ungeschönten Alltag vor und nach der politischen Wende nahe.
Quasi als „Fremder“ hat Stephan Drube ab 1979/80 im Abstand von mehreren Jahren immer wieder die Westkarpaten, die Marmarosch, die Hermannstädter Gegend und die Gegend um Vrancea in der Moldau bereist. Auf den Spuren des bäuerlichen Handwerks als wirtschaftliche Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung besucht er Korn-, Säge- und Walkmühlen, Töpfer, Schnapsbrenner, Ziegelbrenner, Schmiede u.a. Mit den verschiedenen Zeitschnitten hält er den Wandel aber nicht nur fotografisch fest.



Stephan Drube: Kartoffelernte in Sohodol bei Campeni, Kreis Alba, 1980.
Stephan Drube: Kartoffelernte in Sohodol bei Campeni, Kreis Alba, 1980.


In zahlreichen Gesprächen mit den Menschen vor Ort entsteht ein vielschichtiges Mosaik an Eindrücken über die Zeit von 1980 bis heute. Bereits kurze Zitate reichen aus, um die Folgen der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in den ländlichen Regionen Rumäniens zu skizzieren. Traditionelles Handwerk in ländlichen Lebensräumen ist durch Armut, Urbanisierung und Zerstörung von Landschaft von Verfall und Abwanderung der Bewohner bedroht.

Drube stellt dabei keineswegs den wehmütig-nostalgischen Blick auf die ehemalige „schöne heile Welt auf dem Lande“ in den Mittelpunkt. Sein Anliegen ist vielmehr, mit den Mitteln der Fotografie und der sparsamen Textauswahl Prozesse bewusst zu machen, um, darauf aufbauend, die Suche nach Lösungen anzuregen oder gar mögliche Wege zum Erhalt des ländlichen Raums als Lebensraum und Kulturlandschaft aufzuzeigen.

In seinem Vorwort zum gleichnamigen Ausstellungskatalog schreibt der Hermannstädter Schriftsteller Paul Schuster: „Drube zeigt, was in der Regel ausgelassen wird …, was der heute durch Rumänien Reisende, sofern er an touristischen Komfort gewöhnt ist, nicht zu sehen bekommt. … Die polierte Seite der Medaille hat ihn (Drube) nicht interessiert – sondern ihre Kehrseite: Der Schrott, den Ceausescus Herrschaft hinterlassen hat, und die Menschen, die sich in dieser Hinterlassenschaft einrichten müssen.“

Die Ausstellung ist bis einschließlich 14. März 2004 zu sehen im Sonderausstellungsraum Heilbronner Straße 13 in Gundelsheim am Neckar, jeweils montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, und sonntags, 13 bis 16 Uhr. Der Katalog ist zum Preis von 6,50 Euro erhältlich. Weitere Informationen beim Siebenbürgischen Museum unter Telefon: (0 62 69) 42 23-0.

Beate Wild




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