17. Januar 2004

Zu Unrecht vergessen: Rudolf Wagner-Régeny

War es vermessen, Rudolf Wagner-Régeny mit Carl Orff und Werner Egk zu vergleichen? – Wer das Werk dieser drei Komponisten besonders im Bereich des Musiktheaters vorurteilsfrei nebeneinander stellt, wird wahrscheinlich zu Gunsten des 1903 in Sächsisch-Regen in Siebenbürgen geborenen und 1969 in Berlin (Ost) gestorbenen Komponisten und Hochschulprofessors einräumen, dass dieser Vergleich durchaus statthaft ist. Haben Zeitgenossen dessen umfangreiches Werk, ein Werk von überragender Qualität, nicht richtig eingeschätzt?
Anlässlich des 100. Geburtstags von Wagner-Régeny wurde im eben abgelaufenen Jahr 2003 in dieser Zeitung (siehe Links am Ende dieses Artikels) auch dank des unermüdlichen Wiederentdeckers Peter Szaunig wiederholte Male über den siebenbürgisch-sächsischen Tonkünstler geschrieben, so dass sich detaillierte Ausführungen zu Werk und Biographie des Geehrten an dieser Stelle erübrigen.

Das Ensemble nach einer höchst anregenden Wagner-Régeny-Hommage, von links: Elisabeth Breckner, Prof. Ortwin Schuster, Cornelia Stein, Peter Szaunig und Joachim Szaunig. Nicht auf dem Bild ist Brigitte Drodtloff. Foto: Konrad Klein.
Das Ensemble nach einer höchst anregenden Wagner-Régeny-Hommage, von links: Elisabeth Breckner, Prof. Ortwin Schuster, Cornelia Stein, Peter Szaunig und Joachim Szaunig. Nicht auf dem Bild ist Brigitte Drodtloff. Foto: Konrad Klein.

Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung hat ein Jubiläumskonzert mitveranstaltet und finanziert, das am 7. Dezember 2003 im Kleinen Konzertsaal des Münchner Kulturzentrums am Gasteig stattfand. In seiner Eigenschaft als Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates sprach Prof. Ortwin Schuster Worte der Begrüßung und Einführung. An diesem Abend wurde der gelungene Versuch unternommen, das Schaffen von Rudolf Wagner-Régeny aus der Versenkung zu heben und es öffentlich bekannt zu machen. Gelungen, weil man sich eben nicht auf ein Konzert beschränkt hat. Die Regie von TRIARTE/Drodtloff hatte da vieles zusammen zu fügen. Drei Künste – man darf den Namen dieser von Brigitte Drodtloff gegründeten Firma mit Sitz in München so deuten – waren versammelt: Musik, Textvortrag und Tanz. Aber da war ja noch das Bild: Sparsam ausgewählte, dennoch abwechslungsreiche Diaprojektionen dienten der sinnvollen Veranschaulichung der Zeitzeugnisse und Aphorismen, Textauszüge aus Tagebüchern und Essays des Gefeierten. Diese trugen in abwechselnder Folge die beiden siebenbürgisch-sächsischen Bühnenkünstler Joachim Szaunig und Elisabeth Breckner gekonnt vor. Dazu und zwischendurch kamen Musikbeispiele vom Band: markante Passagen aus den Opern Der Günstling, Die Bürger von Calais, Johanna Balk, Das Bergwerk zu Falun, aus Kantaten und Orchesterwerken, abschließend aus dem Spätwerk Genesis. Überdies spielte Peter Szaunig außer Wagner-Régeny-Stücken auch seine vom Klavierstück Requiem des Gefeierten inspirierte Eigenkomposition In Memoriam Rudolf Wagner-Régeny.

Besonderen Wert haben Wagner-Régenys Klavierstücke als historische Aufnahmen in der Eigeninterpretation des Komponisten. Diese sind in einer Auswahl auf einer CD versammelt, die als „Tondokument III“ der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung wegen bedauerlicher Verzögerungen seitens der Herstellerfirma Real Sound (Udine/Italien) erst jetzt erhältlich ist. Die CD "Klavierwerk von Wagner-Régeny" ist ab sofort zum Preis von 15 Euro zuzüglich Versandkosten zu bestellen bei Peter Szaunig, Telefon: (0 81 41) 81 85 77.

Ein Mangel des Abends bleibt allerdings die recht geringe Publikumszahl. Der große Aufwand bei der Vorbereitung dieser außergewöhnlich komplex gestalteten Hommage im Münchner Gasteig, vor allem die Gemeinschaftsleistung des Teams mit Elisabeth Breckner, Brigitte Drodtloff (Regie), Cornelia Stein (Tanz), Joachim und Peter Szaunig hätte einen vollen Saal verdient. Für die Anwesenden mögen die zwei Stunden eines abgerundeten Künstlerporträts unvergessen bleiben. Andere mögen es bedauern, nicht dabei gewesen zu sein. Jedoch haben Günter Czernetzky und Peter Pastior die Veranstaltung gefilmt und als Videoaufnahme dokumentiert. Somit ist zu hoffen, dass das Werk dieses bedeutenden Komponisten siebenbürgischer Herkunft doch nicht ganz in Vergessenheit gerät. Immerhin wurde Rudolf Wagner-Régeny mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet und kurz danach auch zum Ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zu München berufen.

Ewalt Zweyer

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 20. Januar 2004)

Weitere Artikel über Rudolf Wagner-Régeny:
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Symposium zum 100. Geburtstag von Rudolf Wagner-Régeny

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