18. Februar 2004

Fasnet und Internet - Hirräi!

Seit einem Jahr ist Kerstin Paal Pressereferentin der Urzelnzunft Sachenheim e.V. Die 20-jährige Agnethlerin lebt heute in Stuttgart und in Konstanz, wo sie Spanisch und Management studiert. 1990 kam ihre Familie nach Deutschland. Ihr länger gehegtes Vorhaben, für die Urzelnzunft eine Homepage zu gestalten, konnte Kerstin Paal im September 2003 endlich realisieren. "Fasnet und Internet" - ein Slogan wie "Laptop und Lederhosn" - so ließen sich ihre vielfältigen Aktivitäten griffig umreißen. Der Spannungsbogen reicht, wie Kerstin Paal im folgenden Gespräch mit Robert Sonnleitner erklärt, von der Pflege altehrwürdigen Brauchtums bis hin zu dessen Vermittlung dank modernster Kommunikationsmittel.
Hirräi, Kerstin. Urzeln duzen sich doch, oder?

Hirräi, ja! Normalerweise haben sich bisher die Urzeln untereinander immer geduzt.

Die Urzelnzunft Sachsenheim e.V. besitzt seit kurzem einen eigenen Internetauftritt. Du bist in diesem Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Kannst du uns den Verein kurz vorstellen?

Die Urzeln sind seit 1965 in Sachsenheim zu Hause und veranstalten jedes Jahr den Urzelntag. Zudem sind wir seit 1989 Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte und nehmen an vielen Narrentreffen während des Jahres teil.

Was gehört zu deinem ehrenamtlichen Aufgabenbereich?

Ich habe für die Urzelnzunft die Pflege des Internetauftrittes sowie die Öffentlichkeitsarbeit übernommen. D.h. ich schreibe Zeitungen und verschiedene Internetseiten an, um Neuigkeiten der Zunft zu veröffentlichen.


Kerstin Paal, Pressereferentin der Urzelnzunft Sachenheim e.V.
Kerstin Paal, Pressereferentin der Urzelnzunft Sachenheim e.V.

Die Urzeln haben es dir anscheinend angetan. Was fasziniert dich an diesem Brauch?

In erster Linie macht es mich stolz, die alte Agnethler Tradition am Leben zu erhalten und fortzuführen. Diese Tradition schafft ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl. Und nicht zuletzt ist es auch der Spaß bei den Narrentreffen und am Urzelntag.

Über den Urzelnbrauch und seine Geschichte gibt es auf eurer Homepage einiges zu lesen. Betreust Du die Homepage alleine oder unterstützt dich noch jemand bei der Arbeit?

Die Hauptarbeit mache ich alleine, aber ich werde freilich auch von anderen Urzeln unterstützt. Sie schicken mir z. B. Bilder, Fotos oder Berichte.

Die Urzelnzunft Sachenheim e.V. ist Mitglied der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte. Was unterscheidet euch von den anderen Narrenzünften?

Ich würde sagen, außer dem Häs und vielleicht ein paar zunftinternen Sachen ziemlich wenig. Jede Zunft hat ihre eigene Geschichte, aus der dann die entsprechenden Bräuche entstanden sind. Die Urzelnzunft ist eine sehr ursprüngliche Zunft, die Brauch und Figuren nicht verändert hat. Die Urzelmaske ist nie „verschönert“ worden und wird heute noch, wie früher, aus dem Drahtgeflecht hergestellt.

Bei den Urzeln herrscht eine strenge Kleiderordnung. Beschreibe uns bitte mal das Häs?

Der Urzelnanzug oder das Häs ist aus grobem Leinenstoff gefertigt. Schwarze Stofffransen werden in Querreihen so aufgenäht, dass die weiße Unterlage des Anzuges bei Bewegung durchschimmert. Vor das Gesicht kommt eine bemalte Maske aus feinem Drahtgeflecht, die den Urzel unkenntlich macht. Die Maske ist mit Fell eingefasst. Das ebenfalls mit schwarzen Stofffransen besetzte Tuch der Maske bedeckt die Schultern und endet auf dem Rücken mit einem bodenlangen Zopf aus Hanf. Um die Hüfte hat der Urzel einen breiten Gurt, an dem ein bis zwei große Glocken befestigt sind. Eine Peitsche aus Leder mit einem Schmiss aus Hanf, eine Quetsche aus Eschenholz für Krapfen und eine Rätsche vervollständigen die Ausrüstung des Urzel. Zur Erkennung trägt jeder Urzel vorne und hinten eine Nummer. Das Allerwichtigste: Der Urzel trägt schwarze Schuhe, saubere weiße Handschuh und ein an der linken Brust befestigtes weißes Tuch.

Am 22. Januar war die Urzelnzunft zu einem Fernsehauftritt auf der Stuttgarter CMT-Messe eingeladen. Wie kommt man zu so einer Einladung? Liegt's am guten Baumstriezel und den Urzelnkrapfen?

Man muss einfach nur ein interessantes Brauchtum besitzen, so wie die Urzeln.

Bei Paraden laufen peitschenknallende und mit Schellen lärmende Urzeln durch die Straßen.

Wir nehmen auch Passanten am Straßenrand in die Peitsche, machen mit diesen ein Tänzchen und verteilen Krapfen aus der Quetsche.

Was muss ich tun, um bei einer Parade einen Urzelnkrapfen zu ergattern?

Ehrlich gesagt: Glück haben! Die Krapfen sind sehr begehrt.

Hirräi, vielen Dank für das Gespräch.

Hirräi, gern geschehen.

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