13. Juni 2001

Erneut starke Beteiligung der Jugend am Heimattag

Stark wettergeprägt, aber trotzdem positiv verlaufen ist in diesem Jahr der Heimattag der Siebenbürger Sachsen, der unter dem Motto "Zusammenhalt üben - Partnerschaft stiften" und im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums der Heimattage in Dinkelsbühl stand. Die Verantwortung für einen großen Teil des Heimattagablaufs lag in den bewährten Händen der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) sowie bei Studium Transylvanicum. Über das Kronenfest der SJD Baden-Württemberg, das Offene und Gemeinsame Tanzen in der Schranne und die erneut starke Beteiligung der Jugend am Sachsentreffen in der fränkischen Großstadt berichtet SJD-Pressereferent Rainer Lehni.
Vom regnerischen und recht kalten Wetter wenig beeindruckt, zeigten sich die Jugendlichen zufrieden mit dem Ablauf ihrer Aktivitäten. Die Zahl der am Heimattag teilnehmenden Jugendlichen war etwa gleich hoch wie in den letzten Jahren, vor allem auch weil die Jugend überwiegend das ganze Wochenende anwesend ist, im Gegensatz zu vielen Erwachsenen, die hauptsächlich am Pfingstsonntag anreisen.
 Traditionell eröffnete die Bundesjugendleitung der SJD den Festumzug des diesjährigen Heimattages; im Hintergrund die Dinkelsbühler Knabenkapelle. Foto: Josef Balazs

Traditionell eröffnete die Bundesjugendleitung der SJD den Festumzug des diesjährigen Heimattages; im Hintergrund die Dinkelsbühler Knabenkapelle. Foto: Josef Balazs



Ein etwas anderes Kronenfest

Erstmals wurde im Rahmen der traditionellen Brauchtumsveranstaltung am Pfingstsamstag ein Kronenfest beim Heimattag vorgeführt. Dafür hatte man die siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen aus Baden-Württemberg begeistern können. Auf einem eigens dafür organisierten Seminar wurde das Kronenfest vorbereitet, indem man Tänze und Lieder einstudierte. Verantwortlich für die Veranstaltung zeichnete die Landesjugendleitung der SJD Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Vorstand der landsmannschaftlichen Landesgruppe ebendort und der Kreisgruppe Dinkelsbühl.
Am Freitag vor Pfingsten fanden sich eifrige Helfer bei Familie Wellmann in Dinkelsbühl ein, in deren Garten dankenswerterweise die Festkrone mit Eichenlaub und Feldblumen geschmückt werden konnte. Zusammen mit den Helfern der Kreisgrupe und der örtlichen Feuerwehr wurde der 13 Meter hohe Kronenbaum auf dem Marktplatz vor der Katholischen Kirche aufgestellt, allein dies schon lockte zahlreiche Schaulustige an. Nachts wurde der Kronenbaum von mehreren Tänzerinnen und Tänzern in Schichten bewacht.
Einen Wermutstropfen bildete am nächsten Tag das regnerische Wetter, das die Organisatoren zwang, den Ablauf der Veranstaltung zum größten Teil in den Schrannensaal zu verlegen, nur das Kronenbesteigen musste zwangsläufig draußen erfolgen. Bei Nieselregen, von der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart unter der Leitung von Gernot Wagner angeführt, marschierten über 30 jugendliche Trachtenpaare von der Schranne zum Kronenbaum, wo der "Altknecht" Günther Hihn (Tanzgruppe Heilbronn) unter kräftigem Applaus die Krone bestieg und seine Ansprache an die sehr zahlreichen Zuschauer richtete. Er dankte dabei allen Mitgestaltern des Festes für ihre Hilfe, anschließend folgte der obligatorische Bonbonregen aus der Krone, worüber sich vor allem die Kinder freuten. Es folgte der Ehrentanz des "Altknechts" mit der "Altmagd" Christine Göltsch (Tanzgruppe Heilbronn). Das restliche Programm wurde nach dem Rückmarsch auf der Bühne des großen Schrannensaals abgewickelt. Christine Göltsch, Landesjugendleiterin der SJD Baden-Württemberg, stellte den Brauch vor. Gemeinsam sangen die Jugendlichen die Lieder "Af deser Ierd", "Schön ist die Jugend" sowie gemeinsam mit dem Publikum das Siebenbürgen-Lied. Es folgten mehrere gemeinsam dargebotene Volkstänze, begleitet vom Sudetenland-Quartett der Familie Heinz Hess, die beim Publikum sehr gut ankamen. Vor allem die Masse der Tänzerinnen und Tänzer beeindruckte sehr.
Warme Dankesworte für die Vorführung richtete zum Abschluss der Veranstaltung Karin Servatius-Speck, stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, an die auf der Bühne versammelten Jugendlichen. An dem Kronenfest beteiligten sich Tanzpaare aus neun baden-württembergischen Tanzgruppen: Bietigheim-Sachsenheim, Heidenheim, Heilbronn, Ludwigsburg, Metzingen, Schwäbisch Gmünd, Jugendtanzgruppe Stuttgart, Kinder- und Volkstanzgruppe Stuttgart und Tuttlingen. Landesjugendleiterin Christine Göltsch war über die Teilnahme so vieler Tanzgruppen sehr erfreut, ebenso über die große Zuschauerzahl, was sie sich nie erträumt hätte. Die "Kronenfeststimmung" wäre jedoch bei entsprechendem Wetter sicher noch besser auf das Publikum übergesprungen, erklärte Göltsch gegenüber dieser Zeitung.

Offenes Tanzen in der Schranne

Dem Regen zum Opfer fiel zum erstenmal auch das Offene Tanzen der einzelnen Tanzgruppen vor der Schranne am Pfingstsonntagnachmittag. Pünktlich zum Programmbeginn setzte Regen ein, so dass kurzerhand die Auftritte der Tanzgruppen in den Schrannensaal verlegt werden mussten. Das geplante Tanzen am Altrathausplatz musste ganz entfallen. Nichtsdestotrotz herrschte in der hoffnungslos überfüllten Schranne gute Stimmung während der einzelnen Darbietungen der Tanzgruppen, die von der SJD-Kulturreferentin Margot Wagner vorgestellt wurden. Es beteiligten sich die Tanzgruppen Augsburg, Heilbronn, Herzogenaurach, Ingolstadt, Ludwigsburg und Metzingen, erstmals die neu gegründete Jugendtanzgruppe München, dann die Tanzgruppe Nürnberg, die Erwachsenentanzgruppe, Jugendtanzgruppe und die Kindertanzgruppe Schwäbisch Gmünd, die Jugendtanzgruppe, die Kinder- und die Volkstanzgruppe Stuttgart, die Tanzgruppen Tuttlingen, Waldkraiburg und Wels (Österreich). Als Gastgruppe war in diesem Jahr der "Zunftreigen Dinkelsbühl" unter der Leitung von Johannes Reulein dabei. Die Gruppe besteht seit 1928 und stellt die Töchter und Söhne der ehemaligen Dinkelsbühler Wollweberzunft dar. Zum Abschluss folgten mehrere gemeinsam getanzte Volkstänze, die wie auch am Vortag beim Kronenfest von der Familienmusik Hess begleitet wurden. Margot Wagner dankte dem Publikum für seine Treue, es war ein immenser Kraftakt sowohl für die Tanzgruppen als auch für das Publikum, die lange Zeit im Schrannensaal durchgehalten zu haben. Dankesworte an die Jugendlichen richteten desgleichen Thorsten Schuller, stellvertretender Bundesvorsitzender, und Hannelore Scheiber, stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Bayern und stets treue Begleiterin der Jugend.
Die zahlreichen Kinder und Jugendlichen waren schon am Vormittag des Pfingstsonntags während des Trachtenzuges aufgefallen, der mit 42 teilnehmenden Gruppen einer der größten seiner Art war. Angeführt wurde der Zug wie stets von der Bundesjugendleitung der SJD, gefolgt von der Dinkelsbühler Knabenkapelle und der Jugendtanzgruppe Ingolstadt, als Sieger des letztjährigen Volkstanzwettbewerbes. Ferner bereicherten die Tanzgruppen Heilbronn, Herzogenaurach, Ludwigsburg, Metzingen, Nürnberg, die drei Tanzgruppen aus Schwäbisch Gmünd, die Jugendtanzgruppe Stuttgart, dazu Tuttlingen, Waldkraiburg und Wels mit ihren jugendlichen Trachtenträger den Umzug durch die Dinkelsbühler Altstadt. In den HOG-Gruppen fielen dagegen die zahlreichen Kinder auf, die stolz ihre sächsische Tracht zeigten. Für den Trachtenzug verantwortlich waren Hannelore Scheiber, Siegfried Schmidt und Thorsten Schuller.

Zeltplatzordnung mit neuem Team

Die Organisation des Jugendzeltplatzes am Bahndamm wurde in diesem Jahr von einem neuen Team, gebildet von Eduard W. Wagner, Ute Schuller, Gerhard Welter und Thomas Buchholzer, sichergestellt. Unterstützt wurden die vier Hauptverantwortlichen von rund 60 Helfern aus den Gruppen Augsburg, Geretsried, Heilbronn, Ingolstadt, Landshut, München und Waldkraiburg. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer waren drei Tage im Einsatz und sorgten für einen reibungslosen Ablauf unter den über 400 Zeltplatzbesuchern. Unterstützt wurden sie hierbei zusätzlich von Security-Mitarbeitern. Allen Beteiligten sei für ihrer tolle Einsatzbereitschaft und gute Zusammenarbeit herzlich gedankt. Erwähnt werden soll auch, dass es auf dem Zeltplatz merklich ruhiger zugeht, was früher so nicht immer der Fall war, auch dies ein Verdienst der Organisatoren.
Bombenstimmung herrschte zwei Tage lang auch im unweit des Zeltplatzes gelegenen Festzelt, wo am Pfingstsamstag und Pfingstsonntag jeweils mehrere tausend Besucher in fröhlicher Stimmung feierten. Dafür sorgten die Bands "Original Unterwalder", "New Sound", das "Karpaten Tanz- und Unterhaltungsorchester" sowie "One Missing". Es muss aber auch erwähnt werden, dass die Veranstaltung im Festzelt mehr oder weniger parallel zu den anderen Heimattagsveranstaltungen läuft, viele der Zeltbesucher in die Dinkelsbühler Altstadt gar nicht hinkommen, was eigentlich schade ist. Vielleicht überlegt es sich mal der eine oder andere, lohnen tut es sich allemal. Zuständig für das Ordnungsteam am Festzelt waren Gerhard Roth und Tiberius Donea.
Einen festen Bestandteil des Heimattages bildet mittlerweile auch das Konzert von Ricky und Elvin Dandel, die eine treue Fangemeinde besitzen. Auch ihr diesjähriger Auftritt war ein riesiger Erfolg. Zahlreiche Zuschauer waren trotz des kalten Wetters erschienen, sangen begeistert mit und folgten abschließend der Aufforderung zum Tanz. Vertreten waren alle Alterskategorien, von den Drei- bis über Achtzigjährigen. Die beiden Sänger boten ein breit gefächertes Repertoire, von siebenbürgisch-sächsischen Liedern bis hin zu aktuellen Hits aus den Charts.

Seminar für Siebenbürgen-Interessierte

Das jährlich von Studium Transylvanicum durchgeführte "Schnupperseminar" für siebenbürgische Landeskunde richtet sich an Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen. So war auch das Alter der rund 30 Teilnehmer recht unterschiedlich. Doris Binder-Falcke referierte über die Daker, Gerald Volkmer bot einen Überblick über die Geschichte und Landeskunde Siebenbürgens sowie über die Organisationen und Einrichtungen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Im Cafe "Extrablatt" trafen sich an den Nachmittagen die Internetfreunde zu gepflegten Plauderstündchen. Dieser hauptsächlich junge Personenkreis, der sonst virtuell miteinander kommuniziert, hat hier mittlerweile seinen festen Treffpunkt gefunden.
Eine zahlreiche Fangemeinde fand sich auch beim beliebten Fußballturnier auf den Dinkelsbühler TSV-Sportanlagen ein. Verantwortlich für die Organisation der Turniers um den "Burschi-Widmann-Pokal" waren Horst Hartig und Thomas Miess.
Die Eröffnungsveranstaltung des Heimattages wurde von der baden-württembergischen Landesjugendleiterin Christine Göltsch moderiert, umrahmt wurde der Festakt mit klassischer Akkordeonmusik, dargeboten vom jungen Geschwisterpaar Beatrix und Gudrun Wagner (Denkendorf). Der Infostand vor der Schranne lief erneut unter der Regie des bewährten Teams der SJD Rheinland-Pfalz/Saarland unter der Leitung von Adelheid Hanek. Genannt werden sollen natürlich auch die Ordner der Kreisgruppe Dinkelsbühl und der Jugendtanzgruppe Stuttgart, die ganz kurzfristig eingesprungen waren, und für einen reibungslosen Ablauf des Trachtenzuges, der Kundgebung vor der Schranne und des Fackelzuges sorgten. An der Podiumsdiskussion am Pfingstsonntag war die SJD durch Ortwin-Rainer Bonfert vertreten.
Für den guten Ablauf und ihre Mitarbeit dankt die Bundesjugendleitung der SJD allen Helferinnen und Helfern sowie den aktiven Jugendlichen, die auch in diesem Jahr zum guten Gelingen des Heimattages beigetragen haben. Für nächstes Jahr erhofft man sich wieder eine zahlreiche Teilnahme der Jugendlichen, dann bei hoffentlich freundlicherem Wetter. Den einen oder anderen aktiven Jugendlichen wird man sicherlich auch beim Heimattreffen der Siebenbürger Sachsen in Österreich sehen, das vom 31. August bis 1. September dieses Jahres im oberösterreichischen Wels stattfindet. Hierzu sind alle Tanzgruppen herzlich eingeladen.

Rainer Lehni


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 20. Juni 2001, Seite 7)

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